Isernhagen: An den Schulen herrscht trotz Corona Geschäftigkeit

Auch wenn wegen des Coronavirus Kinder und Jugendliche seit dem 16. März ihre Schulen nicht mehr besuchen dürfen und Ende des Monats die Osterferien beginnen: Es tut sich eine Menge in den Schulen in Isernhagen. Notbetreuung, Versorgen der Schüler mit Material zur Vertiefung des Stoffes und Korrigieren der Aufgaben, Erstellen von Konzepten zum Ganztagsschulbetrieb und zu neuen Angeboten, Umsetzen und Kommunizieren der aktuellen Entscheidungen des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung: Frei haben die Schulleiter und ihre Kollegien wahrlich nicht. Gymnasium: Lehrer und Schüler tauschen sich über IServ aus: „Dass Herr Tonne gesagt hat ,Lernen ist nicht verboten‘, haben wir ganz schnell aufgegriffen“, sagt Martin Conrad, ständiger Vertreter von Christina Bielefeld, der Leiterin des Gymnasiums Isernhagen. Über den Schulserver IServ seien die Lehrer und Schüler per eigener systemimmanenter E-Mail-Adresse in stetem Austausch. „Meine Kollegen sind da sehr engagiert und versorgen die Schüler mit Aufgaben zum Üben, Wiederholen und Festigen des Stoffes“, sagt Conrad. Je nach Fach würden dann entweder die Jugendlichen die gelösten Aufgaben den Lehrern zur Korrektur per E-Mail zuschicken. Oder aber es würden in verschiedenen Zeiträumen Musterlösungen hochgeladen, anhand derer die Jugendlichen ihre Ergebnisse selbst überprüfen könnten. Neue Lerninhalte werden am Gymnasium wie an allen Schulen jedoch nicht vermittelt. „Ich bin begeistert vom Einsatz meiner Kollegen, die zum Teil täglich Aufgaben bereitstellen und korrigieren“, sagt Conrad. Auch IGS stellt Lernstoff auf dem Schulserver bereit: Ganz ähnlich handhabt es auch die IGS mit dem Lernen auf virtueller Basis. „Wir haben viele Lerninhalte auf dem Schulserver, sodass die Schüler problemlos darauf zugreifen können“, sagt deren Schulleiter Jens Könecke. Auch dort würden die Schüler nicht alleingelassen und erhielten Rückmeldungen. Angesichts des pädagogischen Konzeptes der IGS, welches eine hohe Binnendifferenzierung vorsieht, stehen Übungen verschiedener Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. „Wir ermuntern die Schüler auch, sich einmal an etwas schwierigeren Aufgaben zu versuchen“, sagt Könecke. Um den Jugendlichen „andere Dinge, die man einfach mal ausprobieren kann“, aufzuzeigen, bedient sich die IGS Könecke zufolge einer in Altwarmbüchen entstandenen App, der sogenannten PLACEm. „Darauf geben wir täglich ein, zwei, drei verschiedene Ideen ein wie ,Suche den entferntesten Platz und schicke von dort eine Postkarte an die IGS‘. Man kann ja nicht den ganzen Tag nur lernen“, sagt er und zeigt so Verständnis für die auch für die Jugendlichen ungewohnte Situation. Hilmer: Statt Stress eine Chance für Familien: Die Schüler der Grundschule Altwarmbüchen hingegen dürfen ihre Zwangsferien ohne Aufgaben aus der Schule verbringen. „Wir haben IServ erst seit Februar und auch nur als Kommunikationsplattform für die Lehrer“, erläutert Schulleiter Christian Hilmer. Kommunikation mit den Schülern über private E-Mail-Adressen sei der Datenschutzgrundverordnung zufolge nicht erlaubt und also auch nicht möglich. Doch gebe es durchaus gute Angebote im Internet, betont Hilmer. „Auf die Seiten, die die HAZ empfiehlt, würden wir auch verweisen. Und die Aktion mit Ingo Siegner, der den kleinen Drachen Kokosnuss vorliest, ist auch toll.“ Krisen bedeuteten meist auch eine Chance, meint der Grundschulleiter. Und die Corona-Krise gebe Familien eine Chance, sich völlig neu zusammenzufinden und näher zusammenzurücken. Normalerweise sei der Alltag stark durchstrukturiert, und die gemeinsamen Zeiten seien sehr überschaubar. „Jetzt sind Mama und Papa vielleicht im Homeoffice. Und das gibt mehr Raum für Rituale.“ So könnten Familien beispielsweise mit den Kindern gemeinsam kochen, dabei Letztere ein wenig Lebenspraxis sammeln lassen – auch, indem die Kinder etwa beim Abwaschen oder Staubsaugen helfen. Grundfähigkeiten wie das Einmaleins oder das Lesen ließen sich übrigens auch gut zusammen vertiefen: „Vielleicht ist ja Zeit, sich nachmittags gemeinsam hinzusetzen und einander vorzulesen“, schlägt Hilmer vor. Auch Notbetreuung muss organisiert werden: Und was haben die Lehrer zu tun, außer Aufgaben bereitzustellen? Die Schulleitungen sind viel in Verwaltungsaufgaben eingebunden. Neben dem Tagesgeschäft gilt es, die jeweils neuesten Anordnungen umzusetzen und dafür zu sorgen, dass auch die Eltern darüber informiert sind. Das heißt: Die Schulwebsites müssen aktualisiert werden, Elternvertreter sind zu benachrichtigen. Es gilt, die Notbetreuung sicherzustellen, entsprechende Dienstpläne zu erstellen. Die Kollegen zögen ganz toll mit, und viele hätten sich für die Ferien freiwillig angeboten, berichten die Schulleiter. Einige Lehrer arbeiten in den Schulsammlungen. Darüber hinaus sind Dokumentationen und Lernentwicklungsberichte zu schreiben. Und: Es gibt Gelegenheit, sich Konzepten zu widmen, für die im laufenden Schulbetrieb wenig Zeit ist. So hatte die Grundschule Altwarmbüchen just für den 16. März eine schulinterne Fortbildung geplant, um den Rahmen für den geplanten Ganztagsbetrieb zu erarbeiten. „Dazu kann sich jetzt jeder Einzelne ganz intensiv Gedanken machen“, sagt Schulleiter Hilmer. Er begreift die coronabedingte Schulschließung auch als Chance, das Konzept noch besser vorzubereiten, bevor es in die gemeinsame Abstimmung geht. IGS-Leiter Könecke sieht das ähnlich. Er spricht von einer Atempause, die sich gut nutzen lasse. „Wir sind immer noch eine Schule im Aufbau und können Projekte erarbeiten oder überarbeiten, für die sonst wenig Zeit ist.“ Die Notbetreuung in den kommunalen Kindertagesstätten und Schulen in Isernhagen werde „glücklicherweise bis dato nur gering genutzt“, teilt Gemeindesprecherin Svenja Theunert mit. Doch das müsse von Woche zu Woche neu betrachtet werden. Bis zu fünf Kinder werden aktuell jeweils in den Kindertagesstätten in Neuwarmbüchen, N.B. und H.B. betreut. Jede dieser Einrichtungen hat mittlerweile eine eigene Notgruppe eingerichtet. Jede der Schulen in Isernhagen hält die Möglichkeit einer Notbetreuung vor, mit Ausnahme der Heinrich-Heller-Schule in Altwarmbüchen. In dieser sind die Haupt- und die Realschule untergebracht. Beide laufen aus und werden deshalb nur noch von Schülern der Jahrgänge neun und zehn besucht, für die keine Betreuung vorgesehen ist. Bisher wird die Notfallbetreuung an den Schulen in Isernhagen von je maximal drei Kindern besucht, in der IGS war es bisher sogar lediglich ein Kind. Gut zu wissen: Mit Datum vom 19. März hat das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung die Statuten für die schulische Notbetreuung angepasst. Schulen sollen diese auch während der Osterferien anbieten. Im Zeitraum von 8 bis 13 Uhr werden Schüler der ersten bis achten Klassen in Kleingruppen betreut. Voraussetzung ist, dass mindestens ein Erziehungsberechtigter (bisher: beide) zu den sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen zählt, beispielsweise Polizisten, Ärzte und Pflegepersonal. Inwiefern sich diese Anpassungen auf die Zahl der Kinder in der Notbetreuung auswirken werden, ist zurzeit nicht abzusehen. Lesen Sie auch: Ein Interview mit Kultusminister Tonne Ingo Siegner liest den Drachen Kokosnuss vor Diese Angebote unterstützen E-Learning Von Sandra Köhler

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