Garbsen und Seelze: Pastor Martin Miehlke übernimmt Notfallseelsorge

Pastor Joachim Wiedenroth hat die lila Warnweste des Notfallseelsorgers im Gemeindehaus von Corpus Christi an seinen Nachfolger, Pastor Martin Miehlke von der Kirchengemeinde Versöhnung, übergeben. Der 33-jährige Geistliche ist für die Bereiche Garbsen und Seelze zuständig. Wiedenroth hatte diese Aufgabe zehn Jahre lang übernommen. Er war in Garbsen bis 2014 als Projektpastor sowie in der Altenseelsorge tätig und arbeitet jetzt in der Nordstadt von Hannover. Bei der Übergabe waren auch der Superintendent des Amtsbereichs Nord-West im Stadtkirchenverband Hannover, Karl-Ludwig Schmidt, sowie Pastor Tim Kröger dabei. Er ist als Beauftragter für die Notfallseelsorge für Organisation und Einteilung der Dienste zuständig sowie Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Notfallseelsorge. „Ich sehe das als wichtige Aufgabe für mich als Pastor und die Kirche an. Seelsorge ist ohnehin der Schwerpunkt meiner Arbeit“, sagt Miehlke. „Darüber sind wir froh und dankbar“, betont Schmidt. Dach und Corona verzögern Übergabe: Die Entscheidung für Miehlke ist in der sogenannten Amtsbereichskonferenz gefallen, als bestimmte Aufgaben für Tätigkeitsfelder in der Kirche verteilt wurden. „Wir haben gemeinsam mit den Kollegen überlegt, wie es weitergehen soll“, sagt Miehlke. Der Übergang sei schon länger geplant gewesen, habe sich aber durch den Einsturz des Daches der Versöhnungskirche sowie Corona verzögert. Voraussetzung für die Tätigkeit als Notfallseelsorger sind die persönliche Eignung und eine spezielle Ausbildung wie ein einwöchiges Grundmodul für Pastoren und Diakone. Auch Ehrenamtliche können sich ausbilden lassen: „Pastoren sind prädestiniert für diese Aufgabe, weil sie durch Trauergespräche Erfahrung haben. Aber auch Ehrenamtliche können sich zum Notfallseelsorger ausbilden lassen“, erläutert Kröger. Die Kurse erstrecken sich über ein bis zwei Jahre. Ehrenamtliche, die aus der Pflege und aus medizinischen Berufen kommen oder Erfahrung in der Hospizarbeit haben, seien besonders dafür geeignet. Interessierte können sich unter Telefon (0 51 37) 7 51 48 oder per E-Mail an m.miehlke@versoehnung-havelse.de an Miehlke wenden. Notfallseelsorger unterstützen Rettungsdienste: „Notfallseelsorger sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr im Einsatz“, sagt Kröger. In der Notfallseelsorge sind vier bis fünf Pastoren aus Garbsen, Seelze und Hannover tätig. Deren Einsätze werden durch die Rettungsleitstelle der Region Hannover in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Polizei, der Feuerwehr und den Rettungsdiensten koordiniert. „In der Regel werden wir zusammen alarmiert“, sagt Kröger. Das ist beispielsweise beim plötzlichen Kindstod, Suizid oder versuchtem Selbstmord und erfolgloser Reanimation der Fall. „Wir nennen das die stille Katastrophe im zweiten Stock“, sagt Kröger. Zehn bis 30 Einsätze pro Jahr habe er gehabt, so Wiedenroth. Lesen sie auch: Erste Hilfe für die Seele nach akuten Notfällen Kirche und Glaube geben Halt und Kraft: „Der überwiegende Teil der Fälle in Höhe von 75 bis 80 Prozent spielt sich im häuslichen Bereich ab“, sagt Wiedenroth. Sein schlimmster Fall war der Selbstmord eines Mannes mit einer Schusswaffe, als Frau und Tochter in der Wohnung waren. Gerade auch in Corona-Zeiten komme es häufiger zu Konflikten im häuslichen Bereich, weil viele Menschen dünnhäutig und belastet seien. Die Notfallseelsorger versuchen, in Notfällen für die Menschen da zu sein, sie zu beruhigen, gemeinsam über weitere Schritte zu beraten und zusammen auf Familienangehörige zu warten. Sie begleiten auch die Polizei, wenn eine schlimme Nachricht überbracht werden muss oder die Feuerwehr nach einem belastenden Einsatz. Für diese Tätigkeit müsse man laut Kröger innerlich stark und gefestigt sein. „Die Bindung an die Kirche und der Glaube machen einen stark dafür“, ist sich Miehlke sicher. Von Anke Lütjens