Seelenheil statt Stress: Das neue Glück von Marlon Melzer

Jahrelang führte er ein Leben auf der Überholspur: In seiner Zeit als Veranstaltungstechniker kam er bei diversen Events in Hannover wie der Expo 2000 und der Cebit mit Top-Persönlichkeiten in Kontakt. Marlon Melzer (41) sorgte dafür, dass Leute wie der Schauspieler und ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger (72), Microsoft-Mitbegründer und Multimillionär Bill Gates (64), Unternehmerin Liz Mohn (78) sowie Kanzlerin Angela Merkel (65) bei ihren Vorträgen den richtigen Ton trafen – Melzer war nämlich hinter und auf der Bühne für das Verkabeln zuständig. Als Eventagentur durchgestartet: Und nicht nur dabei hatte er ein gutes Händchen: Zunächst gründete er die Veranstaltungsagentur „True Events“, zwei Jahre später, 2012, rief er mit Martin Polomka (38) „Trend ID“ ins Leben. Gemeinsam starteten sie als sogenannte „Full Service Eventagentur“ durch, organisierten Veranstaltungen für Unternehmer, Konferenzen, Sommerfeste, Kongresse, Messen, lieferten umfangreiche Konzepte ... Dem Ausgehvolk werden sie insbesondere als Betreiber der Raschplatz-Discos Palo Palo und Baggi ein Begriff sein, außerdem hatten sie die RP5 Stage sowie das Acanto an der Dragonerstraße übernommen. Kurzum: Es lief. Jedoch nicht ohne Konsequenzen: „In den vergangenen zwei, drei Jahren haben ich gemerkt, dass mir das alles viel zu schnell nach vorne geht, das hat seinen Tribut gezollt – auch psychisch“, gesteht Melzer rückblickend. „Für viele hatte ich ein Konzept, nur für mich irgendwie nicht.“ Melzer wurde immer unausgeglichener: In dem 41-Jährigen machte sich immer mehr Unausgeglichenheit breit, „Macht und Besitz haben mich noch nie ausgefüllt. Visionen und Träume – das hat mir gefehlt.“ Irgendwann fasste er einen nachhaltigen Entschluss: „Ich steige aus, wage einen Neuanfang.“ Der Hannoveraner informierte seinen Partner und die Mitarbeiter, verkaufte seine Agenturanteile. Die Reaktionen seien eigentlich durchweg positiv gewesen, Melzer erhielt Zuspruch und Anerkennung. Oft bekam er zu hören, dass sein Schritt eine mutige Entscheidung sei: „Mut verursacht aber auch Angst“, sagt er im Gespräch mit der NP auf dem heimischen Sofa in Misburg. Der Mann mit den eisblauen Augen will sich aber nicht fürchten, schon gar nicht vor der Zukunft. Die will er gestalten – jedoch nicht nur für sich: Melzer ist Coach geworden. Das, was er auf seiner persönlichen Reise in sein Ich erfahren und gelernt hat, will er weitergeben: „Spiridualität“ nennt er sein Konzept, das den „Weg zur Mitte in uns“ ebnen soll. Bundesweit Seminare besucht: Bundesweit besuchte er Coaching- und Meditationsseminare. Solche, die das Lösen von Glaubenssätzen ermöglichen sollen, andere, die sich Herzöffnungsseminare nennen: „Ich bin dort Leuten aus wirklich allen Schichten begegnet“, berichtet er von seiner Erfahrung. Was eine Multimillionärin und eine einfache Rentnerin gemein haben? „Auch sie suchen nach Antworten.“ Spiritualität und Business zusammenbringen: Seine hat Melzer gefunden: Er will Spiritualität und Geschäftsleben zusammenbringen, will als Botschafter dafür fungieren. „Im Spirituellen ist Materielles verpönt, andersrum genau so“, so Melzer, „die einen verstecken sich vor Medien, die anderen vor Mediation.“ Coach Melzer – er meditiert übrigens drei-, viermal die Woche, fühlt sich dadurch vitaler, kreativer, geistig und körperlich fitter – will an genau diesen Stellen eine Brücke schlagen, vermeintliche Gegensätze miteinander in Verbindung bringen. Vor allem will er Ausgewogenheit in Lebensbereiche bringen, Menschen ermutigen, mehr mit ihrer Intuition in Kontakt zu treten. „Je mehr wir das tun, desto mehr wird die Welt entschleunigt.“ Vor allem in Arbeitsbereichen komme die Seele zu kurz, „aber gerade dort sollte sie gelebt werden“, ist Melzer sich sicher. Herzlichkeit werde in den Unternehmen immer mehr Einzug erhalten, Meditation eine Rolle spiele. „Das ist ein Prozess, der dauert.“ Er selbst hat sich auch in Geduld geübt, sich ein Jahr Freiraum gegeben, um sein neues Leben und Berufsleben auf die Beine zu stellen. 200 Zuhörer beim Seminar im HCC: Die Anfänge sind getan, kürzlich besuchten um die 200 Zuhörer ein Seminar, das er im HCC gehalten hat. Es sollen immer mehr werden, 2020 will er mit einem eigenen Youtube-Kanal durchstarten. Ein neuer Mensch ist er nicht geworden, dafür ein wohl ausgeglichenerer, in sich ruhender. Einer, der wie früher einiges erreichen will. „Ich habe meinen alten Job ja nicht gekündigt, um mich zu erholen, sondern um an mir zu arbeiten.“ Von Mirjana Cvjetkovic

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