Mehr Infektionsschutz und Schnelltests: So geht es an den Schulen weiter

Seit elf Monaten wird das Bildungssystem in Niedersachsen durch die Pandemie beeinflusst. Immer wieder gab es Kritik am Infektionsschutz und an den Bildungsstandards. Niedersachsens Kulturminister Grant Hendrik Tonne (SPD) präsentierte deswegen am Donnerstag seine Zehn-Punkte-Agenda für Schule und Kita. „Wir legen ein großes umfangreiches Paket auf den Tisch“, zeigte er sich überzeugt. Gleichzeitig wolle er damit nicht den Eindruck erwecken, dass alle Probleme gelöst seien. „Es wird in Zukunft weiter um das Abfedern der Folgen für Kinder und Jugendliche gehen.“ Im Fokus müsse stehen, ihnen Halt zu bieten und sie zu stärken. Soziale Arbeit werde deswegen einen neuen Stellenwert einnehmen, machte Grant Hendrik Tonne deutlich. Konkret sieht der Plan einen erhöhten Infektionsschutz und eine intensivere Ausarbeitung des Homeschoolings und der digitalen Möglichkeiten vor. Schule bis zu den Osterferien: Bund und Länder habe sich am Mittwoch auf die Verlängerung des Lockdowns verständigt. Für Niedersachsen bedeutet das im Bildungsbereich, dass die Schulen größtenteils geschlossen bleiben. Ausnahmen bilden die Grundschulen und die Abschlussjahrgänge, sie werden weiterhin in geteilten Klassen unterrichtet. In Kitas gilt die Notbetreuung. „Sollten die Voraussetzungen stimmen und die Inzidenzwerte weiter sinken, streben wir unter Beachtung der Bund-Länder-Gespräche im März an, wieder deutlich mehr Schülerinnen und Schüler in die Schulen zu holen“, betonte der Kultusminister. Nach dem Lockdown bis zu den Osterferien sollen die Schulen in Niedersachsen deswegen voraussichtlich flächendeckend in das Szenario B wechseln. Die Schülerinnen und Schüler werden geteilten Klassen unterrichtet, bis zum Platz gilt die Maskenpflicht. Kitas sollen ebenfalls in das Szenario B wechseln. Sollten über die Osterferien die Inzidenzen weiter absinken, wolle man sich am niedersächsischen Stufenplan orientieren. Ziel sei es, so viel Präsenzunterricht wie möglich zu garantieren. Grundsätzlich werde regional entschieden. Steigt der Inzidenzwert landesweit aber auf 50 an, gilt flächendeckend das Szenario B. Freiwilliges Testangebot: Um die Pädagogen im Land zu schützen, ermöglicht das Land wöchentlich Schnelltests für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher und schulisches Personal wie Hausmeister. Die Tests können in Hausarztpraxen gemacht werden. Für Lehrkräfte und Schulbeschäftigte gilt die Testmöglichkeit ab Montag, für Erzieherinnen und Erzieher im Laufe der kommenden Woche. Die Testoption gilt auch für die Kindertagespflege. Das Land nimmt hierfür insgesamt rund 40 Millionen Euro in die Hand. „Es ist wichtig, dem Personal, das mit Kindern und für Kinder arbeitet, ein sicheres Gefühl zu geben. Das hat etwas mit Fürsorge und mit Respekt vor der Tätigkeit zu tun. Aber natürlich auch mit dem Schutz aller.“ Mehr Infektionsschutz: Auch der Infektionsschutz an Schulen soll optimiert werden. Über das Schulbudget sollen künftig FFP2- und OP-Masken für Lehrkräfte beschafft werden können. Pro Lehrkraft werden täglich zwei Mund-Nasen-Bedeckungen bereitgestellt. Grant Hendrik Tonne verwies zudem darauf, dass es notwendig sei, die Schulanfangszeiten zu entzerren. „Die Beteiligten müssen hierfür ein großes Maß an Flexibilität mitbringen.“ Das Land gibt dabei lediglich eine Vorgabe: Der Unterricht darf nicht vor 7.30 Uhr beginnen. Derzeit haben in Niedersachsen 25 Kommunen die Schulanfangszeiten verändert. Kultusminister Grant Hendrik Tonne fordert, dass bis zum Ende der Osterferien noch mehr Regionen im Land mitziehen. In der Vergangenheit hatte des Thema für Streit gesorgt. Digitalisierung: Das Land will auch das Tempo im Bereich der Digitalisierung anziehen. Mittel aus dem Digitalpakt Schule sollen schneller abgerufen werden können. Bisher sind 13 Prozent, also etwas mehr als 61 Millionen Euro bewilligt worden. „Bis Ende des Jahres sollen 50 Prozent beziehungsweise zirka 260 Millionen Euro bewilligt sein. Hierzu werden wir mit den Schulträgern eine gemeinsame Aktion starten.“ Auch die Ausstattung der Lehrkräfte gelte es zu optimieren. Im Laufe des Jahres erhalten sie laut Kultusminister ein Dienstgerät. Daneben wird die Bildungscloud mit weiteren Inhalten versorgt. Für die Jahreslizenz eines neuen Mathematik-Programms hat das Land 1,45 Millionen Euro ausgegeben. In Niedersachse nutzen derzeit 90 Prozent der Schulen eine Lernplattform. Der Kultusminister stellt die klare Erwartung, dass im Laufe des Jahres auch die anderen zehn Prozent ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Daneben werde jeder Lehrkraft im Jahr 2021 ein digitales Fortbildungsangebot gemacht. Homeschooling: Beim Distanzlernen will das Land ebenfalls nachsteuern. Ein entsprechender Erlass an die Schulen soll für einheitliche Rahmenbedingungen, „mehr Verbindlichkeit und Einheitlichkeit“ sorgen. Strukturen, Tagesabläufe und Leistungsbewertungen werden vorgegeben. Dabei steht auch im Fokus, dass der Schultag auch in der Distanz gemeinsam beginnt. Es gehe nicht nur um die Abfrage von Hausaufgaben, sondern auch darum, sich nach dem Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler zu erkundigen. Künftig sollen Schulbegleitungen Kindern und Jugendlichen auch beim Lernen zuhause helfen. „Es darf nicht sein , dass das Homeschooling als Sparbemühung bei der Schulbegleitung interpretiert wird.“ Abschlüsse sollen weiter möglich bleiben: Das Land hält zudem an den Abschlussprüfungen fest. „Wir sichern faire Prüfungen zu, niemand muss Nachteile wegen Corona befürchten“, sagte Grant Hendrik Tonne. Die Prüfungen würden angepasst. Auch am Zentralabitur wird festgehalten, nur im Notfall soll es dezentral stattfinden Zudem soll ein freiwilliges Sitzenbleiben möglich sein. Die Frist für die Beantragung wird vom 1. April auf den 1. Juni ausgeweitet. Lernrückstände aufholen: Wegen des Lockdowns haben viele Schülerinnen und Schüler einen Teil des Stoffs versäumt. Um diesen aufzuholen, sollen Schulen mehr Zeit für die Kernfächer einräumen. An den Grundschulen soll Lesen, Schreiben, Rechnen in den Mittelpunkt gestellt werden. Schwierige Lernbedingungen ausgleichen: Grant Hendrik Tonne betonte zudem, dass es Ziel sei, benachteiligte Schülerinnen und Schüler nicht zu vergessen. Für sie sei ein strukturierter Tagesablauf und regelmäßiger Kontakt mit den Lehrkräften notwendig. Darüber stehe ein Corona-Beratungsteam zur Verfügung. Entlastung von Grundschulen: Ab sofort werden allen 1.600 Grundschulen vier zusätzliche Stunden zur Verfügung gestellt. Laut Kultusministerium entspricht das einem Stundenvolumen von 230 Vollzeitlehrereinheiten. Der Kultusminister erklärte: „Die Dreifachbelastung durch Präsenz- und Distanzunterricht plus Notbetreuung ist hier am deutlichsten. Zudem haben die Grundschulleitungen eine relativ hohe Unterrichtsverpflichtung.“ Kleineren Grundschulen soll zudem weiteres Personal bereitgestellt werden. Lesen Sie auch Hannover: Schulen wieder im Präsenzunterricht – aber zwei bleiben zu Niedersachsens Grundschulen bis Ende Februar im Wechselmodell Land hat keinen genauen Überblick über Anteil der Corona-Mutationen in Landkreisen Von Mandy Sarti