Barsinghausen: Corona-Krise fordert auch das Tierheim heraus

Nein, die Vermittlung wegen Corona einstellen, das will das Tierheim in Barsinghausen nicht. In vielen Vereinen ruhe zurzeit der Betrieb. Der Tierschutzverein könne das nicht tun, sondern müsse weiterhin den Betrieb des Tierheims aufrechterhalten und sich auch um dringende Tierschutzfälle kümmern. „Die Ehrenamtlichen leisten Unglaubliches“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Ernst Wildhagen. Arbeit im Schichtbetrieb: Drei Hunde, 22 Katzen und 25 Kaninchen, Meerschweinen und Mäuse müssen versorgt werden. Insgesamt sind jede Woche fast 50 Ehrenamtliche mindestens einmal im Einsatz. „Aktuell versuchen wir, diese Zahl zu halbieren“, sagt Wildhagen. Gearbeitet wird morgens und abends in zwei Schichten und verschiedenen Gruppen. Um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten, hätten die Gruppen grundsätzlich keinen Kontakt untereinander, sagt Wildhagen. Dadurch müsse jeder Helfer natürlich deutlich mehr und länger arbeiten. „Aber wir haben im Verein eine unglaubliche Solidarität, und alle bleiben auch unter diesen schwierigen Bedingungen bei der Stange“, sagt der Vorsitzende und ist stolz auf das Team. Gassi-Geherin Kristina Riechers gehört zu den Ehrenamtlichen und hilft auch jetzt in dieser Zeit gern. Sie muss überlegen: „Fünf oder sechs Jahre bin ich wohl schon dabei“, sagt sie, während sie mit Hund Sam im Garten des Tierheims spielt. Der fünf Jahre alten Jack Russell Terrier ist quirlig und tobt gern. „Er ist total verspielt“, sagt Riechers und wirft einen Ball weg, den ihr der Rüde sofort wiederholt. Riechers ist an diesem Nachmittag alleine auf dem Gelände. Nur Gabriele Fauken, die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins, schaut kurz vorbei, weil ein Besitzer seine im Tierheim abgegebene Katze abholen will. Per Telefon oder E-Mail erreichbar: Ansonsten hat das Tierheim an der Ludwig-Jahn-Straße für Besucher wegen Corona bis auf Weiteres geschlossen. „Das wirkt sich natürlich negativ auf die Vermittlungschancen für unsere Tiere aus“, bedauert Wildhagen. Aber anders gehe es momentan nicht. Telefonisch unter (05105) 7736777 und per E-Mail an info@tierschutzverein-barsinghausen.de ist der Tierschutzverein aber nach wie vor erreichbar. Der Verein hat alle Tiere, die ein neues Zuhause suchen, auf seine Internetseite gestellt. Sie dürfen dann auch aus dem Tierheim abgeholt werden – „aber bitte nur nach telefonischer Vorabstimmung“, sagt Wildhagen. Fundtiere würden in der Regel innerhalb von 24 Stunden an den Besitzer zurückgegeben. „Bei der Übergabe versuchen wir soweit wie möglich, den menschlichen Kontakt zu vermeiden“, sagt Wildhagen. Dass Haustiere mit dem Coronavirus infiziert werden oder als Virusüberträger gefährlich für den Menschen werden können, darauf haben Wissenschaftler bisher keinerlei Hinweise. Besucher müssen draußen bleiben, und auch die Spenden bleiben aus: „Eigentlich bekommen wir regelmäßig Futter und Streu vom Edeka-Logistikzentrum in Lauenau und über unsere Futterspendenboxen in Märkten“, sagt der Tierschutzvereinsvorsitzende Ernst Wildhagen. Das Logistikzentrum dürfe wegen Corona aber von ihnen zurzeit nicht angefahren werden, und auch die Boxen seien aktuell nicht so voll wie sonst. Für Sachspenden hat der Tierschutzverein am Mittwoch eine Wunschliste bei Amazon erstellt. Um die Tiere gut versorgen zu können, werden Strohpellets und Wiesenheu, aber auch Grasröhren, Weidentunnel und Kaninchenfutter benötigt. In ungewissen Zeiten gingen auch die Geldspenden verständlicherweise zurück. „Damit wir unsere Arbeit fortsetzen können, sind wir weiterhin auf Spenden angewiesen“, sagt Wildhagen. Das Jahresbudget beträgt etwa 150.000 Euro, davon etwa 60.000 Euro für das Personal – drei fest angestellte Mitarbeiter und drei junge Leute, die ihren Bundesfreiwilligendienst machen. An Tierarztkosten kommen jährlich etwa 40.000 Euro zusammen, und auch hier gebe es keine Einsparmöglichkeiten, sagt Wildhagen. Tierärzte müssten sich an die Gebührenordnung halten und dürften keine Rabatte gewähren. Zudem stiegen auch die laufenden Kosten, etwa für Desinfektionsmittel, aktuell sehr deutlich an. „Lediglich Instandhaltungen und Investitionen können wir verschieben, um so mehr Liquidität zu haben“, sagt Wildhagen. CORONABOX Lesen Sie auch: Barsinghäuser Schüler sind auch ohne Schule fleißig Corona: Das sind die Hilfsangebote vor Ort Von Jennifer Krebs

Barsinghausen - Keine Besucher, kaum Spenden: Corona-Krise fordert auch das Tierheim heraus