Vier Monate USA: Corona bedroht Traum der Schülerin Lilli aus Burgwedel

Nach der zehnten Klasse eine Weile im Ausland zur Schule gehen – diesen Traum verfolgen viele Schüler. Die 15-jährige Lilli vom Gymnasium Großburgwedel steht kurz vor einem viermonatigen Aufenthalt an einer Boarding School in den USA. Doch nun droht das Coronavirus diesen Traum platzen zu lassen. Schon immer war Lilli begeistert von den USA. Das, was sie in Highschool-Filmen sah, faszinierte sie. Und als sie im Jahr 2017 zusammen mit ihren Eltern ihren älteren Bruder in New York besuchte, der dort studierte, war es endgültig um sie geschehen: In diesem Land wollte sie eine Zeit lang leben. So entstand der Wunsch, in Amerika einen Teil ihrer Schulzeit zu verbringen. Bei ihren Eltern, selbst viel im Ausland unterwegs, rannte sie damit offene Türen ein. Dörte Köhler: „Eine tolle Chance!“: „Ich habe selbst mal in den USA gelebt und es sehr genossen“, sagt ihre Mutter Dörte Köhler. „Einmal in einem anderen Land zu leben, ist doch eine tolle Chance.“ Nach dem Besuch einer Messe für Auslandsaufenthalte entschied sich die Familie für den Anbieter International Experience, der den Kontakt zu Privatschulen im Ausland vermittelt. Bald fiel ihre Wahl auf die Brewster Academy, eine Boarding School in New Hampshire. „Das Internat ist wunderschön am Winnipesaukee See gelegen und bietet viele sportliche Aktivitäten an“, schwärmt Lilli. Unterricht in Meeresbiologie direkt am See: Zusätzlich zu den herkömmlichen Fächern biete die Schule Kurse in Theater, Musik und Design an, erzählt Dörte Köhler. Unterricht in Meeresbiologie gebe es direkt vor Ort am See. Die Schüler könnten im Sommer segeln und im Winter Skifahren und jederzeit das Fitnessstudio auf dem Schulgelände nutzen. Zwei Schüler teilten sich jeweils ein Zimmer, so die Großburgwedelerin. „Dorm parents“ stünden als erwachsene Ansprechpartner für Sorgen und Nöte der Schüler zur Verfügung. Am Wochenende organisiere die Schule Ausflüge in die nähere Umgebung. „Und über Thanksgiving hat das Internat zwei Wochen lang geschlossen, dann leben die ausländischen Schüler in Gastfamilien. Darauf freue ich mich auch“, sagt Lilli. Bewerbung per Skype: Hockey-Niveau ist ausschlaggebend: Doch der wichtigste Punkt für sie sei, so Lilli, dass die internatseigene Hockey-Mannschaft auf hohem Niveau spiele und sie aufnehmen würde. Seit vielen Jahren ist Lilli aktive Hockey-Spielerin und trainiert zweimal wöchentlich beim DHC Hannover. In den USA würde Lilli täglich Hockey trainieren. Für das US-Internat wiederum war Lillis Hockey-Niveau ausschlaggebend, sie als Schülerin anzunehmen – neben schulischen Leistungen, guten Englischkenntnissen und ihrem Auftreten als Person. „Ich musste Tests absolvieren und mich Vertretern des Internats in einem Skype-Interview vorstellen und über meine Motivation und meine sportlichen Ambitionen sprechen“, berichtet die Gymnasiastin. Auch Zeugnisse musste sie einreichen, ihren Impfpass vorweisen und Empfehlungsschreiben von Lehrern und Trainern vorlegen. Noch besteht ein Einreiseverbot für Deutsche in die USA: All diese Vorbereitungen waren nun vielleicht umsonst. Am 1. September würde der Unterricht für Lilli in New Hampshire beginnen. Noch wissen Lilli und ihre Eltern nicht, ob die 15-Jährige tatsächlich Ende August in die USA fliegen kann. Das Einreiseverbot für Deutsche in die USA, das seit Mitte März besteht, ist gerade vor einigen Tagen von der US-Regierung erneuert worden. „Auch die Konsulate haben noch geschlossen, sodass wir gar kein Visum für Lilli besorgen können“, sagt ihre Mutter. „Ich war so happy, dass die mich angenommen hatten“, sagt Lilli mit einem Seufzen – dann kam die Nachricht über die Grenzschließungen in den USA. „Das war total niederschmetternd“, schildert ihre Mutter. Inzwischen habe sich die Familie mit der Unsicherheit arrangiert. Die Meldungen über steigende Covid-19-Erkrankungen in den USA verfolgen die Großburgwedeler aufmerksam. Entscheidung muss bis zum 1. August fallen: „Bis zum 1. August müssen wir uns entscheiden, ob wir Lillis Platz am Internat annehmen“, erklärt Dörte Köhler. Wird der Aufenthalt von der Schule storniert, erhalte die Familie die nicht unerheblichen Schulgebühren zurück – immerhin ein schwacher Trost. Und Lilli ist entschlossen: „Sollte ich jetzt nicht in die USA gehen, hole ich das nach dem Abi oder im Studium auf jeden Fall nach.“ Lesen Sie auch: Neubau des Gymnasiums Großburgwedel beginnt A year abroad: Schüler berichten vom Auslandsjahr Nach dem Austauschjahr: Wie gelingt die Rückkehr an die Schule? Von Gabriele Gerner

Burgwedel - Vier Monate im Ausland: Corona bedroht Lillis Traum von den USA