Kunst und Gin: Della entwirft Hannover-Motive für "0511 Spirits"

Was passiert, wenn sich ein Künstler und ein Koch durch Zufall im Biergarten kennenlernen? Sie bringen eine gemeinsame Gin-Edition auf den Markt. So geschehen, weil Tobias Lübke (28) und der mehr als doppelt so alte Della (64) im Sommer in der Burg Königsworth ins Gespräch kamen. „Da war gleich eine Wellenlänge und da war gleich eine Idee“, erinnert sich Della. Die Idee wurde zügig in die Tat umgesetzt, das Ergebnis galt schon als Weihnachtsgeschenk-Geheimtipp – die „Art Edition“ könnte die Silvester-Party im kleinen Kreis zum stilvollen Event machen. Die Hannover-Gins sind „liquide Kunst“: Lübke war über eine Koch-Lehre im Luisenhof, ein Betriebswirtschaftsstudium an der Hotelfachschule, Jobs auf Sylt, im „6 Sinne“ und im Vertrieb von Krombacher zur Rossgoschen Spirituosen-Manufaktur in Isernhagen gekommen. Der nächste Schritt als Gin-Experte war die Selbstständigkeit: Mit seinem Label „0511 Spirits“ entwickelt er auch Vodka, Rum und Wermut mit Lokalkolorit. Die „Art Edition“ mit den Della-Etiketten laufen unter dem Motto „liquide Kunst“. Vier Geschmacksrichtungen hat Lübke destilliert: Der „Maschsee-Anker“ hat eine milde Zitrusnote und die Würze von weißem Tee, Orange und Tonkabohne. „Der Maschsee bringt Menschen zusammen und bringt Ruhe – er ist ein Anker, der uns mit der Stadt verbindet.“ Unter dem Namen „Hannover pur“ hat sich Della mit einer Vielzahl an klassischen Stadt-Motiven ausgetobt, Lübke hat eine Gin-Kopfnote mit Beeren und Ingwer entworfen. „Die Sorte läuft bisher am besten.“ Kröpckeuhr, Neues Rathaus und Nanas treffen offenbar den Nerv: „Die Menschen zeigen gerne die Verbundenheit mit ihrer Heimat.“ Lesen Sie auch: Koscherer Gin der Marke „Simons of Hannover“ Die Sorte „Bulldog“ spielt auf die englische Heimat des Gins an, Della hat einen kunterbunten Hund entworfen, der sich über Knochen freut – die milde Spirituose erinnert an Grapefruit, Blüten und Kardamom. Die Edition 4 namens „Crazy World“ (mit Melone, rosa Pfeffer und Hibiskus), auf deren Etikett zwei wild gemusterte Nashörner den Coronavirus aufspießen, ist ebenfalls ein Bestseller. Fans werden Details aus anderen Kunstwerken wiedererkennen. Dellas kleine Kunstwerke wurden gedruckt, foliert und aufwendig holzgerahmt. „Bei unserer Art-Edition treffen Kunst und Genuss aufeinander“, sagt Lübke. „Hat Spaß gemacht“, sagt Della. Jede Geschmacksrichtung ist auf 199 Flaschen à 0,5 Liter limitiert, einzeln kosten sie 49,99, im Viererpack 199,99 Euro, dann gibt es einen stylishen Emaillebecher im Della-Design dazu. Die Hälfte der knapp 800 Flaschen ist bereits verkauft. Lübke liefert die „Art Edition“ auch persönlich aus: Wer damit auf das Jahr 2021 anstoßen will, kann die „Art Edition“ im „La Rock“ (Voßstraße 51) von 12 bis 18 Uhr kaufen – Frank Ochotta und Ronny Spaniel haben das Restaurant im Corona-Lockdown zu einem „Genussmarkt“ umfunktioniert. Wer online bestellt, muss mit ein bis drei Tagen Lieferzeit rechnen. „Ich liefere aber auch in Hannover persönlich aus“, verspricht Lübke allen, die am Silvesterabend einen ganz besonderen Gin ins Glas gießen wollen. Ebenfalls am 31. Dezember startet bereits der Vorverkauf von „Edition Nummer 5“: Pop-Art-Künstler Della arbeitet derzeit an einem neuen Motiv, Gin-Experte Lübke will dann die passende Spirituose schaffen. „Die Geschmacksrichtung orientiert sich aber an den Farbtönen – es soll ja ein rundes Bild ergeben, wir spielen uns da die Bälle zu“, erklärt der 28-Jährige, der im Vertrieb für die Getränkemarke Schweppes „von der Pike auf“ alles über Gin und Tonic gelernt hat. Aber: „Della ist so kreativ, dass er schon mehrere Varianten parat hat“, berichtet Lübke über die bevorstehende Entscheidung. Anfang Februar soll der fünfte Streich auf den Markt kommen. „Der Vorteil ist, dass Gin-Herstellung relativ flink geht. Anders als bei Whiskey, der monatelang lagern und reifen muss.“ In seiner kleinen Destille könne er Pröbchen herstellen, schon nach einer Woche habe man einen Eindruck von der Spirituose: „Das Schöne an Gin ist: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.“ Lübke verbindet Gastronomie und Gin: Stimmt. Im Repertoire von Lübkes „0511 Spirits“ sind auch ein „Skyline“-Gin, den er zusammen mit der Bar „Havn“ im obersten Stock des neuen Loftstyle-Hotels (Gradestraße 22) entwickelt hat. Das Lokal „Mon Bonheur“ von Thomas Immenroth ließ drei „Baril Gins“ mit französischer Eiche und typischen Spirituosen wie Calvados, Cognac und Sauternes ansetzen. Und auch die Burg Königsworth hat ihre eigene Marke, den „BurgGin“. Und hier schließt sich der Kunstkreis, der mit Lübke und Della in genau jenem Biergarten begann. Lesen Sie auch Halil Deniz eröffnet Restaurant "Frida" am Springhorstsee in Burgwedel Marlon Melzers Silvester-Stream: 40 Jahre Nachtleben Hannover Von Christoph Dannowski und Andrea Tratner