Netflix, Mediatheken: Tipps für Filme und Serien zwischen den Jahren

Unsere Freunde sollen wir nicht treffen – und irgendwie muss man die freie Zeit ja füllen. Die Leben-Redaktion hat TV-Tipps für die Tage zwischen den Jahren gesammelt. Wir empfehlen Serien, Filme und Dokus aus Streamingportalen und Mediatheken. Weltreisen & Wortgefechte: Ein Dokumentar-Highlight aus 2020: „Um die Welt mit Zac Efron“ (Netflix). Der Hollywood-Schauspieler ist mit dem amerikanischen Gesundheits-Guru Darin Olien um die Welt gereist, um auf nachhaltige Themen aufmerksam zu machen. Sie besuchen Island und zeigen, wie sich die Insel mit erneuerbaren Energien versorgt. Sie helfen Freiwilligen, die Themse in London von Müll zu befreien. Sie reisen in den Dschungel und besuchen eine Kommune, die sich selbst versorgt. Mit dieser Sendung hat es Efron von seinem Image als Hollywood-Schönling zu einem ernst zu nehmenden Mann mit Haltung geschafft. Als Multiplikator ernster Inhalte funktioniert er – denn seine Fangemeinde ist groß. Sein Fazit während der Dreharbeiten: „Ich bin durch mit Hollywood.“ Hilft gegen Fernweh und funktioniert immer wieder: „Gossip Girl“ (Netflix, Prime, DVD) spielt an der New Yorker Upper Eastside und zeigt das Erwachsenwerden der reichen Kids. Glamourös, dramatisch, tolle Locations. Und: Eher etwas für junge Mädels. Achtung, das gibt Lach-Muskelkater: Der britische Comedian Jack Whitehall nimmt seinen fast 80-jährigen, konservativen Vater Michael Whitehall mit auf eine Weltreise, um ihn mal locker zu machen. Dabei kommen derbe Wortgefechte zwischen Vater und Sohn, skurrile Szenen (Michael Whitehall adoptiert eine asiatische Puppe) und emotionale Momente heraus. „Unterwegs mit meinem Vater“ (Netflix) ist witziger als jede Comedy-Bühnenshow (von Josina Kelz). Krimis & Konflikte: Mit diesem Namen können vor allem ältere Serien-Fans etwas anfangen: „Perry Mason“. In 271 Episoden spielte Raymond Burr in den 60ern den brillanten Strafverteidiger. Die neue Mini-Serie mit acht Folgen (Sky) geht einen Schritt zurück. Los Angeles, 1932 – Mason (Matthew Rhys) ist ein abgehalfterter Schnüffler, der für einen Anwalt die Drecksarbeit macht. Als eine Kindesentführung schief geht und die Mutter des Mordes verdächtigt wird, stößt er auf ein kriminelles Netzwerk. Tolles Prequel, das Masons Weg zum Anwalt beschreibt. Düsteres Sittengemälde und spannender Krimi zugleich. Zum Glück ist der Spuk vorbei und Joe Biden der nächste US-Präsident: „The Comey Rule“ (vier Folgen, Sky) beschreibt auf der Basis wahrer Ereignisse, wie Donald Trump (Brendan Gleeson) Gesetze biegt, Loyalität einfordert, seine eigene Wahrheit installiert. FBI-Chef James Comey (Jeff Daniels) wird zwar ein wenig zu sehr als aufrechter, edler Ritter inszeniert, der sowohl gegen Hillary Clinton (Mail-Affäre) als auch Trump (Russlandkontakte) ermittelt. Trotzdem macht diese Serie Gänsehaut. Es heißt, die Queen ist nicht amüsiert über die vierte Staffel der Netflix-Serie „The Crown“. Das Publikum schon: Elizabeth II. rückt in den Hintergrund, der Fokus der opulent ausgestatteten und detailverliebt gefilmten Serie ist auf Leben und Leiden von Lady Diana (Emma Corrin) gerichtet. Sie wird aufgerieben zwischen Hofetikette und Charles’ Unfähigkeit zu lieben (von Andrea Tratner). Straßenkinder & Schach: „Du hast das Leben noch vor dir“ (Netflix) zeigt Schauspiel-Ikone Sophia Loren ganz anders: als Auschwitz-Überlebende, die sich als ehemalige Hure um die Kinder von Prostituierten kümmert. Schließlich landet Flüchtlingskind Momo bei Madame Rosa. Nur widerwillig nimmt sie den Jungen, der dealt, klaut und flucht, bei sich auf. Gemeinsamer Nenner: ihr Trauma. Madame Rosa ist mal schroff, mal liebevoll und am Ende sehr verletzlich. Schöne Geschichte, bei der Lorens Sohn Edoardo Ponti Regie führte. „Becoming“ heißt die Biografie von Michelle Obama und bei Netflix die anderthalbstündige Doku. Dort ist die Ex-First Lady der USA einfach nur sie selbst, Gatte Barack steht an zweiter Stelle. Inhaltlich nicht sonderlich überraschend, passt gut ins Bild des American Dream. Es ist die erfolgreichste Mini-Serie bei Netflix – bislang. „Das Damengambit“ schauten sich im ersten Monat 62 Millionen Nutzer an. Im Mittelpunkt stehen Mensch und Spiel: Waisenkind Elizabeth „Beth“ Harmon (Anya Taylor-Joy) und Schach. Beth wächst in den 50er Jahren in Kentucky auf. Als ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt, ist sie neun Jahre alt und kommt ins Waisenhaus. Hausmeister Mr. Shaibel bringt ihr das Schachspielen bei, das Mädchen, entpuppt sich als Genie. Nach ihrer Adoption hangelt sie sich von Turnier zu Turnier, wird zur Ikone des männerdominierten Sports, stets begleitet von ihren Süchten Schach, Pillen und Alkohol. Erfrischend anders (von Mirjana Cvjetkovic)! Wienerisch & Weltkriegdrama: Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der hemdsärmlige Kommissar Oskar Rheinhardt ermittelt in bizarren Mordfällen und bekommt Unterstützung von dem jungen Neurologen Max Liebermann. Der Brite ist neu in der Stadt, besucht die Vorlesungen von Sigmund Freud und passt dem Grantler Rheinhardt überhaupt nicht in den Kram. Doch schnell muss er erkennen, dass der Frischling brillante Beiträge zu den Ermittlungen leistet. Die wahre Hauptdarstellerin der dreiteiligen Reihe „Vienna Blood“ ist aber die prächtig inszenierte Stadt Wien (ZDF-Mediathek). Dänisch, düster, dramatisch: Die Thrillerserie „The Killing“ um die eigenwillige Kommissarin Sarah Lund macht schnell süchtig. Also hat Arte für Nachschub gesorgt und nun auch Staffel zwei und drei in die Mediathek gestellt. Die mehrfach ausgezeichnete Serie wurde bereits als amerikanische Version adaptiert, ist im Original aber am besten. Am 27. Dezember lief der Auftakt im ZDF. Wer nicht warten mag, kann die komplette zweite Staffel von „Das Boot“ in der Mediathek streamen. Die Story um eine deutsche U-Boot-Besetzung im Zweiten Weltkrieg knüpft nur in Teilen an die erste Staffel an und beginnt im Dezember 1942. Weil viele Nebenstränge aufgebaut werden, muss man mit Konzentration an die Sache gehen (und sollte Staffel eins gesehen haben). Gute Unterhaltung bietet die aufwendig inszenierte zweite Runde mit Neuzugang Clemens Schick aber allemal (von Julia Braun). Rabauken & Roboter: Die HBO-Serie „Watchmen“ (BluRay oder DVD) beginnt 1921 mit dem historischen Massaker an Schwarzen von Tulsa und führt direkt ins gegenwärtige Amerika mit all seiner Zerrissenheit und seinem nicht einmal mehr gedeckelten Rassismus. Wie schon Alan Moore und Dave Gibbons in ihrem legendären Comic von 1986 und 1987 nutzen die Serienmacher Superhelden-Klischees, um sie einerseits auf den Kopf zu stellen und andererseits die Gegenwart zu kommentieren. Kein Wunder, dass der mit Emmys überhäufte Neunteiler ein Favorit von Barack Obama ist. „Breaking Bad“ war die tragische Geschichte vom Abstieg der US-amerikanischen Mittelschicht. „Shameless“ (BluRay oder DVD) nimmt sich in Form einer herrlich bösen Komödie den gesellschaftlichen Bodensatz vor. Frank Gallagher (William H. Macy) und seine White-Trash-Sippe mogeln sich in inzwischen zehn Staffeln durch – weil sie es müssen und auch ein Stück weit wollen. Die „Hosts“, die intelligenten Androiden von „Westworld“ (DVD oder BluRay), haben es in der dritten Staffel aus ihren perversen Vergnügungsparks in die Realität der nahen Zukunft geschafft – nur um festzustellen, dass es dort in Sachen Überwachung und mangelndem freien Willen genauso wenig weit her ist wie in ihrem bisherigen Biotop. Revolution liegt in der Luft – und erzählt wird das in einer der visionärsten und bildgewaltigsten Serie der Gegenwart (von Stefan Gohlisch). Liebe & Lehrreiches: Sie war die erfolgreichste deutschsprachige Netflix-Produktion und in 91 Ländern in den Top Ten: „Barbaren“ erzählt die große Schlacht im Teutoburger Wald, in der die Germanen unter Führung von Arminius den Römern das Fürchten lehrten. In dieser Geschichte ist alles drin, was großes Kino braucht: die schöne, kriegerische Powerfrau Tusnelda, der grausame, unempathische Römer Varus und sein gefallener Ziehsohn Arminius. Liebe, Verrat, Mord und Krieg wechseln sich in großen Bildern ab. Ein weiteres Highlight: Die römischen Dialoge werden auf Latein gesprochen und in Untertiteln übersetzt – für jeden Lateiner ein großes Vergnügen. „Unorthodox“ ist ebenfalls eine deutsche Netflix-Serie, die teilweise auf dem gleichnamigen Buch von Deborah Feldmann beruht. Erzählt wird die Geschichte der Jüdin Esther, die in New York bei der ultra-orthodoxen Religionsgemeinschaft der Satmarer Chassiden aufwächst und dort auch verheiratet wird. Schließlich flieht sie nach Berlin, wo sie versucht, ein neues Leben aufzubauen. Auch wenn einige Stereotype verwendet werden, zeigt die Serie eindrucksvoll Zerbrechlichkeit und Stärke ihrer Hauptfigur auf dem Weg aus der Unterdrückung. Riesenspaß und Lehrreiches für die ganze Familie gibt es bei „The World According to Jeff Goldblum“ bei Disneyplus. Der Schauspieler zeigt in der Dokuserie faszinierende Entdeckungen, unterhält mit uralten Geschichten, probiert aus, forscht, staunt, tanzt und lacht. Herrlich! (Von Maike Jacobs) Lesen Sie auch Basteln, chatten, spielen: Tipps gegen Langeweile im Corona-Winter Netflix: Die beliebtesten Serien und Filme in Deutschland Wo, bitte, geht’s zurück ins Kino? Von NP