Gehrden: Geschäftsfrauen trotzen der Corona-Krise

Der Einzelhandel stellt sich um: Im Lockdown suchen Geschäfte nach Wegen, ihre Waren kontaktlos an die Kunden zu bringen. Auch in Gehrden sind die Geschäftsleute kreativ und entwickeln neue Ideen. Die drei Betreiberinnen des kleinen Lädchens Second Chance Gehrden an der Dammstraße lassen es sich nicht anmerken, aber zu spüren ist sie doch, diese Unsicherheit und das Unbehagen. Der zweite harte Lockdown setzt Simone Fehse, Kira Lübbers und Daniela Friesenecker mächtig zu. Unterkriegen lassen wollen sie sich allerdings nicht. „Es geht vielen anderen Ladeninhabern auch so. Die Lage gestaltet sich aufgrund des zweiten Lockdowns schwierig für alle kleinen lokalen Lädchen, wie man sie in Gehrden finden kann“, erzählt Simone Fehse. Daher haben sie sich bereits im ersten Lockdown einen Onlineshop gebastelt, in dem sie nach und nach einige ausgewählte Artikel aus dem Lädchen zum Verkauf einstellen. „Artikel können aus dem Onlineshop oder aus unserem Schaufenster, das wir regelmäßig neu gestalten, per Click und Collect kontaktfrei nach den geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen abgeholt werden“, sagt Kollegin Kira Lübbers. Jedoch sei es schwierig, neben den großen Onlinehändlern zu bestehen. „Umso dankbarer sind wir über jede einzelne Bestellung unserer treuen Stammkundinnen, bei denen wir uns ganz herzlich dafür bedanken möchten“, ergänzt Daniela Friesenecker. Live auf Facebook und Instagram: Erstmals haben sie am Freitag über eine Liveveranstaltung bei Facebook und Instagram versucht, Kleidungsstücke der dänischem Marke Cream an die Frau zu bringen. „Es war sehr schön, auf diesem Wege endlich mal wieder in Kontakt zu unseren Kundinnen treten zu können“, berichtet Fehse über den Versuch. Denn alle drei vermissen die kleinen Plaudereien und die familiäre Atmosphäre des gemütlichen Lädchens, das seit vergangenem Jahr bei Antje Tygör bei „Ammon – Schönes fürs Zuhause“ beheimatet ist. „Wir hoffen, dass wir nach dem Lockdown wieder persönlich mit unseren Kundinnen einen Kaffee oder auch ein Glas Sekt trinken können“, sagt das Trio übereinstimmend. Doch vorerst gibt es jeden Freitag ab 17.30 Uhr auf Facebook und Instagram ein Liveshopping. Unter dem Motto „Nachhaltig, Fair, originell“ gibt es bei ihnen Dinge für die Frau - von Kleidung bis zum Accessoire. In dem kleinen Secondhandbereich gibt es neuwertige Markenware aus zweiter Hand. „Wir kaufen möglichst fair gehandelte Produkte ein, bei deren Produktion und Produktionswegen auf eine umweltschonende Herstellung geachtet wird“, betont Fehse. Von der Pandemie unterkriegen lässt sich auch Antje Tygör nicht. „Meine Stammkunden halten mir glücklicherweise die Treue“, sagt die Geschäftsinhaberin von „Ammon – Schönes fürs Zuhause“. Bei ihr können die Kunden anrufen und die Ware bestellen. „Natürlich berate ich sie auch am Telefon. Ein Webshop ist in Arbeit“, verrät sie. Anrufen, bestellen, abholen: Zu ihren Kunden gehört unter anderem Joachim von Wallis. „Meine Frau und ich lassen uns bei den Spaziergängen vom immer neu gestalteten Schaufenster inspirieren. Wenn uns etwas gefällt, rufen wir an“, erzählt der Gehrdener. Die bestellte Ware könne er dann vor der Tür abholen und kontaktlos bezahlen. Auch Kathy Schulz vom benachbarten Spielwarengeschäft Froschkönig ist für ihre Kunden weiterhin da. „Natürlich darf ich meinen Laden nicht öffnen. Aber man kann bei mir während der Geschäftszeiten anrufen und etwas bestellen. Gerne berate ich die Kunden auch“, berichtet sie. Nicht alle Gehrdener kennen diese Möglichkeit. „Aber es spricht sich immer mehr rum“, sagt sie über das steigende Interesse. Den Lockdown so gut es geht überstehen, will auch Ute Mönkediek. „Unseren Onlineshop gab es schon vor Corona. Das hat uns natürlich schon bei der ersten Schließung im vergangenen Jahr enorm geholfen“, erzählt die Inhaberin der Buchhandlung Lesezeichen. Sie kämen schon klar, sagt sie lächelnd. Aber natürlich fehle ihr und ihren Mitarbeiterinnen das persönliche Gespräch mit den Kunden im Laden. Möglich seien auch weiterhin telefonische Bestellungen, die dann vor der Ladentür abgeholt werden können. „Wir bringen sie aber auch gerne zu den Kunden nach Hause“, sagt Mönkediek. Von Heidi Rabenhorst