Corona in Isernhagen: Stand-Up-Paddling beim WSV Altwarmbüchen im Winter

Heute hat Tobias Blase Glück. Die Sonne scheint über dem Altwarmbüchener See, es ist fast windstill. Besser könnten die Bedingungen für sein Hobby nicht sein. Er wählt ein großes, stabiles Brett aus dem Schuppen des WSV Altwarmbüchen, trägt es ans Ufer und stellt sich darauf. Mit gleichmäßigen Paddelschlägen gleitet er auf den See hinaus, auf dem er fast allein ist. Als Individualsportart ist Stand-Up-Paddling (SUP) auch im Corona-Lockdown erlaubt. „Stand-Up-Paddling im Winter hat viele Vorteile“, sagt Blase. Im Sommer könne es ganz schön heiß werden auf dem Brett, so ohne Schatten mitten auf dem See. Außerdem ist es jetzt nicht so voll auf dem Wasser. Er muss nicht auf Segel- und Tretboote oder Schwimmer achten. SUP im Winter ist nur etwas für Profis: Gleichzeitig ist es aber auch gefährlicher. Blase schätzt die Wassertemperatur auf vier bis sechs Grad Celsius. „Wenn man da reinfällt und nicht schnell wieder rauskommt, ist das lebensgefährlich.“ Deshalb treffen er und die anderen Stand-Up-Paddler des WSV im Winter besondere Sicherheitsvorkehrungen. Blase trägt einen wasserdichten Trockenanzug, wasserdichte Socken und Schuhe. Darunter schützt ein warmer Pullover vor der Kälte. In einer wasserdichten Tasche hat er ein Telefon für den Notfall dabei, außerdem bleibt er in Ufernähe. Schwimmwesten sind im Winter Pflicht, im Sommer reichen auch T-Shirt und eine kurze Hose. „Ich fahre im Winter nur auf Ausdauer und übe keine schnellen Wendemanöver“, sagt Blase. So sei er seit Jahren nicht mehr im Winter vom Brett gefallen, obwohl er fast jede Woche losfährt. Anfänger dürfen nur im Sommer auf den See, weil das Reinfallen zum Lernen dazugehört. SUP ist beim WSV eine eigene Sparte mit 80 Mitgliedern: Tobias Blase ist seit 2014 begeisterte Stand-Up-Paddler. Vorher sei er 20 Jahre lang zum Windsurfen ans Steinhuder Meer gefahren. „Durch Familie und Beruf hatte ich aber immer weniger Zeit, um auf perfekte Bedingungen fürs Windsurfen zu warten.“ Deshalb suchte er nach Alternativen und probierte an der Nordsee zum ersten Mal die noch junge Sportart Stand-Up-Paddling aus. „Ich habe gemerkt, dass das dem Surfen teilweise ähnlich ist, aber mit viel weniger Aufwand.“ Außerdem habe ihn der Fitnessaspekt überzeugt. Man trainiere den Oberkörper durch das Paddeln und die Beine durchs Balancieren. Die Bewegungen seien sehr gelenkschonend. „Wunderbar zum Abschalten“, sagt er. Lesen Sie auch: SUP im Selbstversuch: „Ungekrönt auf wackeligen Brettern“ Durch einen befreundeten Ruderer sei er dann zum WSV Altwarmbüchen gekommen, sagt Blase. „Wir haben dem Vorstand vorgeschlagen, Stand-Up-Paddling als Pilotprojekt ins Programm aufzunehmen.“ Das Projekt war ein Erfolg, seit drei Jahren ist der Brettsport neben Segeln und Rudern die dritte Sparte des WSV. Etwa 80 Mitglieder betreiben mittlerweile SUP beim WSV. Willkommene Abwechslung zu Fahrrad und Spaziergang: Die Zahl der Mitglieder habe im letzten Sommer weiter zugenommen, sagt Blase. „Nach dem ersten Lockdown haben viele nach Individualsportarten gesucht.“ Zusätzlich bietet der WSV im Sommer auch Yoga auf dem Brett an. „Das ist eine besondere Herausforderung, weil das Balancieren während der Übungen auf dem Wasser viel schwerer ist als auf der Yogamatte“, sagt Blase. Die Sportler werfen dafür einen kleinen Anker aus, um während der Übungen nicht abzutreiben. „Das Yogaangebot wollen wir auf jeden Fall weiter ausbauen.“ Distanz-Challenge als Motivation in der Coronakrise: Die Corona-Krise brachte aber auch für die WSV-Paddler Einschränkungen mit sich. Die Vereinsmeisterschaften mussten ausfallen. Blase und seine Kollegen haben sich eine Alternative ausgedacht: die Summer Distanz SUP Challenge. Das Ziel war es, möglichst schnell fünf Kilometer auf dem Brett zurückzulegen. Teilnehmer ermittelten ihre Zeit mit einer App und schickten einen Screenshot an den WSV. Der schnellste Teilnehmer brauchte nur 32 Minuten für die fünf Kilometer. Weitere Informationen zum SUP in Altwarmbüchen gibt es hier. Weil unklar ist, ob und wann Gruppenaktivitäten in diesem Sommer wieder möglich sind, hat der WSV die Distanz-Challenge erneut ausgerufen. Bis Anfang Oktober haben alle Zeit, ihre Bestzeit zu verbessern. Auch Kinder können teilnehmen, sie müssen nur zweieinhalb Kilometer weit paddeln. „Es geht darum, die Mitglieder auch in dieser Zeit zu motivieren“, sagt Blase. Auch für Neueinsteiger läuft die Planung. Wenn die Pandemie es zulässt, sollen im Juni und Juli Schnupperkurse stattfinden. Von Yannick von Eisenhart Rothe