"Unschlagbar" in Hannover: Lena Leach hat das "Krü's" übernommen

Sechs Jahre hat Lena Leach (29) bei Detlef „Krümel“ Knust im „Krü’s“ gearbeitet. Seit er vergangenes Jahr krankheitsbedingt aufhören musste, führt sie das Lokal an der Schlägerstraße – als „Unschlagbar“. Sie haben erst im August 2019 eröffnet, wie hart hat Corona Sie erwischt? Die erste Woche habe ich viel geweint – ich habe ein kleines Schulkind und mit dem Homeschooling und dem Laden war alles ein bisschen viel. Aber wir haben die Situation als Chance genutzt, den Laden komplett zu renovieren. Vorher war es eine dunkle Kneipe, jetzt ist es hell und freundlich hier. Außerdem haben wir Essen außer Haus angeboten und ich habe im Blaumann die Gerichte mit ausgefahren. Neulich wurde hier abends draußen getanzt! Das war bestimmt einer unserer Salsa- Abende. Wir haben Boxen rausgestellt, Tanz-Quadrate geklebt, jeweils einen Tisch reingestellt und los ging’s. Ich tanze selber leidenschaftlich gern Latein. Unsere Gäste haben bis zur Eisdiele getanzt und zur anderen Straßenecke. Wie sind Sie Wirtin geworden? Ursprünglich habe ich Kauffrau für Bürokommunikation gelernt und habe auch im öffentlichen Dienst gearbeitet. Aber das war nicht meins. Ich bin ein Gastro-Kind (lacht). Meine Mutter ist auch Kauffrau, hat aber immer nebenbei in der Gastronomie gearbeitet. Aber mein Stiefvater ist Koch – gelernter Fischwirt und Schlachter. Von ihm habe ich mir sehr viel abgeschaut. Was macht eine gute Wirtin aus? Persönlichkeit. Ich mag es, wenn ich irgendwo hinkomme und wiedererkannt werde, wenn sich die Servicekraft auch merkt, was ich ihr erzählt habe. Wir wollen hier in der „Unschlagbar“ ein Treffpunktgefühl. Das man hier auch ohne Begleitung herkommen kann und weiß, man ist doch nicht alleine. Wer ist für die „Unschlagbar“-Küche zuständig? Bis vor zwei Wochen habe ich Küche und Karte alleine gemacht. Aber jetzt habe ich eine Köchin eingestellt, weil es mir zuviel wurde. Ich mag Fusionsküche nicht. Lieber entweder Bratkartoffeln mit Sauerfleisch oder eine Quinoa-Bowl – bei uns gibt es beides, Healthy- Food und Hausmannskost. Und dadurch, dass ich eine Iranerin und eine Libanesin mit im Laden habe, gibt es auch immer mal etwas aus der internationalen Küche. Wie kamen Burger dazu? Das war tatsächlich Corona geschuldet. Ich stand in der Metro und es gab nur noch Verpackungsmaterial für Außer-Haus-Verkauf für Pizza und Burger. Aber wir haben auch besondere Zutaten wie Maracuja-Zwiebeln und andere besondere Specials, die Burger laufen tatsächlich sehr gut. Welche fünf Lebensmittel würden Sie auf einsame Insel mitnehmen? Bratkartoffeln. Eier. Quinoa. Saure, eingelegte Gurken. Sauerfleisch. Das mache ich selber nach Papas Lieblingsrezept und wecke es ein. Ich bin kein Freund von Lebensmittelverschwendung. Wenn man Sachen haltbar machen kann, auch ganz ohne Chemie, ist das wunderbar. *22.12.1990 in Hannover. Den Nachnamen hat sie von ihrem englischen Vater. Nach der Schule macht Sie eine Ausbildung zur Kauffrau Bürokommunikation. Im „Anno“ in Pattensen jobbt sie in ihrer Jugend. Den „Krü’s“-Wirt Detlef Knust kennt sie seit 25 Jahren, vor sechs Jahren fing sie im Lokal an. Seit August 2019 führt sie es als „Unschlagbar“ ( Schlägerstraße 1, Telefon 0511/85 58 21). Der Mittagstisch (zwölf bis 14 Uhr) wird über Facebook verkündet, die Abendkarte wechselt je nach Saison. Leachs Leitspruch: „Die Krise als Chance nutzen“. Welche Eigenschaft sollte ein Gast mitbringen? Respekt. Da fahren wir „Krümels“ die Schiene des „Krü’s“ weiter. Gäste gibt es überall, aber gute Servicekräfte eben nicht. Wir sind auch Menschen und wir arbeiten hart und sind nicht weniger wert. Ich mag es lustig, locker und entspannt, wir duzen unsere Gäste. Aber Respekt steht an erster Stelle. Gibt es einen aktuellen Gastro-Trend? Vieles geht zurück zum Ursprung. Ich bin ein Dorfkind und wohne in Hemmingen. Ich mag regionale Produkte, Eigenanbau. Die Leute essen bewusster und geben auch gern mehr Geld aus für gute Lebensmittel. Haben Sie ein Lieblingsgericht aus der Kindheit? Rahmspinat mit Spiegelei und Gewürzketchup. Das hat meine Mutter schon in der Schwangerschaft gegessen. Völlig bescheuert, aber lecker. Wer ist eigentlich auf den Namen „Unschlagbar“ gekommen? Eigentlich sollte das Lokal „Feierabend.“ heißen – mit einem Punkt dahinter! Aber dann haben wir bei Facebook eine Umfrage gemacht und die Gäste haben alle auf „Unschlagbar“ getippt – wegen der Schlägerstraße. Am Ende passt es auch ganz gut zu uns: Wir beißen uns durch! Wo gehen Sie gern selber essen? Zu einem Freund von mir ins „Storchennest“ in Hemmingen – der hat eine tolle, bodenständige Küche mit lateinamerikanischen Einflüssen. Oder auch in die „Buddha Bowl“ in der Altstadt. Gibt es einen Ausgleich zum Restaurant? Mein siebenjähriger Sohn. Der ist sehr aktiv, da powert man sich aus (lacht). Was würden Sie niemals essen? Fisch. Obwohl mein Vater Fischwirt ist. Einmal im Jahr Fischstäbchen – das reicht. Schaffen Sie es ab und an in den Urlaub? Ich komme nicht wirklich dazu. Ein großer Traum ist es, dass ich mir einmal Kuba leisten und dort auf der Straße Salsa tanzen kann. Corona hat den Traum etwas nach hinten geschoben. Aber das ist mein Fünf-Jahres-Plan. Lesen Sie auch Marcus Reinert ist Geschäftsführer in "Reimanns Eck" Sebastian Wilkens ist Sommelier im Vince Elmar Nußbaum kocht im "P'tit Clichy" von Ekki Reimann Von Luisa Verfürth