Ein weiterer Todesfall nach der Bluttat von Göttingen: Auch das zweite Opfer ist an ihren schweren Verletzungen gestorben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonnabend auf der Pressekonferenz in Göttingen mit. Die 57 Jahre alte Frau hatte dem ersten Opfer des Gewaltverbrechers von Göttingen-Grone zu Hilfe kommen wollen. Bei dem ersten Todesopfer, der 44-jährigen Bekannten des mutaßlichen Täters, handelt es sich um eine Arbeitskollegin der 57-Jährigen.
Der Tat verdächtigt ist der 52-jährige Frank N., nach dem die Polizei seit Donnerstagmittag gefahndet hatte. Am späten Freitagabend, kurz vor 23 Uhr,gelang der Polizei die Festnahme in Göttingen.Gegen den mutmaßlichen Mörder ist Haftbefehl erlassen worden. Das erste Opfer sei bereits obduziert worden, die Frau sei durch scharfe Gewalteinwirkung gestorben. Die Obduktion des zweiten Todesopfers stand noch aus.
Tatverdächtiger zündete Frau an und stach auf sie ein
Die Tat am Donnerstag hatte sich auf offener Straße ereignet. Der Verdächtige habe der Frau aufgelauert, sie mit Brandbeschleuniger überschüttet und angezündet. Als die Frau versuchte, wegzulaufen, habe er mit einem Messer auf sie eingestochen und dann auch eine zweite Frau, die zur Hilfe eilte, attackiert. Ein weiterer Zeuge sei mit einem Feuerlöscher zu Hilfe geeilt – diesen habe der mutmaßliche Täter entrissen und damit auf den Kopf seines Opfers eingeschlagen.
Das Opfer sei eine Bekannte des Mannes gewesen. Vermutlich habe er sich mehr von dieser Bekanntschaft erhofft, sagten die Ermittler. Er habe ihr aufgelauert und sehr gezielt agiert.
Der Täter ist in der Vergangenheit mehrfach wegen Gewaltdelikten verurteilt worden.
Täter erkundigte sich telefonisch nach den Opfern
Frank N. hatte sich mehrfach telefonisch bei der Polizei nach dem Zustand seiner Opfer erkundigt. Er habe außerdem während seiner etwa 32-stündigen Flucht weitere Verhandlungsgespräche mit den Beamten über den Notruf 110 geführt. Der Verdächtige sei „aalglatt“ aufgetreten, schilderten die Ermittler. Er habe nach bisherigen Erkenntnissen von verschiedenen Handys von Passanten angerufen.
Seine Bekannte, die er offenbar gezielt angriff, starb bereits am Donnerstag. Am Samstag wurde bekannt, dass auch eine 57-Jährige, die dem Opfer zur Hilfe geeilt und attackiert worden war, gestorben ist.
Fahndung hält Region in Atem
Die Fahndung nach ihm hielt am Freitag die Region zwischen Göttingen und Hannover in Atem. Die Polizei war an mehreren Orten im Einsatz. Auch Hunde, Hubschrauber und Drohnen wurden eingesetzt. Die Polizei suchte öffentlich mit zwei Fotos nach dem mutmaßlichen Täter.
Frühmorgens am Freitag erkannten ihn Zeugen in einem Nahverkehrszug Richtung Hannover, der deshalb in Elze bei Hildesheim gestoppt wurde. Als sich die Polizei näherte, soll der eingeschlossene Mann mit einem Notfallhammer die Scheibe eingeschlagen haben und zu Fuß entkommen sein.
Der gelernte Tischler war auch nicht zum ersten Mal auf der Flucht vor der Polizei. 1995 war er als Häftling bei einem Zeugentermin im Amtsgericht Göttingen entkommen. Als die Polizei ihn dreieinhalb Wochen später festnehmen wollte, leistete er massiven Widerstand und flüchtete. Weil er nach mehreren Warnschüssen nicht stehenblieb, stoppte ein Beamter ihn durch einen Schuss in den Rücken.
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Von RND/dpa/GT