Hemmingen: Öffentliche Telefonzelle in Harkenbleck abgebaut

An einem grauen, regnerischen Vormittag ist in Harkenbleck ein Stück Geschichte zu Ende gegangen. Mitte Januar hat die Telekom mit einem Kran die letzte öffentliche Telefonsäule im Ort abgebaut. Eine Welle der Empörung hat es seitdem nicht gegeben. „Ich bedauere es nicht, dass sie weg ist“, sagt Dieter Windisch, der direkt gegenüber der ehemaligen Telefonsäule an der Straße Hallerskamp wohnt. „Die meisten Leute nutzen heute ein Smartphone, daher war die Säule eigentlich überflüssig.“ Da die öffentlichen Telefone, auch wenn sie kaum noch genutzt werden, Kosten verursachen, will die Telekom sie so weit wie möglich abbauen. Ganz so einfach geht das aber nicht. „Die Telekom ist aufgrund ihres Versorgungsauftrages dazu verpflichtet, öffentliche Telefone bereitzustellen“, sagt Hemmingens Erste Stadträtin Regina Steinhoff. Liegt der Umsatz für einen Apparat unter 50 Euro im Monat, könne das Unternehmen ihn jedoch mit Zustimmung der jeweiligen Kommune entfernen. Öffentliche Telefone gibt es in jedem Stadtteil: In Hemmingen gibt es – Harkenbleck ausgenommen – in jedem der übrigen sechs Stadtteile noch ein öffentliches Telefon, sogar im kleinsten Stadtteil Ohlendorf. Steinhoff zufolge haben alle Apparate einen geringeren Umsatz als 50 Euro im Monat. Daher habe die Telekom die Kommune bereits vor einem Jahr gefragt, ob sie die Telefone abbauen kann. Die Stadt hatte die Anfrage jedoch abgelehnt. „Wir wollen wenigstens ein öffentliches Telefon pro Ortsteil vorhalten, auch wenn diese so gut wie nicht mehr genutzt werden“, erläutert Steinhoff. Kein Ersatz für Telefonsäule in Harkenbleck: Lediglich in Harkenbleck habe die Stadt wegen des Umbaus des angrenzenden Feuerwehrgerätehauses dem Abbau der Telefonsäule zustimmen müssen. Die Säule habe auf einer Trasse der Versorgungsleitungen und in der geplanten neuen Zufahrt gestanden. Ein Ersatz für die Harkenblecker Telefonsäule ist nicht geplant und wird von der Stadt wegen der sehr geringen Frequentierung auch nicht gefordert. „In den vergangenen zehn Jahren habe ich vielleicht zwei Leute gesehen, die dort telefoniert haben“, sagt Anwohner Dieter Windisch. Die Säule sei ein Relikt aus einer vergangenen Zeit gewesen. Telekom baut unrentable Zellen und Säulen ab: Telekom-Sprecherin Stefanie Halle erläutert: „Grundsätzlich passen wir unseren Bestand an Telefonzellen fortlaufend dem Bedarf bei den Bürgern an. Der Unterhalt einer Telefonzelle kostet Geld, etwa für Strom, Standortmiete, Wartung oder die Beseitigung von Schäden durch Vandalismus.“ Für letztere zahle die Telekom pro Jahr bundesweit durchschnittlich rund 1 Million Euro. Daher ersetzt das Unternehmen die meisten öffentlichen Telefone durch Basistelefone. Im Gegensatz zu ersteren funktionieren die Telefonsäulen ohne Gehäuse nicht mehr mit Münzen, auf die es Diebe und Randalierer oft abgesehen haben. Telefoniert werden kann ausschließlich mit einer sogenannten CallingCard über 0800-Rufnmmern, mit Visa-, Euro- oder Master-Card sowie per R-Gespräch. Notrufnummern sind frei erreichbar. Lediglich an wirtschaftlichen Standorten wie an Bahnhöfen und Flughäfen oder auf dem Messegelände halte die Telekom auch langfristig weiter Münztelefone vor. Laut Fachbereichsleiter Axel Schedler gibt es in Hemmingen fast nur noch Basistelefone. Lediglich der Apparat am Rathausplatz funktioniere noch mit Münzen. Die letzte gelbe Telefonzelle: Insgesamt ist die Zahl der öffentlichen Fernsprecher in Deutschland drastisch zurückgegangen. Waren es im Jahr 1992 noch 120.000, betreibt die Telekom heute nur noch etwa 17.000 Apparate, die meisten davon sind münzlose Basistelefone. Die letzte gelbe Telefonzelle ist 2019 abgebaut worden. „Zum Vergleich: In Deutschland besitzt jeder Einwohner laut Bundesnetzagentur 1,5 SIM-Karten für den Mobilfunk“, sagt Haller. Wer mal wieder ein öffentliches Telefon im Stadtgebiet von Hemmingen nutzen will, findet die Säulen der Telekom an folgenden Standorten: Arnum: Kreuzung Göttinger Straße/Mühlenweg Devese: Vorm Dorfe 10a. Hemmingen-Westerfeld: Rathausplatz 1 Hiddestorf: Ihmer Straße 13 Ohlendorf: Kreuzung Heifeld/Sohlkamp Wilkenburg: Alte Dorfstraße 2. zer Von Stephanie Zerm