Dafür schwirren hinter den Kulissen im Pressezentrum auf dem Studiogelände in Berlin-Adlershof Sprecher beider Parteien herum, SPD-Parteichef Franz Müntefering und RTL-„Super Nanny“ Katharina Saalfrank machen Werbung für Frank-Walter Steinmeier, Ronald Pofalla für die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Alle wollen ihren Kandidaten als Sieger sehen – und die Medien sollen den richtigen Sieger ausrufen.
Müntefering lächelt leicht. „Duzen“, sagt Steinmeier gerade überlebensgroß auf der Leinwand in der Presselounge, „ist in der Politik gar nicht nötig“. Die Kameras fangen das Schmunzeln des SPD-Chefs ein. Punkt für Steinmeier? Ein Punkt in einem medialen Wettkampf, in dem es doch eigentlich gar keine Wertung gibt.
Die knapp 600 Journalisten tippen und notieren, was sie schreiben und berichten kann darüber entscheiden, wer als Sieger aus dem Duell hervorgeht. Und so beobachten sich alle gegenseitig: Die Journalisten die politischen Gäste, die Gäste die Journalisten. In die Nähe des Studios B, wo vor blauem Hintergrund Merkel und Steinmeier eher mit den Moderatoren als miteinander streiten, darf niemand, die Polizei hat alles abgeriegelt. Steinmeiers Ehefrau Elke Büdenbender sitzt auch nur nebenan, Joachim Sauer, Angela Merkels Ehemann, ist gar nicht mitgekommen.
Ein paar hundert Meter entfernt vom Duell-Studio stehen im Pressezentrum drei große Leinwände, die den Wettkampf übertragen. Daneben kleine TV-Studios von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 für die Vor- und Nachberichterstattung, weiße Ledersofas für die gemütliche Atmosphäre, dazu Eis am Stiel und Bier für Müntefering. Um sich auf diesen wichtigen TV-Termin vorzubereiten, hatten Steinmeier und Merkel sich das Wochenende frei genommen. Keine Wahlkampftermine, keine große Aufregung mehr vor der großen Aufregung. Fast so, wie es Edmund Stoiber, der 2002 für sein Duell gegen Gerhard Schröder wochenlanges Training absolvierte, am Sonntag den beiden Kontrahenten noch in einem Boulevardblatt unbeholfen geraten hatte.
Der SPD-Kandidat Steinmeier sammelte beim Sonntagsspaziergang mit seiner Familie Kraft, hieß es. Zuvor habe er noch mit Mitarbeitern geübt, Antworten in den kurzen vorgegebenen 90 Sekunden zu geben. Die Zeit hat er am Sonntagabend eingehalten, ebenso wie die Bundeskanzlerin. Als die ihr Schlusswort beendet hat, springen die Kameraleute wieder auf. Jeder auf seinen Platz. Die „Super Nanny“ rast zur RTL-Kamera, Müntefering stellt sich beim ZDF, Pofalla bei der ARD in Position. Auch das ist anscheinend im Drehbuch festgelegt.