Garbsen: Hendrik Dannenbrink aus Stelingen züchtet Kaninchen

Hermann ist ein ganz schöner Brocken. Mit beiden Armen hebt Landwirt Hendrik Dannenbrink das etwa acht Kilogramm schwere Kaninchen auf einen Tisch im Stall und zieht ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Ohren lang – ganz vorsichtig natürlich. „Ich habe hier nur schöne Tiere, aber Hermann ist mein Prachtstück“, sagt Dannenbrink. „Deshalb ist er auch mein Zuchtrammler. Das heißt: Er darf überall ran.“ In der Sonne schimmert das Fell blau-weiß: Wie erfolgreich Hermann, der nach seinem Vorbesitzer benannt ist, diesen Auftrag schon ausgeführt hat, zeigt sich einen Raum weiter. In den Käfigen sitzen dort etwa 40 weitere Kaninchen – darunter jede Menge niedlicher Jungtiere, größtenteils Nachwuchs von Hermann. Die meisten Kaninchen von Dannenbrink gehören zur Rasse Deutsche Riesenschecke. Die ist an sich nicht besonders selten, wohl aber die Farbe der Zucht aus Stelingen, die unter Experten blau-weiß genannt wird. „Im Sommer, wenn die Sonne im richtigen Winkel auf das Fell scheint, schimmert es tatsächlich bläulich“, sagt Dannenbrink. Der 42-Jährige ist auf dem Pferdehof seiner Eltern in Stelingen aufgewachsen. Wie sein Vater Heinrich engagiert er sich für die CDU in der Lokalpolitik und hat kürzlich den Hof übernommen, den er vormittags beackert. Nachmittags, wenn seine Frau arbeitet, kümmert er sich um die beiden Töchter – und eben um die Kaninchen. Denn bei diesem Hobby hat er seinem Vater nicht nachgeeifert. Der züchtet lieber Tauben, die eine Etage über den Kaninchen im Stall wohnen. „Die Tauben waren mir immer zu hibbelig, da waren mir die eher ruhigen Kaninchen meines Onkels schon lieber“, sagt Dannenbrink. Aus dem Hobby ist über die Jahre eine echte Leidenschaft geworden. Mit seinen Tieren fährt der Landwirt regelmäßig zu Wettbewerben, bei denen die schönsten Kaninchen gekürt werden. „Die Punktrichter schauen sich jeden Fleck auf dem Fell genau an und achten auf jedes Detail. Wenn die Krallen nicht gekürzt sind, gibt das zum Beispiel schon Punktabzug“, berichtet Dannenbrink. Obwohl seine Rassekaninchen schon viele Preise abgeräumt haben, bleibt die Zucht ein reines Hobby. „Wenn ich am Ende des Tages das Geld fürs Futter wieder hereingeholt habe, bin ich schon zufrieden.“ Ein Viertel der Tiere wird geschlachtet: Um dieses Ziel zu erreichen, verkauft Dannenbrink jedes Jahr einen Teil seiner langohrigen Lieblinge. Etwa 20 der 40 Kaninchen gibt er lebend weiter. Zehn weitere behält er, um die Zucht weiterzuführen. Und weitere zehn werden geschlachtet und landen als Braten auf dem Teller. „Kaninchen geben ein wunderbares Fleisch, ganz zart und lecker“, sagt der Stelinger. Traditionell stehe Kaninchen allerdings eher an den Weihnachtstagen auf dem Speiseplan als zu Ostern. Auch wenn es gut zur Jahreszeit passen würde, sind Dannenbrinks Tiere übrigens keine Osterhasen, darauf legt der Züchter großen Wert. Denn zwischen Hasen und Kaninchen gibt es trotz aller Ähnlichkeiten große Unterschiede. „Hasen sind sogenannte Nestflüchter, sie werden schon mit offenen Augen geboren“, sagt er. Die Kaninchen sind dagegen nach der Geburt nackt und blind und auf die Zuwendung ihrer Eltern angewiesen. Eine der Kaninchendamen im Stelinger Stall ist gerade trächtig und erwartet fünf bis acht Junge – vielleicht kommen sie ja trotzdem rechtzeitig zu Ostern zur Welt. Von Gerko Naumann