Fischer-Z im Capitol

„Voll hier“, bemerkt John Watts, als er die Bühne betritt: 1400 Fans sind für seine Band Fischer-Z ins Capitol gekommen, einige mehr als auf den jüngsten Tourneen, bei denen sich Hannover und Watts mit etwa der Hälfte an Fans die Treue hielten. Den Opener „Marguerite Yourcenar“ spielt der Frontmann noch solo, in seiner vierköpfigen Band ist kein Originalmitglied mehr: Doch schon immer war Watts das Mastermind von Fischer-Z, schreibt Musik und Texte alleine: „The Heaven Injection“ ist ein Titel vom jüngsten Album, Watts spielt ein modernes Set, das aber dennoch seine Wurzeln in der Punk-Bewegung hat. Als Bands wie The Clash, The Stranglers und eben Fischer-Z Ende der Siebziger jamaikanische Dub-Echos und Synths mit den politisch angehauchten Gitarrensongs vermischten. „Für fünf Minuten sind wir jetzt die Beatles“, verspricht Watts sogar, „Love Train Drama“ hat hübsche Harmonien, in „Room Service“ wird der Offbeat angedeutet. Vor jedem Song erklärt der Frontmann kurz die Bedeutung der Worte. „Need You“ ist ein „Song für Romantiker“, „Battalions of Strangers“ dreht sich um „schreckliche Dinge, die 1983 passiert sind“. Damals sangen die Post Punks gegen Maggie Thatcher, den Kalten Krieg und die rechte National Front an, aber auch heute hat Watts noch viel zu sagen und die alten Geister nicht vergessen. „Stolen“ ist von 2019, könnte aber aus dem gesamten Katalog von Fischer-Z stammen, zaghaft singen die Fans ein paar Zeilen mit. Die Nostalgie gewinnt dennoch: „Kennt noch jemand die ‚Rotation‘?“, fragt Watts, im Kult-Nachtklub Hannovers spielte die Band damals schon „So Long“, auch „The Perfect Day“ ist aus den 1980ern. Wie ein guter Rocksong wird das Konzert zum Ende schneller: Mit „In England“ spielt Fischer-Z eine politische Thrash-Nummer, bei „Wild Wild Wild Wild“ rattert die Hi-Hat wie 1977. „Marliese“ und „Berlin“ singt dann der ganze Saal mit, zu Deutschland hatte die Band eben immer schon eine Affinität. „Wir hatten schon viele gute Abende in Hannover“, sagt Watts zum Abschied, „aber das hier war wohl einer unserer besten.“ Von Lilean Buhl

„The Perfect Day“ für 1400 Fans - 1400 Fans feiern Fischer-Z im Capitol