Barsinghausen: Hohe Nachfrage nach Kleintieren im Corona-Jahr

Der Vorstand des Tierschutzvereins Barsinghausen hat zum Jahreswechsel ein insgesamt positives Fazit der vergangenen zwölf Monate gezogen. Die Mitgliederzahl ist gestiegen, die finanzielle Basis ist solide, und die Vereinsführung ist stolz auf den engagierten Einsatz vieler Mitglieder und Helfer, wie Vorsitzender Ernst Wildhagen resümiert. „Mein 15. Jahr als Vorsitzender des Tierschutzvereins war – auch wenn es erstaunlich klingt – ein überwiegend positives Jahr“, sagt Wildhagen. Die Zahl der Mitglieder sei auf mehr als 430 ausgebaut worden. „Zum Glück hatten wir keine coronabedingten Ausfälle“, berichtet Wildhagen. Der Vorstand arbeite seit Jahren harmonisch und effektiv zusammen. Das vereinseigene Tierheim befinde sich in einem guten Zustand und solle im Jahr 2021 durch eine Quarantänestation erweitert werden. Viel Lob hat die Vereinsführung für das Engagement der Mitglieder. Fast 100 Helfer – vom Gassigänger bis zum Kassenwart – hätten im Jahr 2020 insgesamt rund 25.000 Stunden lang ehrenamtlich gearbeitet. „Ich möchte mich bei allen ganz herzlich im Namen der Tiere bedanken“, sagt Wildhagen. Viele Anfragen nach Kleintieren im Corona-Jahr: Es bleibe aber auch künftig noch viel zu tun, „um den Tieren die Wertschätzung entgegen zu bringen, die sie verdienen“. Das zeige die Tatsache, dass der Tierschutzverein im vergangenen Jahr wieder mehr als 300 Tiere aufnehmen musste, die von ihren Besitzern ausgesetzt oder abgegeben wurden, weil kein Interesse mehr an ihnen besteht oder weil sie „zu teuer“ geworden sind. Wildhagen erinnert an einen Satz des ehemaligen Bürgermeisters Walter Zieseniß. Dieser hatte vor knapp zehn Jahren bei der Eröffnung der Büros des Tierheimes gesagt, dass es doch schön wäre, wenn die Gesellschaft überhaupt keine Tierheime mehr brauchte. „Damit hatte er absolut recht“, betont Wildhagen. Im Corona-Jahr habe der Tierschutzverein außergewöhnlich viele Anfragen nach Katzen, Kleintieren und Hunden verzeichnet. „Die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause und wollen sich oder ihren Kindern mit einem Haustier eine Freude machen oder etwas gegen die Einsamkeit tun“, sagt der Vorsitzende. „Wir warnen aber immer davor und weisen darauf hin, dass es auch eine Zeit nach Corona gibt und die Entscheidung für ein Tier eine langfristige Entscheidung für die ganze Familie ist.“ Finanzielle Unterstützung von Kommunen ist knapp: Bei der Tierschutzarbeit erfahre der Verein viel Lob und Anerkennung für den Einsatz, sagt Wildhagen. „Es beeindruckt Politik und Gesellschaft, dass wir sieben Tage in der Woche 24 Stunden für die Tiere da sind und nicht nur Hunde, Katzen und Kleintiere vermitteln, sondern auch verletzte Wildtiere einfangen und zur Wildtierstation bringen, nachts entlaufenen Hunden hinterherlaufen und aus Wohnungen Verstorbener die verängstigte Katze unter dem Sofa hervorlocken.“ Besonders gute Nerven würden gebraucht, wenn die Aktiven zu Fällen mit tierquälerischer Haltung oder zu Fällen von Tiersammelsucht – etwa mit 80 Kaninchen in einer Wohnung – gerufen würden. „Wesentlich dürftiger wird es mit der Unterstützung durch Politik und Verwaltung aber, wenn es um finanzielle Unterstützung geht“, kritisiert Wildhagen. Nicht vergessen werden dürfe, dass die Tierschutzarbeit kein freiwilliges Hobby sei, sondern es fast immer um Leistungen gehe, für die eigentlich der Staat zuständig sei – so wie etwa die Betreuung von Fundtieren und ausgesetzten Tieren. „Es müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass diese Dienstleistung angemessen vergütet wird“, meint der Vorsitzende. Leider bleibe es oft beim Beifall, und es werde tatsächlich alles versucht, um Kosten zu sparen. Als Negativbeispiel nennt Wildhagen die Gemeinde Wennigsen, „wo sogar Tiere durch Gemeindemitarbeiter einfach ausgesetzt werden“. Handlungsbedarf auf vielen Feldern: Der Tierschutzverein sieht viele weitere Felder, auf denen nach wie vor Handlungsbedarf bestehe, etwa bei den Nutztieren in der Landwirtschaft, bei Tieren im Zirkus, bei der Jagd, bei Qualzucht- und Versuchstieren sowie sogenannten Exoten. Der Deutsche Tierschutzbund, andere Tierschutzorganisationen und nicht zuletzt viele engagierte Bürger kämpften in diesen und anderen Bereichen, um den Tierschutz weiter zu verbessern, betont der Vereinsvorsitzende. Das Jahr 2021 beginne schon mal gut, da seit Jahresbeginn das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln ein Ende hat. Von Andreas Kannegießer