Nach der Ankündigung von Gastwirtspaar Evelin und Fritz Reddert, den Saal in der Gaststätte Ende Juni aufzugeben, suchen Ortspolitik und Stadtverwaltung nach Alternativen für größere öffentliche und private Veranstaltungen in Berenbostel. Im Schulterschluss mit Bürgermeister Christian Grahl will Ortsbürgermeister Werner Baesmann die Begegnungsstätte im Bürgerpark in Berenbostel stärken. „Wir überlegen, das Gebäude erweitern zu lassen“, sagte Baesmann. Wegen der Schließung des Reddert-Saals, in dem bis zu 150 Personen Platz finden, müssen sich viele Berenbosteler Vereine ab Juli eine neue Bleibe suchen. Auch der Ortsrat nutzte den Saal für seine Sitzungen, der Ortsbürgermeister lud dort zu 21 Neujahrsempfängen.
Antrag an Stadtverwaltung
Baesmann und sein Stellvertreter Dieter Roggenkamp wollen bei der Stadtverwaltung die Vergrößerung der Begegnungsstätte beantragen. Angedacht sind ein Anbau und auch eine größere Terrasse. „Auch Bürger sollen das Gebäude nutzen können – für Familienfeiern wie Taufen, Konfirmationen oder Hochzeiten“, sagt Baesmann. Auch Bürgermeister Grahl unterstützt die Idee: „Der Bürgermeister sieht die Notwendigkeit für einen möglichst zentralen Treffpunkt in Garbsens größtem Stadtteil mit rund 13.000 Einwohnern“, sagt Pressesprecher Benjamin Irvin. Das 1980 errichtete Gebäude nutzen aktuell unter anderem der Heimatverein Berenbostel, der Berenbosteler Sozialverband, der Schachverein, der Altenkreis Frohsinn, die AWO Berenbostel, das DRK, die Rentner-Union, der Verband Wohneigentum und die Evangelische Jugendwerkstatt. Auf rund 370 Quadratmeter gibt es dort mehrere Gruppenräume, eine Teeküche, ein Foyer sowie eine Außenterrasse mit Blick in den Bürgerpark.
Sanierung vor zwei Jahren
Die Begegnungsstätte ist erst 2016 saniert worden. Ende Dezember 2015 hatte ein Feuer in einem Papiercontainer auf das Gebäude am Immenweg übergegriffen und die Heizung und Lüftungssteuerung zerstört. Ruß und Rauch waren in die Küche und in alle weiteren Räume gedrungen. Das Dach musste bei den Löscharbeiten geöffnet werden, deshalb war das Gebäude unbenutzbar geworden. Die Sanierung kostete rund 100.000 Euro, die die Versicherung übernahm. Von der Stadt kamen 8000 Euro dazu – für die Modernisierung der Beleuchtung.
Baesmann ist es seit Langem ein Anliegen, die den Bürgerpark als „grüne Lunge“ zum Zentrum Berenbostels weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit Grahl hatte er bereits bei einem anderen Projekt im Bürgerpark gemeinsam nach Lösungen gesucht – und gefunden: Nach mehreren Jahren Leerstand hat in den beiden Fachwerkhäusern vor Kurzem der Verein Balance mit seiner Beratungsstelle für Menschen in seelischen Krisen eröffnet.
Die Leser erzählen ihre Reddert-Momente
„Was sind Ihre Erinnerungen an den Saal bei Reddert?“ haben wir gefragt – und die Leser haben geantwortet. Hans-Joachim Lübbecke erinnert sich an das Jahr 1945: „Wenn wir aus der Schule kamen, konnten wir bei Mutter Reddert ein Heißgetränk kaufen.“ Erinnerungen an viele schöne Reddert-Momente hat auch Marie Niehus: „Die Gaststätte war 50 Jahre das Vereinslokal des Bundes der Vertriebenen (BdV), bis zur Auflösung des Ortsvereins im Jahr 2006“, schreibt sie. Für die Übungsabende der Theatergruppe des BdV hätten die Gastwirte den Saal sogar am Ruhetag geöffnet. Der gebürtige Berenbosteler Thorsten Lange hat vor 28 Jahren in Redderts Saal Hochzeit mit seiner Dagmar gefeiert: „Reddert ist in Berenbostel, was Körber in Osterwald ist, dort feiern alle Einheimischen.“
Seit 50 Jahren hat auch der Berenbostel Chor ad Libitum sein Zuhause im Reddert-Saal an der Dorfstraße. Am vergangenen Sonntag haben die Sänger unter der Leitung von Alfred Drude ihr Abschiedskonzert zu Ehren von Evelin und Fitz Reddert gegeben – vor 200 Gästen und mit Schlagern der Zwanziger- bis Vierziger Jahren. „Die Aufgabe des Saals ist ein großer Verlust für das städtische Vereinsleben“, sagt Chorsprecher Jörg Dierksen. jgz
Von Jutta Grätz