"Plantkingdom" gastiert im Schauspielhof

Auf den Tischen stehen Vasen, rote Rosen, die sagen, dass man jemanden liebt, Kletten für den Fall, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Wenn Pflanzen reden könnten ... Das ist der Gedanke. Dass sie es längst tun, die Lektion. Sinnhaft und für alle Sinne geht es im Schauspielhof einmal ins „Plantkingdom“, jenes Langzeitprojekt des Theaters an der Glocksee, das nun dort zu Gast war. Es geht einmal durch die Veranstaltungen, die im Rahmen dieser Theaterrecherche stattgefunden haben oder noch stattfinden werden. Initiatorin, Regisseurin und Performerin Lena Kußmann hat bereits 40 Zuschauerinnen und Zuschauer in einer 1:1-Performance auf eine Expedition ins Unbekannte mitgenommen. Ihr Team zog als futuristische Demo durch die Herrenhäuser Gärten. Lesen Sie hier: So war der erste „Plantkingdom“-Teil Ins Dasein geworfen: Und sie werden in Zukunft noch Guerilla-Spaziergänge, musikalische Abende, Hör-Spiele und vieles mehr anbieten, zehn Projektteile insgesamt sollen es werden. Sie alle kreisen um einen Gedanken: Was geht vor in diesen Wesen, die schon viele Millionen Jahre vor uns die Erde, die sie für uns überhaupt erst lebenswert machten? Und lohnt es sich vielleicht, die Welt einmal nicht aus dem menschlichen Blickwinkel zu betrachten? Der Hof mit seinen lauschigen Bäumen und dem neuen Wildblumenbeet helfen atmosphärisch; selbst der Nieselregen trägt dazu bei. Überhaupt passt die Erzählung frappierend auf das Lebensgefühl zwischen Pandemie und Sinnkrise, geht es doch um Wesen, die ins Dasein geworfen werden, um sich den Platz, den sie einmal einnehmen, für immer zu eigen zu machen. Lesen Sie hier: So war der zweite „Plantkingdom“-Teil Trailershow als runder Abend: Jünger einer Pflanzenregion wandeln durchs Publikum und zapfen das Grün um Sauerstoff an. Kußmann zitiert Erich Kästners „Trostlied im Konjunktiv“ („Wär’ ich ein Baum, stünd’ ich droben am Wald/Trüg Wolke und Stern in den grünen Haaren ...“). Jonas Vietzke liest aus seiner Erzählung des letzten Menschen. Kermits „It’s not easy being green“ erklingt, und Fingerdrummer Clockwerk spielt donnernde Ambient-Klänge, während DNA-Stränge und Fraktale auf der Leinwand umeinander tänzeln. Es ist disparat und dennoch stimmig. Dieser Abend ist eine Trailershow und zugleich in seinem staunenden Suchen und Tasten erstaunlich rund, weil dieses Projekt ohnehin gängige Formen des Theaters sprengt und unmögliche Dialoge möglich zu machen versucht. Da wächst etwas zusammen. „Plantkingdom“ geht weiter, mit dem dritten Projektteil „Plantoon“, einer Theater-Hörspiel-Entdeckungstour unter freiem Himmel. Sechs Vorstellungen gibt es zwischen dem 14. Juli und 23. August. Mehr Informationen finden Sie hier.. Von Stefan Gohlisch