Corona in Garbsen: Schulen bereiten sich auf Präsenzunterricht vor

Ein Blick in einen Klassenraum des Johannes-Kepler-Gymnasiums (JKG) reicht aus, um zu erkennen: Es ist noch einiges zu tun. Stühle und Tische stehen noch so da, wie die Schüler sie vor den Sommerferien verlassen haben. Nämlich in viel kleinerer Zahl und mit viel größerem Abstand als üblich, weil bis dahin wegen der Corona-Pandemie nur in kleineren Gruppen gelernt wurde. Das wird sich ab Donnerstag ändern. Dann sind die Sommerferien in Niedersachsen vorbei. Für die Schulen in Garbsen bedeutet das die Rückkehr aller Kinder und Jugendlichen in den sogenannten Präsenzunterricht – also die Anwesenheit in der Schule. Lesen Sie auch: Gymnasien in Garbsen erhalten mehr Platz für zusätzlichen Jahrgang Bei den meisten Schülern dürfte die Vorfreude überwiegen, ihre Freunde und Lehrer ab sofort wieder regelmäßig zu sehen. Für die Verantwortlichen in den Schulen ist diese politische Entscheidung vor allem mit viel Planung und Verantwortung in der Pandemie verbunden, sagt JKG-Leiter Thomas Göhmann. Die Schulleitungen müssen den sogenannten Hygienerahmenplan umsetzen, den die Landesschulbehörde vorgibt – und zwar passend zugeschnitten auf ihr jeweiliges Gebäude und Gelände. Jede Gruppe hat ihren Platz auf dem Schulhof: „Das Wichtigste ist die Trennung der einzelnen Lerngruppen, der sogenannten Kohorten“, sagt Göhmann. Diese dürfen maximal so groß sein wie ein Jahrgang und sollen sich im besten Fall nicht begegnen. Sogar der Schulhof ist deshalb in feste Bereiche für die einzelnen Gruppen eingeteilt worden, berichtet Göhmann. „Wir haben das Glück, dass unser Gelände groß genug ist, um die knapp 900 Schüler darauf zu verteilen.“ Frische Luft sollen die jungen Leute aber nicht nur in der Pause schnappen. Auch während des Unterrichts soll künftig häufiger und länger gelüftet werden als üblich, kündigt der Schulleiter an. Bleibt die Frage: Wann müssen Schüler und Lehrer dennoch einen Mund-Nasen-Schutz tragen? Darauf gibt es eine klare Antwort, so Göhmann: „Dort, wo die strikte Trennung der Gruppen nicht gewährleistet werden kann.“ Im Unterricht gilt also keine Maskenpflicht. Auch nicht auf dem Schulhof – zumindest in der Kohorte. „Wir richten einen neutralen Weg auf dem Pausenhof ein, der mit Bauzäunen abgesperrt wird“, sagt der Schulleiter. Wer dort entlanggeht, um etwa seine Gruppe zu erreichen, muss wiederum einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Lage verlangt Flexibilität von allen: An all diese auf den ersten Blick etwas verwirrenden Regeln werden sich die Beteiligten schnell gewöhnen, davon ist Göhmann überzeugt. Er betont aber gleichzeitig auch, dass derzeit nichts in Stein gemeißelt ist. Die Schulleitungen seien noch viel mehr als bislang gezwungen, Entscheidungen im Zweifelsfall spontan zu korrigieren – etwa wenn die Zahl der Infizierten stark steigt. „Die aktuelle Lage verlangt von allen Beteiligten eine sehr große Flexibilität.“ Sollte es trotz aller schützenden Maßnahmen zu einem Corona-Ausbruch an einer Schule kommen, leitet das zuständige Gesundheitsamt die weiteren Schritte ein. Deren Mitarbeiter entscheiden dann zum Beispiel darüber, wer in Quarantäne geschickt wird. „Und selbst dann würden wir es technisch hinbekommen, die Betroffenen per Homeschooling weiter zu unterrichten“, versichert Göhmann. Dass das nicht die optimale Lösung sei, habe die Phase vor den Sommerferien gezeigt. Vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien seien benachteiligt gewesen, etwa weil sie gar nicht die technischen Voraussetzungen hatten, um zu Hause angemessen zu lernen. Insofern hält Göhmann die Entscheidung für den Präsenzunterricht trotz des allgegenwärtigen Risikos für richtig und bleibt optimistisch. „Es ist die beste Lösung, es so zu probieren.“ „Wir dürfen uns nicht nur von der Angst leiten lassen“, sagt Volker Herholt, Leiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Berenbostel. Gemeint ist die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus in der Schule. Natürlich sei es in den nächsten Wochen besonders wichtig, die Regeln zur Eindämmung der Pandemie einzuhalten. Leitbild könne aber durchaus eine positive Grundeinstellung sein. „Bei mir persönlich überwiegt die Vorfreude. Wir müssen uns gemeinsam der Herausforderung stellen“, sagt Herholt. Obwohl es an seiner Schule mehrere Beispiele von vorbildlichem Onlineunterricht gab, ist Herholt überzeugt: „Die Schüler brauchen die Schule auch als sozialen Ort. Dazu gehören einfach Gespräche von Angesicht zu Angesicht, wenn auch durch eine Maske.“ Die Eltern sieht Herholt vor allem ab dem Herbst in der Verantwortung, wenn die typische Erkältungszeit beginnt. „Wenn ein Kind Symptome wie Husten oder Fieber zeigt, sollte es der Schule lieber zwei bis drei Tage fernbleiben“, sagt der Schulleiter. Die IGS Garbsen hat die wohl strengste Maskenpflicht aller Garbsener Schulen eingeführt. Sie gilt auch auf dem Außengelände – zumindest, wenn der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann, sagt Schulleiter Andreas Hadaschik. „Wir haben schon vor den Ferien gesehen, dass das selbst mit weniger Schülern nicht immer funktioniert hat.“ Wer seine Maske vergessen hat, kann sich für einen Euro eine aus dem reichhaltigen Pool der Schule kaufen. Wer sie mehrfach vergisst oder sogar verweigert, riskiert einen vorübergehenden Ausschluss vom Unterricht. „Die Gesundheit aller ist die derzeit wichtigste gesellschaftliche Verpflichtung“, sagt Hadaschik. Die Stimmung im Kollegium sei durchaus geteilt, hat der IGS-Leiter festgestellt. Die Mehrheit der Lehrer freue sich auf die vorsichtige Rückkehr zum Normalbetrieb. Er könne aber auch Bedenken von Menschen nachvollziehen, die selbst zur Risikogruppe gehören oder mit solchen in einem Haushalt leben. Von Gerko Naumann