Wer sitzt denn da im Baum? Gerhard Böhne stutzt. Der 78-Jährige ist am Heideweg in Großburgwedel bei einem Bekannten zu Besuch, als beide auf dem Balkon aufgeregtes Zwitschern von Spatzen vernehmen. Böhne, der selbst am Kuckucksbusch wohnt, wundert sich sehr. Lauert da eine Gefahr?, fragt er sich – und entdeckt in einer Kiefer vis-à-vis einen großen Vogel mit markanten Ohren und Augen. Aufgeregt greift er zum Mobiltelefon, bittet seine Frau, ihm die Kamera zu bringen. Mit seinem Foto sucht er Rat bei einem Experten, schickt das Bild per E-Mail an Nabu-Mitglied Peter Böer. Der bestätigt: Der Greifvogel auf dem Foto ist ein Uhu, die größte Eulenart Europas.
Der von der Redaktion konsultierte Großburgwedeler Ornithologe Konrad Thye zweifelt zunächst: Ein Uhu in Großburgwedel? Doch das Foto lässt keinen Zwefel zu. Schade nur, dass nicht zu erkennen sei, welches Tier die Eule gerade erbeutet hat, bedauert Thye. Nach seiner Aussage mögen Uhus Ratten, Igel und kleine Katzen.
Thye ist sich ziemlich sicher, dass die Großeule zu einem Uhu-Paar gehört, das in Hannover brütet. „Um die Brut nicht zu gefährden, geben wir die Brutplätze nicht bekannt“, erklärt der Vogelexperte. Denn diese würden leider immer wieder von „Greifvogelhassern“ zerstört. Uhus standen vor einigen Jahren kurz vor dem Aussterben, mittlerweile erholen sich die Bestände wieder. Sie brüten in Felswänden, Schluchten und Steinbrüchen. Laut Thye müsste das Uhu-Paar derzeit den Nachwuchs versorgen. Dabei sei ein Jagdausflug von Hannover nach Großburgwedel nicht außergewöhnlich. „Die Entfernung ist für das Tier nur einige Flügelschläge entfernt.“
Von Katerina Jarolim-Vormier