Schonrath und ter Horst führen Bistro "Gold" am Lister Wedekindplatz

Monatelang renovierten Andrea Schonrath und Franziska ter Horst das ehemalige Tulipano am Wedekindplatz. Zwei Tage vor der geplanten „Gold“-Eröffnung kam der Corona-Lockdown. Inzwischen sind die beiden Betreiberinnen angekommen am Platz, den sie „das kleine Paris“ nennen. Wie sehr hat Sie Corona getroffen? Andrea Schonrath: Als wir die Außenplätze bei der Stadt anmieten wollten, haben die nur zu uns gesagt. „Wartet lieber mal ab, in zwei Tagen ist alles zu.“ Wir waren erst in einer Schockstarre. Dann haben wir einen Tisch in die Tür gestellt und Cappuccino, Kuchen, Aperol und Wein „to go“ verkauft. So konnten wir schon ein persönliches Verhältnis zu den zukünftigen Kunden aufbauen. Am 11. Mai haben wir dann richtig aufgemacht und waren überwältigt von dem tollen Feedback. Wir haben schon jetzt liebe und treue Kunden. Woher kennen Sie sich? Schonrath: Wir haben uns vor acht, neun Jahren gesehen, kennengelernt und verliebt. Seitdem sind wir eigentlich pausenlos zusammen. Und haben auch immer wieder darüber gesprochen, dass wir so was wie das „Gold“ gerne machen würden. Wir hatten bereits einen Business-Plan geschrieben, dann hat sich vieles aus Zufällen und Schicksal ergeben. Ich bekomme immer noch Gänsehaut (lacht). Ter Horst: So ging es uns auch bei vielen der Einrichtungsgegenstände – den alten Stühlen, dem Kronleuchter aus einem Antiquitätenladen in Hamburg. Es war, als ob das Universum das hier so wollte. Wir sind einfach dankbar. Und fühlen uns am Wedekindplatz total wohl! Kommen Sie denn aus der Gastronomie? Schonrath: Nein. Wir sind beide Autodidakten – aber mit Leidenschaft fürs Gastgeben und Kochen. Abends sitzen wir hier draußen mit Freunden auf der Bank und dann gesellen sich neue Gäste dazu. Die Leute kommen untereinander ins Gespräch. Auch Gäste, die ohne Begleitung kommen, wissen, dass sie hier nicht alleine sind. Das ist herzerwärmend. Eigentlich hatten Andrea Schonrath und Franziska ter Horst ein Tageslokal geplant, merkten dann aber schnell , dass der Wedekindplatz abends sehr beliebt ist. „Wir kriegen hier die letzte Abendsonne“, freut sich das Duo. Das Bistro „Gold“ (Drostestraße 2, Telefon 0511/56 86 73 90) ist Montag bis Freitag von 15 bis 22 Uhr geöffnet, Sonnabend von 12 bis 18 Uhr. Auf der Karte stehen selbstgebackene Kuchen und Quiches, außerdem die Eigenkreation „Crostardos“ – „der bessere Flammkuchen sozusagen“. Beide Chefinnen kommen aus anderen Branchen: Schonrath ist Ernährungsberaterin, ter Horst hat als Malerin, Wirtschaftsassistentin und Schlafcoach gearbeitet. Wer hat welche Stärken in der Küche? Schonrath: Ich bin Quiche, Franziska Kuchen. Crostardos machen wir beide. Wir haben beide das gleiche Tempo – auch bei Ideen und kreativen Prozessen. Und wir haben den gleichen Humor. Da müssen wir uns beide schon manchmal zurückhalten. Denn der ist grenzenlos (lacht). Welche Eigenschaften muss ein guter Wirt mitbringen? Schonrath: Er sollte empathisch sein. Belastbar. Humorvoll. Aber er sollte auch Grenzen aufzeigen können. Ter Horst: Wiedererkennungswert finde ich auch total wichtig. Gibt es ein Lieblingsgericht aus Ihrer Kindheit? Schonrath: Pfannkuchen mit Hackfleisch. Spätzle. Spargel mit Kratzete. Letzteres bleibt geheim (lacht). Das ist in Öl gebratener Teig, schmeckt zu Spargel sensationell. Ihre Lieblingsgastronomie in Hannover? Ter Horst: Das ist die seit Jahren mit Komplimenten überschüttete Pizzeria Napoli in der Deisterstraße in Linden-Süd. Das Lokal ist sehr kommunikativ, die Atmosphäre toll. Gibt es eine Todsünde in der Gastronomie? Schonrath: Geiz ist generell die schlimmste Todsünde. Wir wollen großzügig sein, auch mal etwas ausgeben. Die Leute freuen sich tierisch über Kleinigkeiten. Und das alles kommt doppelt und dreifach zurück. Arroganz und Überheblichkeit finde ich auch nicht gut. Wie sind Sie auf den Namen „Gold“ gekommen? Ter Horst: Wir wollten kein weiteres deutsches Wortspiel im Titel. Ich habe zu Andrea gesagt: „Wie wäre es, wenn wir uns einfach ,Silber’ nennen?“ Und Andrea dann: „Oder Gold“. Und dann haben wir uns angeguckt und es stand für uns beide fest. Schonrath: „Gold“ bedeutet für uns Wärme und Achtsamkeit. Gold ist ein Zustand. Keine Farbe. Lesen Sie auch Gastro-Typen: Jürgen Wawrzenetz ist Küchenchef in Hannovers Gondel Hannover: Darum ist das "11A" am Küchengarten ein Kunstwerk Méthode Swing Von Luisa Verfürth