Zecken-Rekordjahr erwartet: Infos über Stichs, FSME und Borreliose

Im Corona-Lockdown sind Waldspaziergänge ein beliebtes Mittel, um die Langeweile zu besiegen. Doch es ist Vorsicht geboten, denn die Zeckensaison startet wieder. Wenn die Temperaturen länger über sieben Grad Celsius liegen, werden die kleinen Blutsauger aktiv. „Zecken lauern in einer Höhe von bis einem Meter im Gras oder im schattigen Gebüsch auf ihre Beute, eigentlich sehr hinterlistig von diesem kleinen Parasit“, erklärt Thomas Ehbrecht, Vorsitzender der Deutschen Jägerschaft Duderstadt. Sie sitzen quasi überall, wo schon ein paar Büsche stehen oder hohe Gräser wachsen. Die kleinen Krabbeltiere lassen sich dann abstreifen und bewegen sich in Richtung Haut. Als besonders beliebte Stellen für den Stich gelten die Achselhöhlen, Kniekehlen, die Innenseiten von Oberschenkel und Armen. Aber auch im Schritt können sich die Blutsauger niederlassen. FSME ist meldepflichtig: Daher ist nach den Waldspaziergängen Vorsicht angesagt. Ein Absuchen nach Zecken ist im Anschluss an einen Ausflug ins Grüne Pflicht. Der Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz (BGV) nennt Zecken sogar eines der gefährlichsten Tiere Deutschlands. Denn: Zecken können teilweise lebensgefährliche Krankheiten übertragen. Dazu gehört auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Auch Niedersachsen gilt seit 2019 als Risikogebiet für FSME. Die Erkrankung fällt aufgrund der schwerwiegenden Verläufe unter die meldepflichtigen Krankheiten in Deutschland und ist nicht heilbar. Die Zecke kann bereits wenige Sekunden nach dem Stich FSME-Viren übertragen haben. Zwar werden nicht alle Infizierten krank, beim Großteil kommt es lediglich zu grippeähnlichen Krankheitsverläufen mit Kopf- oder Gliederschmerzen. Doch im schlimmsten Falle kann FSME in eine zweite Erkrankungsphase übergehen. Das passiert laut BGV bei etwa zehn Prozent der Infizierten. Diese deutlich intensivere FSME-Erkrankungsphase geht meist mit einer Hirnhautentzündung einher. Im schlimmsten Falle vermehren sich die Viren in Gehirn oder Rückenmark, dann kann es zu bleibenden Hirn- und Nervenschäden kommen, beispielweise Lähmungen, Gedächtnisprobleme oder Sprechstörungen. Effektiven Schutz vor einer FSME-Erkrankung bietet glücklicherweise eine Impfung. Mit einem baldigen Impftermin könne laut BGV die volle Schutzwirkung zum Start der Outdoor-Saison problemlos erreicht werden. Im vergangenen Jahr kam es in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zu 704 FSME-Erkrankungen. So viele gab es noch nie zuvor. Die Borreliose tritt deutlich häufiger auf. Genaue Fallzahlen gibt es zur Borreliose nicht, da die bakterielle Krankheit nicht bundesweit meldepflichtig ist. Das DRK geht von rund 100 000 Fällen im Jahr aus. In Deutschland gelten vor allem die südlichsten Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg als FSME-Risikogebiet. Aber auch in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen herrscht erhöhte FSME-Infektionsgefahr. Einzelne Risikogebiete gibt es laut Robert-Koch-Institut in Mittelhessen, Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen an der holländischen Grenze. Doch es gibt auch konservative Mittel und Wege, sich vor einem Zeckenstich zu schützen. So empfiehlt der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, Prof. Peter Sefrin: „Vermeidbar sind Zeckenstiche durch das Tragen heller Kleidung und die Bedeckung von freien Körperstellen.“ Sefrin legt nahe, bei Outdoor-Ausflügen immer festes Schuhwerk und lange Kleidung zu tragen. Bei Streifzügen über Wiesen und ins Unterholz können die Socken über die Hose gezogen werden, um so ein Eindringen von Zecken zu vermeiden. Zecken-Schutzsprays bieten keine 100-prozentige Schutzwirkung. Spezielle Zeckenzange: Wird eine Zecke gefunden, so empfehlen Fachleute diese mit einer speziellen Zeckenzange oder -karte zu entfernen. Diese gibt es in der Apotheke. Auch in manchen Erste-Hilfe-Sets sind sie vorhanden. Beim Einsatz dieser Hilfsmittel ist es besonders wichtig, direkt am Hautansatz die Zecke zu greifen. Die Zecke ist dann senkrecht und ohne Quetschen oder Drehen zu entfernen. Werden sie gequetscht können Sekrete freigesetzt werden, die Krankheitserreger enthalten. Lesen Sie auch FSME durch Zecken: RKI benennt fünf neue Risikogebiete in Deutschland Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) erwartet 2021 ein weiteres Zecken-Rekordjahr. Somit steigt auch die Gefahr eines lebensgefährlichen Zeckenstichs. „Zecken werden immer früher und länger aktiv, nach dem Rekordjahr 2020 müssen wir auch dieses Jahr mit einer weiteren Steigung der Erkrankungshäufigkeit rechnen“, sagt DRK-Bundesarzt Sefrin. Grund dafür sei laut Sefrin, dass die Temperaturen dieses Jahr wieder früher als in den Vorjahren über den kritischen sieben Grad liegen. Von Max von Schwartz/RND