Landwirte und Naturschützer schlagen Alarm: Wegen des Vorrangs von Torfwirtschaft und Kiesabbau werden viele Flächen in Niedersachsen knapp. Das neue Landesraumordnungsprogramm komme der Industrie zu weit entgegen - die Bauern sehen sich deshalb mit steigenden Bodenpreisen konfrontiert, die Umweltschützer befürchten Nachteile für die Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt. SPD, Grüne und Linke meinen, die Regierung habe keine Strategie für den Klimaschutz. Wenn man das Ziel der Vermeidung von Kohlendioxidausstoß ernst nehme, müsse der Torfabbau in Niedersachsen stark eingeschränkt werden. „Doch das Gegenteil geschieht“, beklagt die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte.
Am Freitag wurde während einer Expertenanhörung im Landtag geballte Kritik am neuen Raumordnungsprogramm der Landesregierung laut. Harald Wedemeyer vom Landvolkverband sprach von einer „bedenklichen Entwicklung“, dass immer mehr Flächen für die Rohstoffgewinnung reserviert würden, rund 600 Hektar kommen als Vorranggebiete für Torfabbau hinzu. Zugleich müsse das Land Naturschutz-Ausgleichsgebiete für neue Projekte (etwa Hafenbauten) schaffen, zudem würden immer mehr Areale für Stromerzeugung aus Biomasse benötigt. In den vergangenen 20 Jahren seien bundesweit 8000.00 Hektar als landwirtschaftliche Nutzflächen verloren gegangen. Hochwertige Felder am Rande von Deichen könne man künftig auch nicht mehr bewirtschaften, weil die Deiche größer und breiter werden sollen. Vor allem in den Kreisen Rotenburg und Cloppenburg seien die Bauern wegen der geplanten Ausweitung des Torfabbaus beunruhigt. Hier seien die Torfbetriebe schon dabei, sich Flächen zu sichern - und verdrängten damit die Landwirte vom Markt.
Während Unternehmerverbände und Industrie- und Handelskammern rügten, dass entgegen ursprünglichen Plänen der Torfabbau nicht deutlich, sondern nur in einigen Gegenden maßvoll ausgeweitet wird, sind Naturschutzverbände verstimmt: Das Moor speichere Kohlendioxid, Moorschutz sei also der beste Beitrag zum Klimaschutz. Mehr Landwirtschaft hingegen belaste das Klima.