Gehrden: Stadt sucht neuen Pächter für das Türmchen

Die Gehrdener Traditionskneipe Türmchen hat die Corona-Krise nicht überstanden. Die bisherige Betreiberfamilie Rybatzki hat aus wirtschaftlichen Gründen die Reißleine gezogen und im Einvernehmen mit der Stadt Gehrden das Pachtverhältnis aufgelöst. „Das Lokal ist zu klein, um dort die Corona-Anordnungen mit Mindestabständen sinnvoll umzusetzen“, bestätigt Sandro Dombeck von der Gehrdener Stadtverwaltung den Hintergrund der Geschäftsaufgabe. Ein Betrieb der Raucherkneipe sei derzeit wegen der geringen Anzahl zulässiger Gäste nicht wirtschaftlich. Für die Gastwirtschaft im früheren Spritzenhaus der Gehrdener Feuerwehr sucht die Stadt nun einen neuen Pächter. Betreibern fällt der Abschied schwer: Der Familie Rybatzki fällt der Abschied von der traditionsreichen Eckkneipe nicht leicht: 13 Jahre lang haben die Familie und ihre Mitarbeiter das Baudenkmal der Stadt als Raucherkneipe bewirtschaftet. Erst 2016 waren Hunderte Gehrdener gekommen, um mit den Rybatzkis anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Gehrdener Kultkneipe ein spektakuläres Straßenfest zu feiern. „Nun ist es aber so weit, dass wir uns verabschieden müssen, weil uns die Corona-Regeln leider einen Betrieb mit angemessen Umsätzen nicht möglich machen“, teilt die Familie mit. Seit der Corona-Zwangsschließung der Gastronomie anlässlich des ersten Lockdowns haben die Rybatzkis ihr Lokal – im Gegensatz zu vielen anderen Gastwirten – nicht wieder öffnen können. „Das war wegen der notwendigen Abstandsregeln für ein wirksames Hygienekonzept nicht möglich“, teilt die Familie mit. Bei den Stammgästen, Freunden und Weggefährten könne sich die Familie für die langjährige Treue nur bedanken. „Wir hoffen, dass alle gesund bleiben und das Türmchen würdige Nachfolger findet“, heißt es in einer Stellungnahme der Rybatzkis. Nachfolger können im März eröffnen: Für die Stadt beginnt nun die Suche nach einem neuen Betreiber. Laut Stadtverwaltung wurde das bisherige Pachtverhältnis mit der Familie vor wenigen Tagen einvernehmlich und rückwirkend zum Juli aufgelöst. Interessenten für die Nachfolge können sich nun bis zum 4. Januar bei der Stadt bewerben. „Das Mietverhältnis soll aber erst am 1. März beginnen“, sagt Verwaltungsmitarbeiter Dombeck. Aktuell ist bis Mitte Januar ein Betrieb der Kneipe wegen des Corona-Lockdowns ohnehin nicht möglich. Etwa im März sei aber möglicherweise eine Neueröffnung realistisch, sagt Dombeck. Lesen Sie auch Gehrdener Kultkneipe Türmchen feiert 40-jähriges Bestehen Das Türmchen: Vom Spritzenhaus zur Kultkneipe Bis dahin bleibe einem neuen Gastwirt auch noch Zeit für eine möglicherweise gewünschte Renovierung. „Noch sind aber keine Bewerbungen bei uns eingegangen“, sagt Dombeck. Allerdings suche die Stadt erst seit wenigen Tagen auf ihrer Internetseite sowie per Zeitungsanzeige. Offen ist die Stadt als Vermieter für eine Vielzahl möglicher gastronomischer Konzepte. „Ob es eine Raucherkneipe bleibt oder einem Gastwirt ein anderes Konzept vorschwebt, wird sich bei der Sichtung der Bewerbungen zeigen“, kündigt Dombeck an. Von Ingo Rodriguez