Nächste Woche endet für die Kommunalpolitiker die politische Sommerpause. Am Donnerstag, 15. August, kommen im Schloss der Ratsausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Bau sowie die drei Ortsräte von Ramlingen-Ehlershausen, Otze und Schillerslage zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, um über die Entwicklung neuer Gewerbeflächen zu beraten. Mit am Tisch sitzen die Ortsvorsteher der Dörfer Beinhorn, Dachtmissen, Heeßel, Hülptingsen, Sorgensen und Weferlingsen.
Stadtplaner listen mögliche Gewerbeflächen auf
Die Stadtverwaltung hat vorgearbeitet und den Politikern für deren Beratungen den Entwurf eines Gewerbeflächen-Entwicklungskonzepts auf den Tisch gelegt. In diesem 36-seitigen Papier sind Flächen im Stadtgebiet aufgelistet, die das Zeug zu einem künftigen Gewerbepark haben, allem voran vier Einzel- und Sonderstandorte an der Bundesstraße 3 zwischen Beinhorn und Ehlershausen. Diese sollen sich für Logistiker und überregional tätige Unternehmen eignen, die Wert auf eine schnelle Anbindung an die Autobahnen legen. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung vier weitere mögliche Gewerbeflächen für eher lokal und regional ausgerichtete Firmen an der Umgehungsstraße (B 188) zwischen Anschlussstelle Nordwest und dem Gewerbegebiet Hülptingsen einer Voruntersuchung unterzogen und nach vorher von ihr festgelegten Kriterien beurteilt.
Zahlen, Daten und Fakten zur Gewerbesituation
Wie viele Gewerbebetriebe hat Burgdorf aktuell?
Nach Angaben der Stadtverwaltung sind gegenwärtig rund 2200 Gewerbetreibende in Burgdorf gemeldet. Laut Wirtschaftsförderer André Scholz ist die Zahl, die Ein-Frau-Betriebe ebenso einschließt wie mittelständische Unternehmen wie den Kugelhahnhersteller Hartmann Valves in Ehlershausen, in den vergangenen Jahren relativ konstant.
Welche Flächen stehen für Gewerbebetriebe zur Verfügung?
Die Stadt hält rund 70,5 Hektar Gewerbeflächen bereit. Die größten Gewerbegebiete sind die beiden Gewerbegebiete in Hülptingsen mit zusammengerechnet fast 25 Hektar, der Gewerbepark Nordwest mit 13 Hektar, die Gewerbeflächen am Ostlandring mit zwölf Hektar und das alte innenstadtnahe Gewerbegebiet Am Güterbahnhof mit 10,5 Hektar.
Wie viele Menschen finden in Burgdorf einen Arbeitsplatz?
Laut Landesamt für Statistik Niedersachsen gab es am Stichtag 30. Juni 2018 in Burgdorf genau 6116 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, davon 31 im Bereich Land- und Forstwirtschaft, 926 im produzierenden Gewerbe, 1780 im Bereich Handel, Verkehr, Lagerei und Gastgewerbe, 1105 bei Dienstleistungsunternehmen sowie 2274 bei öffentlichen und privaten Dienstleistern. Nicht eingerechnet sind Mini- und Teilzeitjobs. Nach einer Berechnung der Region Hannover pendeln täglich 8843 Menschen zu ihrem Arbeitsplatz außerhalb Burgdorfs. 3491 machen sich gleichzeitig von außerhalb auf den Weg, um an ihren Arbeitsplatz in Burgdorf zu gelangen.
Wie viel Gewerbesteuer bringen die ansässigen Gewerbebetriebe der Stadt jährlich ein?
Im Haushaltsplan für das Jahr 2019 rechnet die Stadt mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 8,2 Millionen Euro. Tatsächlich fallen die Einnahmen etwas höher aus als erwartet, sagt Wirtschaftsförderer Scholz unter Berufung auf die Kämmerei. In der jüngsten Vergangenheit stiegen die Gewerbesteuereinnahmen kontinuierlich an.
Warum entwickelt die Stadt immer neue Gewerbegebiete?
Als „Königsdisziplin“ der Wirtschaftsförderung nennt Scholz die Bestandsentwicklung. Damit will die Stadt florierenden Burgdorfer Unternehmen die Möglichkeit geben, sich am Standort Burgdorf weiterzuentwickeln. Das sei mit dem Autohaus B&K, das unlängst vom Ostlandring in den Gewerbepark Nordwest umzog und sich dort mit einem Neubau vergrößerte, gelungen. Darüber hinaus ziele das städtische Gewerbeflächenmanagement auch auf die Neuansiedlung von Betrieben. Der erhoffte Effekt seien künftig höhere Gewerbesteuereinnahmen.
Was macht Burgdorf für ansiedlungswillige Firmen interessant?
Die Stadt konzentriert sich nach eigener Darstellung auf den inhabergeführten Mittelstand, der seinerseits bereit sei, sich mit der Stadt zu identifizieren. Als eines ihrer Markenzeichen sieht die Stadt ihre nach wie vor kompakte Kernstadt. Mit dem Bau der Umgehungsstraße sei es zudem gelungen, Unternehmen eine wettbewerbsfähige Verkehrsanbindung zu bieten.
Drei Flächen halten die Fachleute im Rathaus für wert, sie einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen: als Sonderstandort ein Areal direkt an der Abfahrt der vierspurigen Bundesstraße 3 bei Ehlershausen sowie zwei Flächen an der Bundesstraße 188, und zwar einmal nördlich der Anschlussstelle Burgdorf-Nordwest sowie zwischen Umgehungsstraße und Sorgensen. Davon erhofft sich die Stadt Erkenntnisse zum Natur- und Artenschutz, zudem belastbare Aussagen zum Verkehr sowie zu Lärm-, Feinstaub und Geruchsbelastung und zu Entwässerungsmöglichkeiten.
Diese Standortanalysen kosten Geld, das die Stadt nicht hat. Darum schlägt die Stadtverwaltung vor, dass der Rat Fördermittel bei der Region Hannover beantragt. Im Haushalt der Region stünden für solche Machbarkeitsstudien und Planungskonzepte Zuschüsse im Rahmen des regionalen Gewerbeflächeninvestitionsprogramms bereit.
Burgdorf gewinnt für Firmen an Attraktivität
Ließen Firmen Burgdorf früher eher links liegen, um Autobahnstandorten wie Lehrte, Isernhagen, Burgwedel und Langenhagen den Vorzug zu geben, so steht die Stadt nach eigenen Angaben inzwischen spürbar höher im Kurs, wenn Unternehmenslenker ihre Standortentscheidungen treffen. Denn mit der Realisierung der Umgehungsstraße sei die Stadt deutlich besser angebunden an die Autobahnen A 7 und A 2. Der Gewerbepark Nordwest ist fast vollständig vermarktet. Aktuell plant die Stadt dessen Erweiterung nach Osten. Danach stünden keine Flächenreserven mehr zur Verfügung. Um Vorsorge zu treffen für spätere Gewerbeansiedlungen, die für dringend benötigte höhere Gewerbesteuereinnahmen sorgen sollen, sieht die Stadt im vorliegenden Gewerbeflächenentwicklungskonzept ein sinnvolles Instrument, um geeignete Flächen zu identifizieren.
Die Sitzung des Ratsausschusses für Umwelt, Stadtentwicklung und Bau ist öffentlich. Sie beginnt um 17 Uhr im Ratssaal im Schloss. Auf der Tagesordnung stehen außerdem die notwendige Änderung des Bebauungsplans für den geplanten Neubau der Gudrun-Pausewang-Grundschule in der Südstadt und die vierte Auflage des Energieberichts der Stadt.
Von Joachim Dege