Vorwerk-Gelände in Gehrden: Grüne wollen klimaneutrales Wohngebiet

Die Stadt Gehrden geht bei der Planung von Baugebieten neue Wege. Demnach soll Bauwilligen künftig Vorgaben bezüglich des Klimaschutzes gemacht werden. Bereits geschehen ist das im Baugebiet Im Wehrkampe in Lenthe. Dort müssen die künftigen Eigentümer ihre Häuser in energieeffizienter Bauweise errichten. Zudem sind keine fossilen Brennstoffe erlaubt. Die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen fordert nun, dass diese Vorgaben auch für das geplante Baugebiet auf dem Vorwerk-Gelände gelten sollen. Und sie geht noch weiter. Ihr Wunsch: Die Häuser sollen den Passivhausstandard KfW 40 haben. Im Antrag der Grünen heißt es, dass es sinnvoll sei, hohe Standards festzulegen. Ihrer Meinung nach amortisieren sich die zunächst höheren Kosten bereits nach wenigen Jahren. Zudem werde der KfW-40-Standard finanziell gefördert. Auch auf dem ehemaligen Gelände der Teppichfabrik soll nach den Vorstellungen der Grünen auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas verzichtet werden. „Dann entsteht ein Baugebiet der Zukunft: klimaneutral, ökologisch und nachhaltig“, meinen sie. Das sei ein zukunftsweisender Weg. Diese Vorgaben sollen vertraglich festgelegt werden. Auch die Kindertagesstätte mit Platz für etwa 100 Jungen und Mädchen, die für das Areal geplant ist, soll nach den gleichen Kriterien gebaut werden. CDU und FDP signalisieren Zustimmung: Zumindest CDU und FDP haben bereits signalisiert, diesem Vorschlag zu folgen. Allerdings: Zunächst soll abgewartet werden, was der Investor sagt. Der soll erläutern, welche Auswirkungen die Umsetzung des Grünen-Vorschlags auf die Planung und Kosten hat – zumal in dem Baugebiet Mehrfamilienhäuser mit bezahlbarem Wohnraum errichtet werden sollen. Die SPD wiederum hält die Mindestanforderungen, die in Lenthe gelten, für ausreichend. Dort ist der Bau eines Hauses im KfW-55-Standard vorgeschrieben. Bessere Standards sollten nach Ansicht der Sozialdemokraten den Bauwilligen selbst überlassen bleiben. Die Werte 40 und 55 definieren die unterschiedlichen KfW-Effizienzhaus-Standards. Je kleiner der Wert ist, desto geringer ist der Energiebedarf der Immobilie und desto mehr Förderung erhalten die Bauwilligen. Wohnpark geplant: Auf dem Gelände der früheren Teppichfabrik an der Vorwerkstraße soll ein Wohnpark mit Reihenhäusern unterschiedlicher Größe sowie drei mehrgeschossigen Mietshäusern entstehen. Die Gesellschaft Deutsche Reihenhaus AG hat die Industriebrache von der Firma Hildebrand Holztechnik im April 2018 als Investor gekauft. Die jetzt 154 geplanten Wohneinheiten auf dem Grundstück sollen zwischen 85 und 145 Quadratmeter groß sein – darunter auch 40 bis 50 sozial geförderte Wohnungen. Bislang ist das Ziel, das Bauvorhaben bis 2024 abzuschließen. Kürzlich hat sich der Rat bereits dafür ausgesprochen, dass in dem Neubaugebiet nur Schritttempo erlaubt sein darf. Demnach soll auf dem Areal im Westen der Kernstadt eine Spielstraße eingerichtet werden. Der Anstoß dazu kam von der Grünen-Ratsfraktion. Gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz aller Verkehrsteilnehmer sollen in diesem Neubaugebiet im Vordergrund stehen. Der Antrag der Grünen ist ein Thema im Ausschuss für Bau- und Städteplanung am Dienstag, 27. Oktober. Dort wird die Deutsche Reihenhaus AG, die das Gelände entwickelt, das aktuelle städtebaulichen Konzept für das Vorwerkgelände präsentieren. Die Sitzung im Bürgersaal beginnt um 18 Uhr. Lesen Sie auch Gehrden: Im Neubaugebiet auf Vorwerk-Gelände soll Schritttempo gelten Gehrden: Vorbereitung auf neuen Wohnpark: Archäologen untersuchen Boden Von Dirk Wirausky