Die Auslieferung des serbischen Ex-Generals Ratko Mladic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wird noch ein paar Tage auf sich warten lassen. „Das ganze Verfahren kann von heute an gerechnet wenigstens zwei und maximal vier Tage dauern“, sagte der Staatssekretär im serbischen Justizministerium, Slobodan Homen, am Montag dem Belgrader TV-Sender B92. Mladic selbst verlangt in seiner Zelle immer neue Gesprächspartner und will noch das Grab seiner Tochter besuchen, die sich 1994 angeblich aus Gram über den Vater umgebracht hatte.
Mladic ist aus ärztlicher Sicht gesundheitlich in der Lage, seinen Prozess vor dem UN-Tribunal in Den Haag durchzustehen. „Der Patient Mladic ist in der Lage, den Gerichtsprozess zu verfolgen“, heißt es in der Diagnose eines fünfköpfigen Ärzteteams, die am Montag von den Zeitungen in Belgrad veröffentlicht wurde. „Der aktuelle Krankheitszustand erfordert keine Behandlung im Krankenhaus, zusätzliche Diagnosen können ambulant gemacht werden“.
Mladic leidet nach Darstellung der Ärzte dauerhaft unter den Folgen eines früheren Schlaganfalls und eines Herzinfarktes. Nach dem Schlaganfall sei der rechte Arm nur eingeschränkt einsatzfähig, das rechte Bein mache Schwierigkeiten beim Gehen. Schließlich leide der 69-Jährige an Bluthochdruck, der jedoch gut mit Medikamenten eingestellt sei. Diagnostiziert wurden „chronische Erkrankungen ohne akute Verschlechterungen“.
Straßenschlachten mit der Polizei
Die Polizei hat am Montag eine Bilanz der schweren Ausschreitungen am Rande einer Demonstration von Mladic-Anhängern am Sonntag vor dem Parlament in Belgrad vorgelegt. Rund 180 meist junge Randalierer wurden festgenommen, 34 von ihnen seien minderjährig. Zehn Polizisten und 20 Demonstranten seien verletzt worden.
Innenminister Ivica Dacic hat erklärt, dass Angehörige bekannter rechtsextremistischer Organisationen für die Straßenschlachten mit der Polizei verantwortlich seien.
Mladic hat noch vor seiner Abreise nach Den Haag Treffen mit dem früheren serbischen Präsidenten Milan Milutinovic, einem engen Vertrauten des früheren serbischen Machthabers Slobodan Milosevic, und dem bekanntesten serbischen Schriftsteller Dobrica Cosic verlangt. Cosic unterstützte am Montag in einem Interview mit der Zeitung „Politika“ die Sicht von Mladic im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina. Es habe sich nicht um einen Eroberungskrieg zur Schaffung eines Großserbien gehandelt. Vielmehr sei das „ein internationaler Glaubenskrieg gewesen, den politisch die USA in Zusammenarbeit mit der EU angeführt haben“.
dpa