Gehrden: Baugebiet in Lenthe erhält nachhaltiges Energiekonzept.

Es war eine Fülle an Informationen – das musste selbst Gisela Wicke (Bündnis 90/Die Grünen) gestehen. Und auch Lenthes Ortsbürgermeister Jürgen Ermerling musste die Fakten von Martin Ziemer erst einmal wirken lassen. „Wir betreten mit diesem Projekt größtenteils Neuland“, sagte er. Die Stadt hat ein ehrgeiziges und zukunftsweisendes Ziel: Sie will für das Lenther Baugebiet Im Wehrkampe ein nachhaltiges und effizientes Energie- und Wärmeversorgung entwickeln. Das Baugebiet umfasst insgesamt 2,7 Hektar mit etwa 40 Baugrundstücke und es soll in zwei Abschnitten entwickelt werden. Zunächst werden auf einer Fläche von etwa 1,4 Hektar 19 Wohneinheiten entstehen. Die Umsetzung ist für Winter diesen Jahres, beziehungsweise Frühjahr 2021 vorgesehen. Ziemer vom Darmstädter Planungsbüro ee concepts berichtete im Ausschuss über Geothermie und Solarstrahlung, über Luftwärmepumpen, und Fotovoltaikanlagen, über die Nutzung der Außenluft oder des Abwassers, über Holz-Pellet-Kessel oder Stromdirektheizung. Im Zusammenspiel sollen diese Themen eine sinnvolle ökologische und ökonomische Nutzung für den Hauseigentümer ergeben. „Wir haben uns bei der Ausarbeitung auf das Thema Klimaschutz fokussiert“, sagte Ziemer. Ziel sei eine nachhaltige Städtebauplanung verbunden mit einer nachhaltigen Energieversorgung. Angestrebt werde ein energieeffizientes Zukunftsquartier. Diese Auflagen sollen für Hausbesitzer gelten: Ziemer schlägt demnach als technische Gebäudeausstattung eine Fotovoltaikanlage mit mindestens 8 kWp zur Stromversorgung, KfW-55-Gebäudestandard zur Wärmedämmung und Luft-Wärmepumpe oder Sole-Wasser-Wärmepumpe zur Wärmeversorgung vor. Eine Beheizung durch Holzverbrennung (Ofen, Kamin, Pellet) zur Reduzierung der CO2-Emissionen soll nicht erlaubt sein, und lediglich im Norden der Grundstücke soll eine Baumbepflanzung möglich sein. Diese Punkte sollen nun nach Vorstellung der Verwaltung als verbindliche Mindestanforderung in den Grundstückskaufverträge für das Baugebiet festgelegt werden. Von einer Erschließung des Baugebietes, das kommunal vermarktet werden wird, zur Gasversorgung abgesehen. Dass die Stadt den Eigentümern überhaupt Vorgaben machen will, ist neu. Grund seien neue Berechnungen, wonach das energieeffiziente Bauen langfristig Vorteile für den Häuslebauer habe, erläuterte der zuständige Fachbereichsleiter Wolfgang Middelberg. „Wir wollten deshalb für die Bauwilligen die beste Lösung herausarbeiten“, sagte er. Gleichzeitig reagiere die Stadt damit auf die zunehmende Bedeutung des Klimaschutzes. Folgt die Politik den Vorschlägen? „Es ist unsere Verpflichtung, künftig stärker darauf zu achten, möglichst klimaneutral und energieeffizient zu planen“, sagte er. Das von dem Darmstädter Büro erarbeitete Konzept sei zunächst ein Vorschlag an die Politik. „Wenn die Politiker den Klimaschutz aber ernst nehmen, müssen sie darüber nachdenken“, sagt Middelberg. Inwieweit die Entscheidungsträger den Ideen der Stadt folgen, wird sich zeigen. Erst einmal haben sowohl der Ortsrat als auch die Fraktionen erheblichen Beratungsbedarf. Und in der Vergangenheit haben die Politiker in Bezug auf den Klimaschutz stets auf Vorgaben für die Bauwilligen verzichtet. Sie sollten selbst entscheiden, nach welchen energetischen Standards sie bauen. Lesen Sie auch: Kritik an Plänen für Lenther Neubaugebiet Wie hoch sollen die Häuser werden? Lenthe darf nur die Hälfte des Gebiets Im Wehrkampe bebauen Neues Wohngebiet in Lenthe: Ortsrat setzt auf dörflichen Charakter Von Dirk Wirausky

Gehrden - Nachhaltiges Energiekonzept: So will die Stadt das Baugebiet in Lenthe entwickeln