Airport Hannover wartet aufs Rettungspaket

„Ich bin nicht enttäuscht. Aber ich hätte mir mehr gewünscht.“ Hannovers Flughafenchef Raoul Hille zieht eine ernüchternde Bilanz zum Luftverkehrsgipfel 2020. Am Freitag traf sich Verkehrsminister Andreas Scheuer mit der Branche und redete über die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und mögliche Hilfen für die deutsche Luftfahrt. Als Ziel wird in der Abschlusserklärung genannt, die Weichen so zu stellen, „dass die Branche möglichst ohne strukturelle Schäden aus der Corona-Krise hervorgeht und Arbeitsplätze dauerhaft gesichert werden“. Als ersten Schritt hätte Hille erwartet, dass die Vorlaufkosten beglichen werden, die während des Lockdowns vom März bis Juni entstanden sind. Die beziffern sich insgesamt auf 740 Millionen Euro, davon allein 28 Millionen beim Flughafen Hannover. Vage Aussicht auf Fixkosten: Doch statt einer Abschlagszahlung gab es nur eine Fristverlängerung und die vage Aussicht, auch Fixkosten könnten erstattet werden. Hille: „Dann kämen noch mal ein paar Millionen hinzu.“ Bund und Länder wollten in den kommenden beiden Wochen nach finanziellen Lösungen suchen. Scheuer schlägt ein Rettungspaket von einer Milliarde Euro vor, getragen zur Hälfte von Ländern und den Kommunen, in denen Flughäfen ansässig sind, und zur Hälfte vom Bund. Finanzminister Olaf Scholz nahm an dem Treffen nicht teil. Ein Sprecher teilte mit, das Ministerium habe den Vorschlag „zur Kenntnis genommen“. Das Kabinett habe gemeinsam den Entwurf für den Haushalt 2021 beschlossen, diese Mittel seien darin nicht enthalten. Branche mit 800.000 Beschäftigten: „Wir machen Rettungspakete nicht für einen Flughafenchef, sondern für 180.000 Beschäftigte, die an den Flughäfen in Deutschland arbeiten, und etwa 25 bis 30 Prozent dieser Beschäftigten sind in Gefahr“, begründet Scheuer seine Forderung. Vom Flugzeugbauen bis hin zu Flugsicherung, Airlines und Flughäfen geht es nach seinen Worten um eine Branche mit etwa 800.000 Beschäftigten. Hille würde begrüßen, dass man sich schneller als auf die finanzielle Hilfe auf europaweit geltende Standards einigt – etwa Schnelltests auf Corona beim Check-in. Die Branche stehe „gewaltig unter Druck“. Für den Flughafen Hannover (derzeit 85 Prozent weniger Passagiere) rechne er erst im Sommer mit mehr Aufkommen. Die Diskussion, ob man einen Teil der Regionalflughäfen schließen sollte, findet Hannovers Flughafenchef müßig. Die Initiative „Am Boden bleiben“ fordert, nicht weitere Steuergelder in das klimaschädlichste Transportmittel zu stecken. Standorte umfirmieren? Regionalflughäfen spielen laut Hille eine wichtige Rolle für Firmen im Zubringerverkehr zu Drehkreuzen. Allerdings ließen sich aus Standorten wie Paderborn/Lippstadt (der Airport meldete im September Insolvenz in Eigenverantwortung an) „bessere Verkehrslandeplätze machen“. Das garantiere hohe Kostenersparnis. Lesen Sie auch: Niedersachsen: Land deutet Corona-Hilfe für Flughafen und Messe AG an Gibt Stadt Hannover 70 Millionen Euro Bürgschaft für Messe und Airport? Hannover: Messe und Flughafen brauchen Bürgschaft in Millionenhöhe Von Vera König

Deutsche Luftfahrt: Ringen um Rettungspaket - auch für Airport Hannover