Kloster Barsinghausen: Äbtissin Barbara Silbe geht in den Ruhestand

Sie geht zwar in den Ruhestand, aber das Kloster Barsinghausen bleibt weiterhin ihr Zuhause. Für Barbara Silbe ist es trotzdem ein großer Schritt, wenn sie Ende November nach 20 Jahren als Äbtissin ihren Dienst niederlegt. Ihre neue Rolle im Kloster macht es ihr aber offenbar leicht, einen schönen Übergang zu erleben. Natürlich werde sie weiter die Gebetszeiten mitgestalten, aber sicher auch Gäste während ihrer Einkehrzeit begleiten, kündigt die scheidende Äbtissin an. Weitere Aufgaben würden sich möglicherweise im Zusammenleben mit ihrer Nachfolgerin ergeben. Zwar gibt es seitens der Klosterkammer bislang noch keine Auskunft über die Neubesetzung des ab Dezember vakanten Amtes. Doch Schwester Barbara verrät immerhin, dass die neue Äbtissin am 1. März 2021 ihren Dienst beginnt. „Bis dahin wird es eine Vakanzzeit geben, die mit Unterstützung der Klosterkammer und dem Engagement verschiedener Personen überbrückt wird“, sagt Silbe. Anschließend werde sie die neue Äbtissin unterstützen, soweit sie es wünsche und es möglich sei, kündigt Schwester Barbara an. Ihre künftige Rolle im Kloster sieht sie auch auf einer übergeordneten Ebene. „Vor allem möchte ich da sein. Das Kloster Barsinghausen bleibt ja mein Zuhause“, betont Silbe. Äbtissin will Amt in jüngere Hände geben: Dessen ungeachtet hätte sie auch als Äbtissin noch einige Jahre im Amt bleiben können – laut Klosterordnung bis zu ihrem 70. Lebensjahr. Warum sie sich trotzdem für die reguläre Ruhestandsregelung entschieden habe? In den vergangenen vier Jahren seien zwei Schwestern umgezogen, außerdem hätten die zwei Konventualinnen ihre Klosterstelle zurückgegeben, leitet Silbe ihre Begründung ein. „Deshalb bin ich seit mehr als einem Jahr Äbtissin ohne Konvent“, sagt sie. Alle Bemühungen, neue Frauen für den Konvent zu gewinnen, seien erfolglos verlaufen. Sie empfinde dies aber nicht als Scheitern. Seit 1996 habe sich schließlich mit der Gründung der Kommunität Kloster Barsinghausen und dem Aufbau von neuem geistlichen Leben etwas sehr Kostbares entwickelt. „Der alte Gebetsort lebt wieder. Jetzt braucht es eine jüngere Frau, die mit frischen Kräften Nachwuchs für den Konvent gewinnen kann“, sagt Silbe. 1998 im Kloster Barsinghausen eingezogen: Auch die scheidende Äbtissin war 1998 als Mitglied der Diakonischen Schwesternschaft Wolmirstedt, einer evangelischen Frauengemeinschaft bei Magdeburg, nach Barsinghausen und ins Kloster gezogen. Zuvor hatte die damals 43-Jährige dort als Heilpädagogin gearbeitet. Die Initiative zum Aufbau von neuem geistigen Leben und zur Gründung der neuen Kommunität war laut Silbe Mitte der Neunzigerjahre von dem früheren Klosterkammerpräsidenten Axel Freiherr von Campenhausen ausgegangen. Im Juli 2000 hatte schließlich die damalige Äbtissin des evangelischen Damenstifts Kloster Barsinghausen, Maria Martha Pollak, altersbedingt ihr Amt an Schwester Barbara übergeben. Sie wurde in der Klosterkirche auf die Klosterordnung verpflichtet. Zu ihren Aufgaben gehörten seitdem die Erhaltung und Sicherung des Klosters und seiner Anlagen sowie die Förderung der Lebensgemeinschaft der Konventualinnen. Schwester Barbara übernahm im Kloster die Leitung einer Einrichtung mit kirchlichen, sozialen und kulturellen Aufgaben. Mit festen Gebets- und Gottesdienstzeiten, Einkehrtagen, Gebetstanz, meditativem Töpfern und der Begleitung Orientierung suchender Menschen erfüllte die Kommunität vor allem geistliche Aufgaben. Nach Bauphase ergeben sich viele neue Möglichkeiten: Silbe erlebte nach ihrer Amtsübernahme ab 1997 im Kloster eine intensive Bauphase. „Im unteren Kreuzgang wurden ein Gebetsraum, eine Töpferei und eine Begegnungsstätte, die Klostergrotte, eingerichtet“, sagt sie. So habe sich die Möglichkeit ergeben, das Kloster zu öffnen. „Außer zu Führungen und Konzerten wurde zu öffentlichen Gebetszeiten und Abendgottesdiensten eingeladen, zum Töpfern und zum Kaffee in die Klostergrotte“, sagt Silbe. Etabliert habe sie in ihrer 20-jährigen Amtszeit auch den Abendgottesdienst am Donnerstag. Fest verankert sei jetzt zudem die Möglichkeit, als Einzelgast ins Kloster zu kommen. Wer ihre Nachfolgerin wird, verrät aber auch Silbe nicht. „Eine jüngere Person – und sie ist, Gott sei Dank, gefunden“, sagt sie nur. Lesen Sie auch: Barsinghausen: Kloster feiert sein 825-jähriges Jubiläum Barsinghausen: Café im Kloster bietet eine Oase der Ruhe Von Ingo Rodriguez