Es soll sich um Leichenteile von zwei Technikern handeln, die 1975 bei einem Unfall im bayerischen Kernkraftwerk Gundremmingen von radioaktivem Wasserdampf verbrüht wurden und starben.
Die Männer wurden in Zinksärgen beerdigt, ein Teil ihrer Organe im Kernforschungszentrum Karlsruhe verbrannt. Das bestätigte ein Sprecher des Helmholtzzentrums, der frühere Betreiber der Asse. Ob die Asche aber unter Tage im Kreis Wolfenbüttel ruht und wo, kann niemand mit Sicherheit sagen. SPD und Grüne im Landtag fordern, nicht zum ersten Mal, Aufklärung.
Zu lesen war die Geschichte gleich in mehreren Medien. Und ausgerechnet das Münchener Magazin „Focus“ meldete am selben Tag vorab einen weiteren Knüller aus dem Versuchsendlager bei Wolfenbüttel: Von einem „dramatischen Laugeneinbruch“ in der vom Absaufen bedrohten Asse war am Morgen die Rede, der laut Landesbergamt „im schlimmsten Fall zu einem unbeherrschten Zustand“ in der Anlage führen könnte. Am Abend, nachdem stündlich nachgemessen worden war und sich die Aufregung gelegt hatte, sprach niemand mehr davon, dass der Notfallplan aktiviert werden muss. „Entwarnung“ meldete auch die ARD in einer Liveschaltung.
So geht das schon seit Wochen. Unverkennbar stoßen politisch Interessierte die Nachrichtenerzeugung immer wieder an. Mal erfährt der Leser, dass eine frühere Landesministerin einem früheren Bundesminister (beide CDU) ans Herz legte, die Asse wieder für die Entsorgung von Atommüll zu öffnen. Kurz darauf heißt es, Gabriel sei einst als Landtagsabgeordneter dafür gewesen, Sondermüll in den Salzstock zu kippen. Mal zieht der eine hier ein Papier hervor, mal ein anderer dort. Die Antwort folgt auf dem Fuß – mit der nächsten Akte, die exklusiv öffentlich wird. Mal trifft es den Bundesumweltminister von der SPD, dann wieder sein Pendant auf Landesebene, Hans-Heinrich Sander (FDP).
Es gab eine dritte Meldung zur Asse am gestrigen Tag, eine ungewöhnliche, denn sie kam von offizieller Seite: Dem Untersuchungsausschuss im Landtag werden nun doch alle Akten des Bundesumweltministeriums vorgelegt. Man habe sich damit „gegen das Kanzleramt durchgesetzt“, heißt es im Umweltministerium. Das Kanzleramt wiederum wirft dem Umweltressort Unredlichkeiten vor.
Eins zumindest steht fest: Am 27. September ist Bundestagswahl. Danach werden die Parteien, wohl oder übel, auf eine Schlagzeile ganz anderer Art hinarbeiten müssen: Konsens über Zukunft der Asse.