Burgdorf: Deshalb sucht die Stadt noch Tageseltern für die Kleinsten

Leuchtende Augen – sie bedeuten für Nicole Lilienthal und ihren Vater Nikolae Kirmayer jeden Tag die Belohnung für ihre Arbeit als Tageseltern. Leuchtende Augen – die bekommt die Burgdorferin aber auch, wenn sie von ihrer Arbeit schwärmt. Seit acht Jahren betreuen Tochter und Vater acht Kinder in der Großtagespflege Die Windelzwerge: „Und noch immer liebe ich meine Aufgabe“, sagt die Mutter eines 18-jährigen Sohnes. Nicole Lilienthal absolvierte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zur Kosmetikerin und Friseurin, arbeitete anschließend im Einzelhandel und ließ sich dann von ihrem Vater für die Tagespflege begeistern. Er kam über Arbeitsgemeinschaften in Schulen und Kitas zur Betreuung der Jüngsten – zunächst im „Nest“ in Lehrte-Immensen. „Ich habe dort einmal ein Praktikum gemacht, und danach stand für mich fest, dass wir gemeinsam eine Tagespflegestelle schaffen wollen“, blickt Lilienthal zurück. „Die Windelzwerge sind ein Vorzeigeobjekt“: Zunächst starteten die Windelzwerge an der Holbeinstraße, es folgten einige Jahre an der Marktstraße, ehe die Einrichtung an die Hannoversche Neustadt in eine ehemalige Steuerberatungskanzlei umzog. Dort findet die Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwölf Monaten und drei Jahren einen Schlaf-, einen Matsch- und einen Gemeinschaftsraum vor. Sie essen gemeinsam in einer Küche, parken ihre Bobbycars in der Garage oder spielen im angrenzenden Garten. Möbel, sanitäre Einrichtungen, Spielzeug – alles gibt es im Zwergenformat in Zimmern, deren Wände zum Teil knallbunt tapeziert sind. „Diese Großtagespflegestelle ist ein Vorzeigeobjekt“, sagt denn auch Katrin Böhm, in der Stadtverwaltung zuständig für die Tageseltern. Denn Lilienthal und Kirmayer erfüllen längst nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sie nutzen ihre jahrelangen Erfahrungen, um den Knirpsen eine bestmögliche Betreuung zu bieten. Dazu gehört unter anderem der Matschraum, in dem sie nach Lust und Laune kneten, matschen und malen können. „Und wenn wir essen, dann müssen wir nichts wegräumen, sondern lassen alles liegen und machen später einfach weiter“, sagt die Tagesmutter, die ihre Arbeit als absoluten Traumjob bezeichnet. Müsste sie ihn mit wenigen Worten charakterisieren, dann fallen ihr „Liebe, laut, Förderung, Kinderaugen und Humor“ ein. „Ohne Humor geht es nicht, Kinder lieben es, zu lachen“, sagt sie. Familie regelt die Vertretung in der Tagespflege: Die Tagespflege Windelzwerge bietet – wie alle Tagespflegestellen – den Eltern flexiblere Öffnungszeiten, als es Krippen leisten können. „Deshalb setzt Burgdorf auch auf diese Form der Betreuung“, sagt Böhm. Bisher gibt es 16 Tageseltern und vier Großtagespflegestellen, bei denen sich mindestens zwei Betreuer um jeweils acht Jungen und Mädchen kümmern. Bei der Einrichtung an der Hannoverschen Neustadt steht Lilienthals Mutter bereit, falls sie oder ihr Vater ausfallen. „Damit haben wir keine Ausfallzeiten“, sagt sie. Eine solche Vertretungsform möchten Böhm und ihre Kollegen für alle Tageseltern organisieren – dank des Bundesprogramms Pro Kindertagespflege. Es ermöglicht zum anderen, die bisherige Qualifizierung von 160 um 140 Stunden auszubauen. Davon profitieren auch die erfahrenen Tageseltern wie Lilienthal und Kirmayer, für die Böhms Team schon jetzt als Ansprechpartner bei Fragen zur kindlichen Entwicklung oder Elternarbeit fungieren. „Dieses Angebot hilft ungemein“, sagt Lilienthal, denn sie könne ihr fachliches Wissen stetig ausbauen und sich selbst weiterentwickeln. Schließlich gebe es mehrmals jährlich auch einen Austausch mit anderen Tageseltern, bei dem ähnliche Probleme diskutiert würden. Warteliste für junge Eltern und deren Nachwuchs: Tageseltern müssten die gleiche Dokumentation für ihre Schützlinge erstellen wie die Erzieher in Krippen, und sie engagierten sich mindestens ebenso stark in der Elternarbeit: „Dank der genauen Zuordnung der vier Kinder auf eine Tagespflegeperson bestehen kontinuierliche Gespräche“, sagt Böhm, nach deren Angaben es eine Warteliste für die Betreuung der Kleinen durch Tageseltern gibt. Wer einen Platz bekommen hat, kann demnächst auch an Vorträgen teilnehmen, die die Stadt dank der Bundesförderung für Mütter und Väter organisiert – zu Themen, die die Tageseltern vorschlagen, weil sie diese aus der täglichen Arbeit kennen. „Wir sind überzeugt von der Kindertagespflege, weil sie den Eltern eine Wahlfreiheit bietet und weil wir sie in Burgdorf auf hohem Niveau anbieten“, sagt Böhm, nach deren Angaben die Stadt die Standards definiert und mit den Betreuern umsetzt. Dies bestätigt Lilienthal: „Wenn ich nicht weiter weiß, finde ich immer einen Ansprechpartner im Rathaus.“ Die stetige Qualifizierung helfe ihr zudem in der täglichen Arbeit, für die vor allem eines benötigt werde: „Ein großes Herz für Kinder, die man begleiten und deren Entwicklung man beobachten darf.“ Für die Betreuung der Jüngsten sucht die Stadt Burgdorf weitere Tagespflegestellen. Über die Voraussetzungen dafür, über Kosten und Qualifizierungen informieren Katrin Böhm und ihre Kollegen am Mittwoch, 11. Dezember, ab 19 Uhr im Sitzungssaal im Rathaus V. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Lesen Sie dazu auch: Burgdorf setzt bei der Kinderbetreuung verstärkt auf Tageseltern Großer Bedarf: Stadt Burgdorf baut die Kindertagespflege aus 300.000 Euro Zuschuss: Bund fördert die Kindertagespflege Mangel an Krippenplätzen in der Region Hannover? Region Hannover: Kommunen bekämpfen Kita-Platzmangel mit Containern Von Antje Bismark

Burgdorf - Deshalb sucht die Stadt weitere Tageseltern für die Kleinsten