„Seenotrettung ist kein Verbrechen“ und „Notstand der Menschlichkeit“ steht auf den Bannern. Gehalten werden sie von Mitgliedern der Kirchengemeinde Silvanus. Etwa 20 Garbsener haben am Sonnabend an einer Mahnwache teilgenommen. Sie haben sich den vielen Tausend Menschen angeschlossen, die in ganz Europa auf die Straße gegangen sind und sich damit für die Rettung von geflüchteten Menschen im Mittelmeer einsetzen. Gleichzeitig sprechen sich die Demonstranten gegen die Kriminalisierung der Seenotretter aus. Anlass der Mahnwache ist die Rettung von 40 Flüchtlingen durch die „Sea Watch“-Kapitänin Carola Rackete. Gegen den Willen der italienischen Regierung hatte sie die Menschen auf ihrem Schiff in den Hafen von Lampedusa gebracht.
Christen machen auf das Ertrinken von Flüchtlingen aufmerksam
„Das ist eine Aktion des Stadtkirchenverbandes Hannover“, sagte Silvanus-Pastorin Gabriele Brand. Man wolle auf das Ertrinken von Flüchtlingen aufmerksam machen, die in ihren unsicheren Booten versuchen, nach Europa zu kommen. „Außer uns machen nur noch die Marktkirche in Hannover und eine Kirchengemeinde in Hildesheim mit.“ Die Teilnehmer hätten sich gewünscht, dass sich mehr Kirchengemeinden beteiligt hätten – auch in Garbsen. „Das ist eine gute Idee“, sagte eine Frau, die zur Kirchengemeinde Stephanus gehört.
Seeretter werden zunehmend kriminalisiert
„Unter dem Motto Notstand der Menschlichkeit sind die Menschen in ganz Europa auf die Straße gegangen“, sagte Brand. Eine Seenotrettung von staatlicher Seite gebe es nicht mehr. In der Seenotrettung würden engagierte Menschen zunehmend kriminalisiert, beklagten die Teilnehmer. „Man lässt Menschen nicht ertrinken“, sagte Christiane Finke-Michler, die die Friedensandacht gemeinsam mit Brand gestaltet hat. Es gehe nicht um unterschiedliche Auffassungen in der Flüchtlingsfrage oder wie die Aufnahme der Menschen gestaltet werde. „Es geht um ein Mindestmaß an Anstand“, forderte die Pastorin.
Seenotrettung ist Menschenrecht
Jeder Flüchtling, der bereits im Mittelmeer ertrunken sei, habe ein Gesicht, eine Stimme und eine persönliche Geschichte. „Wir dürfen die Augen und Ohren vor dem Sterben vor den Grenzen Europas nicht mehr verschließen“, so Brand weiter. Die Seenotrettung sei ein Menschenrecht. Darauf hat die Kirchengemeinde bereits im April und Mai mit dem Aufhängen einer Rettungsweste am Kirchturm aufmerksam gemacht.
Teilnehmer unterzeichnen Unterschriftenliste
Als Zeichen der Dankbarkeit für gerettete Flüchtlinge zündeten die Teilnehmer Kerzen an und sangen das Lied „Dona nobis pacem“, was übersetzt „Gib uns Frieden“ bedeutet. Abschließend unterzeichneten die eine Unterschriftenliste, die auch in der Kirchengemeinde ausliegt. Diese soll an Rat und Verwaltung übergeben werden, um an die Mitglieder und Mitarbeiter zu appellieren, die Stadt zu einem sogenannten sicheren Hafen zu machen.
Von Anke Lütjens