Digitaler Lebensmittel-Gipfel: Faire Preise für Landwirte in Niedersachsen?

Es ist ein intensiver Streit für bessere Preise: Seit Monaten versuchen Landwirte den Handel zu bewegen, weniger an der Preisschraube für Milch, Fleisch, Obst und Gemüse zu drehen. Mit mäßigem Erfolg. Am Mittwoch setzten sich die Vertreter der Lebensmittelbranche und Landwirte deswegen gemeinsam mit Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) an einen virtuellen Tisch. „Unsere Landwirte stehen mit dem Rücken an der Wand“, sagte Barbara Otte-Kinast nach dem Lebensmittel-Gipfel. Viele seien von Existenzängsten geprägt und immens frustriert. Seit Jahren werden die Standards für Lebensmittel in Deutschland höher, bei den Landwirten kommt aber deutlich weniger an. Deswegen sollen regionale Produkte durch Lebensmittelhändler fair vermarktet werden. Daneben müsse der Bund schnell einen Gesetzentwurf gegen unlautere Handelspraktiken vorlegen. Die Agrarministerin sprach sich auch für die schnell Einführung eines Tierwohllabels aus, das die Verbraucher dazu animiere, mehr für Lebensmittel zu bezahlen. In dem Zusammenhang müssten die Kosten für Tierwohlmaßnahmen über öffentliche Gelder gedeckt werden. Rewe, Edeka, Aldi und Lidl bestimmen die Preise: Mehr als 85 Prozent des Lebensmittelhandels werden von vier Konzernen dominiert: Rewe, Edeka, Aldi und Lidl übernehmen die Verhandlungen um die Preise. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann zeigte sich daher überzeugt, dass es nicht richtig sei, die Landwirte bei Verhandlungen bis auf den "letzten Cent auszuquetschen. Schon seit Längerem deckten die Erzeugerpreise nicht mehr die Erzeugerkosten – die Schere wachse immer weiter. Dabei habe der Lebensmitteleinzelhandel von der Corona-Pandemie enorm profitiert. Daran müssten die Landwirte beteiligt werden. Der Wirtschaftsminister sieht in dem Gesetzentwurf gegen unlautere Handelspraktiken keinen Widerspruch mit dem Kartellrecht: „Die Marktmacht ist gegenüber den Produzentinnen und Produzenten so hoch, dass sie ihr ausgeliefert sind.“ Landvolkpräsident Holger Hennies sagte nach dem Gespräch: „Wir sind einen Schritt weitergekommen. Der Mechanismus ’Auflagen rauf, Preise runter‘, muss endlich aufhören.“ Er erwarte schnelles Handeln, die Probleme auf den Höfen seien akut. Die höheren Standards müssten schnell unterstützt werden, bevor neue Standards hinzukommen. FDP kritisiert Handeln der Landesregierung: Hermann Grupe, agrarpolitischer Sprecher der FDP, zeigte sich wenig begeistert von den Ergebnissen der Videokonferenz. „Statt endlich zu handeln, gibt es wieder nur heiße Luft und Symbolpolitik.“ Eine erneute Forderung nach einem Tierwohllabel bringe die Landwirtschaft kein Stück weiter. „Mit den ständig wachsenden Anforderungen, die die Politik in den letzten Jahren an die Landwirte gestellt hat, hat sie dafür gesorgt, dass die Produktion von Lebensmitteln immer schwieriger und kostenintensiver wird.“ Der Liberale verweist auf die Nachteile, die sich durch die Ausweisung der Roten Gebiete ergeben. Lesen Sie auch Weil zeigt Verständnis für Proteste der Landwirte: Preis-Dumping müsse beendet werden Unbekannte kippen Misthaufen vor Aldi-Filiale in Himmelpforten Bauernproteste vor Aldi: Landwirte blockieren erneut Lager in Niedersachsen Von Mandy Sarti