Burgdorf: Indisches Restaurant Malabar zieht ins ehemalige Riff

In der Corona-Pandemie ein Restaurant zu eröffnen, ist für den besten Gastronomen eine Herausforderung. Fünf in Burgdorf lebende Inder wagen es dennoch. Sie haben Anfang September die Räume der ehemaligen Kultkneipe Riff an der Hannoverschen Neustadt angemietet und eine fünfstellige Summe in den Umbau investiert. Der neuerliche Teil-Lockdown hat ihre Eröffnungspläne freilich erst einmal durchkreuzt. Jis Paul ist 39 Jahre alt. Er stammt aus dem Süden Indiens und ist gelernter Krankenpfleger. Wie viele seiner Landsleute ergriff er diesen Beruf, um im Ausland sein Glück zu machen. Als gelobte Länder gelten in Indien Australien, die USA und Deutschland. Hierher gelangte er über den Umweg Italien, von wo ihn der findige Burgdorfer Pflegeunternehmer Gaurav Garg 2015 für seine AR Seniorendienste GmbH anwarb. Garg ließ ihn einen Deutschkurs machen und bereitete ihn ein Jahr lang auf die deutsche Anerkennung als Pflegefachkraft vor, um ihn in seinen Heimen einzusetzen. Aktuell arbeitet Paul in einem Heim in der Wedemark. Indische Community in Burgdorf zählt 140 Menschen: Dem Beispiel des dreifachen Familienvaters Paul sollten etliche seiner Landleute folgen, die wie er selbst ihre Familien nachholten. Inzwischen sei die indische Community mitsamt etwa 50 Kindern in Burgdorf auf annähernd 140 Menschen angewachsen, berichtet der 39-Jährige. Die Mehrzahl der Erwachsenen seien Pflegekräfte und arbeiteten für Garg in dessen Heimen. Andere mit Ausbildung zum Koch verdingen sich in Gargs firmeneigener Großküche in Hülptingsen und in Burgdorfer Restaurants. Um Ernährungsgewohnheiten aufrechtzuerhalten, kaufte die Community indische Lebensmittel und Gewürze stets gemeinsam und en gros ein. Filmabende mit Mollywood-Streifen auf Malayalam im eigens angemieteten Kinosaal der Neuen Schauburg stärkten das Gemeinschaftsgefühl in der neuen Heimat. Da lag die Idee nahe, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Pflegeunternehmer Garg unterstütze sie beratend, berichtet Paul, der sich für das Gastroprojekt mit vier weiteren Männern zusammentat, von denen drei gelernte Köche sind und schon in Italien in Restaurants am Herd standen. Alle fünf stammten sie aus Südindien, sagt Paul. Das sei von Bedeutung, weil sich die südindische Küche von der in Nordindien gehörig unterscheide. Paul und seine Mitstreiter im Alter von 30 bis 40 Jahren wollen im Malabar, wie sie ihr Restaurant nach einem berühmten Gericht tauften, typische Speisen aus ihrer südindischen Heimat anbieten. Etwa Varianten des Masala Dosa, bei dem es sich um eine Art Pfannkuchen aus Reis- und Linsenmehl mit würziger Kartoffelfüllung handelt. Oder das Reisgericht Malabar Biriyani, das in unterschiedlichen Variationen mit Gemüse oder Fleisch zubereitet wird. Köche passen Schärfe an deutsche Essgewohnheiten an: Bei der für indische Gerichte typischen Schärfe wollen die Köche selbstredend Rücksicht nehmen auf deutsche Gaumengewohnheiten. Es soll indisches Brot und indisches Bier geben. Und obendrein, gewissermaßen als Reminiszenz an die erste Station in Europa, auch italienische Pasta-, Fisch- und Fleischgerichte – gelernt ist eben gelernt. Aufgrund der Corona-Pandemie muss der neue Herd – die Malabar-Betreiber investierten in die neue Küche und eine neue Gasleitung fast 20.000 Euro – zurzeit noch kalt bleiben. Sobald Lockerungen kommen und Restaurantbesuche wieder möglich sind, wollen die Fünf eröffnen. Dann soll es auch einen Außerhausverkauf und einen Bringdienst geben. Denn schon jetzt gebe es aus anderen indischen Communities in Isernhagen, Hildesheim, Paderborn und Wolfsburg reges Interesse. Lesen Sie auch: Pflegefirma heuert fünf Inder an Gaststätte Riff schließt Ende November Von Joachim Dege