Illegales Autorennen: Ferrari verunglückte bei Tempo 180 bei Wasbüttel

Ein 38-jähriger Ferrari-Fahrer tot, ein 24-jähriger weiterer Autofahrer im Visier der Justiz: Im Fall des mutmaßlichen illegalen Autorennens zwischen Isenbüttel und Wasbüttel kommen immer mehr Details zu Tage. Auch angesichts eines weiteren illegalen Autorennens in Dresden, wo am Wochenende ein sechsjähriger Junge tot gefahren wurde, erregt der Fall im Kreis Gifhorn überregional Aufmerksamkeit. Laut dem erfahrenen Sachverständigen aus dem Kreis Celle, der den Unfall am Sonntagabend vor Ort untersucht hat, muss der Ferrari mit einer Geschwindigkeit zwischen 140 und 180 Kilometern pro Stunde gegen den Baum geprallt sein, sagt Polizeisprecher Thomas Reuter. Das habe der Fachmann anhand der Deformation der Karosserie, die in drei Teile zerrissen wurde, analysiert. Der 38-Jährige, der von Isenbüttel nach Wasbüttel unterwegs und in einer Rechtskurve ins Schleudern gekommen war, war sofort tot. Beide beteiligten Fahrer ordnet die Polizei inzwischen der Gifhorner Tuning-Szene zu. Sie seien bislang aber nicht auffällig gewesen, sagt Reuter. Geprüft werde unter anderem anhand von Handydaten, ob sie sich möglicherweise zu dem Rennen vorher verabredet haben könnten. Gegen den 24-Jährigen aus der Samtgemeinde Isenbüttel, der dicht hinter dem Ferrari gefahren sein soll, ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der Teilnahme an einem illegalen Rennen. Führerschein und Auto musste er noch nicht abgeben, sagt Reuter. Das könne man nicht auf den bloßen Verdacht hin veranlassen, sondern sei Sache des Richters. Als Konsequenzen drohen dem Autofahrer eine Geld- oder sogar Haftstrafe. In besonders schweren Fällen seien bis zu zehn Jahren drin. „Die leben das aus“: „Gerade junge Männer, die Testosteron-gesteuert sind, werden nicht darüber nachdenken, dass das eine Straftat, eine Ordnungswidrigkeit oder sonst etwas ist“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft, in einem NDR-Interview über die Abschreckung von Strafen. „Die leben das aus.“ Ähnlich sieht das Lutz Dietrich von der Gifhorner Kreisverkehrswacht. „Manche Leute können sich nicht anders beweisen.“ Er ist dennoch für drastische Strafen, gerade bei Vorsatz. „Dann muss der Führerschein weg sein.“ Und zwar für mehr als nur ein Jahr. Experten sind für eine PS-Begrenzung bei Fahranfängern: Brockmann spricht sich für eine PS-Begrenzung bei Fahranfängern aus. Ebenso Dietrich, auch wenn ihm bewusst ist, dass im aktuellen Fall keine Fahranfänger eine Rolle gespielt haben. Dietrich geht noch weiter: Wer so einen Wagen wie einen Ferrari mit mehreren Hundert PS fährt, sollte eine Rennlizenz vorweisen müssen. Wer diese habe, wisse, wie man mit so einem Wagen umzugehen habe. „Dann kenne ich die physikalischen Grenzen.“ Normalen Autofahrern seien diese nicht mehr bewusst, dazu seien die Autos von heute zu komfortabel. „Sie spüren die physikalischen Grenzen nicht mehr.“ Tuning-Szene nicht vorverurteilen: Laut Dietrich sollten PS-begeisterte Tuner ihren Spaß auf Rennstrecken ausleben, nicht auf öffentlichen Straßen. Reuter indessen warnt vor einer Vorverurteilung der Tuning-Szene. „Nicht jeder, der in der Tuning-Szene unterwegs ist, fährt permanent zu schnell.“ Von RND/Dirk Reitmeister/AZ