Corona-Lockdown in Burgwedel: So läuft das Homeoffice bei Unternehmen wie Rossmann und Relog

Das Gebot der Stunde lautet: Kontakte reduzieren. Im privaten Umfeld gelten schon seit einigen Wochen strenge Beschränkungen. Und auch beruflich sollen Menschen sich noch mehr aus dem Weg gehen, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden. Wo es möglich ist, sollen Arbeitnehmer ins Homeoffice wechseln, mahnen Bund und Land unisono. Wie gehen Unternehmen in Burgwedel mit dem Thema Homeoffice um? Wir haben uns umgehört. Wasserverband: Abstände lassen sich gut einhalten: Die Pflicht, Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, gibt es derzeit noch nicht. Nun bleibe abzuwarten, wie die vom Bund angekündigte Verordnung formuliert wird, sagt Henning Schlaefke, Geschäftsführer vom Wasserverband Nordhannover. Diese Verordnung soll Mitte der Woche in Kraft treten und bis zum 15. März gelten. Sie sieht vor, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern das Homeoffice ermöglichen müssen, wenn keine „zwingenden betriebsbedingten Gründe“ entgegenstehen. In der aktuellen „Findungsphase“ gelte es nun auszuloten, was möglich sei und was nicht. „Kontaktbeschränkungen sind bei uns gut umsetzbar“, sagt er. Es sei genügend Platz. Im Büro in Wettmar seien etwa 15 Mitarbeiter tätig, weitere 15 hätten im Außendienst ohnehin keinen Kontakt zur Belegschaft. „Ich würde auch sagen, dass der geringere Teil der Kollegen von zu Hause aus arbeiten möchte“, so Schlaefke. Ein sensibler Punkt seien zudem Kundendaten. Es sei nicht einfach, Datenschutz und Homeoffice unter einen Hut zu bringen. Datenschutz bei Lohn- und Gehaltsabrechnungen: Diesen Aspekt hebt auch Katharina Busse, Geschäftsführerin von Relog Lohn mit Sitz in Kleinburgwedel hervor. Ihr Unternehmen arbeitet unter anderem mit Lohn- und Gehaltsabrechnungen – und somit sehr sensiblen Daten. „Datenschutzmäßig müssen wir das mit dem Homeoffice daher sehr kritisch betrachten“, sagt Busse. Die IT-Abteilung ihres Unternehmens habe bereits im Frühjahr 2020 angefangen, die Angestellten mit Laptops zu versorgen und auf diesen VPN-Tunnel anzulegen. „Man arbeitet dann mit drei Kennungen, um überhaupt auf unseren Server zugreifen zu können“, sagt sie. Die Geräte dürften ausschließlich für die Arbeit genutzt und müssten in einem abschließbaren Raum verstaut werden. Zunächst sei die Risikogruppe in der Belegschaft damit versorgt worden. Wobei die meisten Kollegen, die dieser angehörten, die Arbeit vor Ort bevorzugten, berichtet Busse. Denn was für die jüngeren oder weiter weg wohnenden Kollegen nicht nur machbar, sondern sogar erfreulich schien, gefalle einigen Älteren, die weniger technik-affin seien, nicht unbedingt. Dennoch: Von den 30 Mitarbeitern sei inzwischen rund ein Drittel die meiste Zeit im Homeoffice – die meisten wechselten sich ab, denn viele würden tatsächlich den Kontakt zu anderen vermissen, sagt Busse. „Und wir haben den Luxus, dass wir viele Pärchen haben. Die können als ein Haushalt in einem Büro sitzen.“ Softwareentwickler: Weniger Effizienz im Homeoffice: Beim Burgwedeler Softwareentwickler Men4tec in Wettmar mit sechs Mitarbeitern gibt es einen klaren Vorteil. Schon von Berufswegen her habe niemand mit der Technik zu kämpfen, sagt Inhaber Matthias Meyer. Jeder habe die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. „Bei der täglichen Arbeit greifen wir normalerweise oft auf die Expertise der Kollegen zurück.“ Was früher im persönlichen Gespräch passierte, laufe nun in erster Linie über Skype oder ähnliche Plattformen ab. Auch der Kontakt zu den Kunden, die sich über ganz Deutschland verteilen, habe sich zunehmend in die virtuelle Welt verlagert. Das empfindet Meyer jedoch keinesfalls als störend. Lesen Sie auch Homeoffice in Hannover: Was tun, wenn der Chef der Heimarbeit misstraut? Ein Problem sei jedoch die mangelnde Effizienz. „Einige können super zu Hause arbeiten“, sagt er. Anderen jedoch falle das schwer – und dann sinke die Produktivität. Denen müsse er immer wieder auf die Finger klopfen. „Wenn Homeoffice jetzt auf Dauer verpflichtend wäre, würde das große Einbußen bedeuten.“ Dass er dann niemanden entlassen müsse, kann er nur hoffen. Trotzdem stehe auch in seiner Firma momentan an erster Stelle, das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten. Wechsel zwischen Homeoffice und Büro: Katrin Vogt, Prokuristin beim Maschinenbauunternehmen Vogt Ultrasonic in Großburgwedel, sieht das genauso: „Wer bei uns Homeoffice machen möchte, kann das machen.“ Das seien die Leute, die in der Akquise sitzen und im Vertrieb tätig sind. Im Grunde habe jeder ein Einzelbüro, trotzdem wolle man die Verteilung noch weiter entzerren. „Zum Teil wechseln die Mitarbeiter auch zwischen Homeoffice und Büro.“ Einige fühlten sich zu Hause aber nicht wohl, wollten gern zur Arbeit kommen. Das müsse auch möglich sein, sagt sie. Rossmann: Jeder Vierte sitzt im Homeoffice: Wie Vincent Toussan vom Drogerieriesen Rossmann in Großburgwedel berichtet, ist mobiles Arbeiten dort im Bereich der Logistik zum Beispiel nicht möglich. In der Konzernzentrale hingegen, wo rund 1500 Angestellte tätig sind, würden jede Menge Bürotätigkeiten ausgeführt. Gleich zu Beginn der Pandemie habe das Unternehmen daher Hygienemaßnahmen ergriffen, um alle Kollegen zu schützen. „Von der Aufklärung über Desinfektionsmittelspender bis hin zur Ausstattung mit Mund-Nasen-Bedeckungen“, sagt er. Weiterhin habe die IT-Abteilung innerhalb kürzester Zeit das digitale Arbeiten von zu Hause ermöglicht. Es sei eine Belegung von 25 Prozent als Höchstgrenze im Haus festgelegt worden. „Das ermöglicht den anwesenden Kolleginnen und Kollegen, mit ausreichend Abstand zu arbeiten.“ Diese Regeln gelten heute immer noch. Von Janna Silinger