Schauspiel Hannover baut Online-Angebot aus

Der Beginn einer neuen Welt am Schauspiel Hannover lässt sich datieren: Am 5. Dezember feierte das gleichnamige Stück Premiere – exklusiv als Online-Event, gesendet aus dem Ballhof. Damals war das ein Unikum; nun gilt es als beispielhaft. Nicht zuletzt, weil ein Ende des Lockdowns nicht absehbar ist, baut das Schauspiel sein Streaming-Angebot weiter aus. Bis mindestens Ende Februar bleiben die Spielstätten des Staatstheaters für das Publikum geschlossen, wurde nun offiziell bekanntgegeben. So solle „weiterhin ein Beitrag zur Eindämmung von Covid-19 geleistet werden“, heißt es. Ohne Theater muss das Publikum jedoch nicht auskommen: Bereits jetzt bietet das Schauspiel etliche digitale Inhalte an, von Streaming-Angeboten über Podcasts bis zu kleinen Filmen auf den Social-Media-Kanälen. 120 Video- und Audio-Formate finden sich in der Mediathek. Dieses Angebot soll noch erweitert werden. Lesen Sie hier: „Der Beginn einer neuen Welt“ feiert Premiere als Stream „Das Digitale ist keine Notlösung“: Die Cumberlandsche Bühne wird zu einem Studio, aus dem heraus Live-Veranstaltungen auf die Website gestreamt werden. Alle Formate entstehen pandemiebedingt in kleiner Besetzung. Hinzu kommen interaktive Formate, bei denen das Publikum beteiligt wird. „Niemand kann im Augenblick sagen, ab wann wir wieder vor Publikum spielen dürfen. Trotzdem haben wir als Theater einen öffentlichen Auftrag, dem wir auch in Zeiten der Pandemie nachkommen möchten“, sagt Intendantin Sonja Anders: „Die digitalen Formate, die wir jetzt initiieren, werden das Programm sicher auch nach Corona bereichern. Das Digitale ist keine Notlösung, sondern eine echte Chance.“ Bestes Beispiel: Den „Beginn einer neuen Welt“-Stream schauten sich mehr als 4000 Menschen an – in den Ballhof Zwei hätten selbst ohne Abstandsregeln gerade einmal 100 Premierengäste gepasst. Lesen Sie hier: Sonja Anders über den anhaltenden Lockdown Polittalk und Late-Night-Show: Und so findet dann auch der nächste Teil der Reihe „ABC der Demokratie“ online statt: Moderator Ijoma Mangold spricht morgen ab 19.30 Uhr mit dem Rechtswissenschaftler Christoph Möllers über das Thema „P – Parlament“. Realisiert wird das als Zoom-Videokonferenz. Am 23. Januar feiert der im Lockdown entstandene Theaterfilme „Aller Abend Tage“ Premiere – als Late-Night-Show mit den Initiatoren, dem Schauspieler Sebastian Jakob Doppelbauer und dem Dramaturgen Oliver Meyer, sowie dem Ensemble. Politisch wird es am 28. Januar mit einer Infoveranstaltung zum „Parlament der Vielen“ und am 30. Januar mit der Auftaktveranstaltung „Wena! J.A.M.E.“ zum Black History Month. Im März wird es kostenpflichtig: Für Februar ist unter anderem die Produktion einer mehrteiligen Web-Serie in Vorbereitung. Im März wird das Schauspiel weitere Bühnenproduktionen als Live-Stream anbieten – und dafür auch erstmals Tickets verkaufen. Irgendwie muss ja auch Geld verdient werden. Intendantin Anders hält das für einen gangbaren Weg: „Wir haben in den letzten Monaten wertvolle Erfahrungen mit dem Digitalen gemacht und entwickeln uns kontinuierlich weiter“, sagt sie. Sie ist jedoch auch überzeugt: „Digitales Theater wird niemals das analoge Live-Erlebnis ersetzen können, aber es bereitet einen Weg für mehr Niederschwelligkeit und Barrierefreiheit in der Kultur.“ Von Stefan Gohlisch