Künstler Krashkid alias Caspar David Engstfeld studierte in Hannover

Seine Kunst ist so kunterbunt wie Graffiti, sie ist grafisch – und zeigt wiederholt Figuren mit bösen Gesichtern, mit Zigaretten oder Flasche in der Hand. Caspar David Engstfelds (33) Werke sind teilweise so aufmüpfig wie sein Künstlername: Krashkid – eine Anspielung auf „Crash-Kid“: die Bezeichnung für Teenager, die Autos klauen und zu Schrott fahren. „Ein Teil von mir wollte wohl rebellisch sein“, sagt er, schaut nach unten und lacht leise. Engstfeld ist das Gegenteil eines „Crash-Kids“. Der 33-Jährige spricht bedacht, er ist offen, aber nicht laut, seine Erfolge zu beschreiben, fällt ihm schwer – „ich möchte nicht eingebildet klingen“. Krashkid sammelt und repariert alte Fahrräder: Sein Hobby neben dem Malen: alte Fahrräder bei Ebay-Kleinanzeigen kaufen, sie reparieren und fahren, bis sie unwiderruflich kaputt sind („Dann kommen sie in meinen Keller, mittlerweile sind es sechs“). Beim Videogespräch mit der NP zeigt er seine neueste Errungenschaft: ein rotes Klapprad aus Italien, es steht in seinem WG-Zimmer in Hamburg. Hierhin ist der Künstler nach seinem Studium in Hannover gezogen. „Nicht, weil mir Hannover nicht gefallen hat, sondern weil ich nach meinem Bachelor in Grafikdesign einen Master in Illustration machen wollte – und den gab es nur in Hamburg.“ Was er an seiner alten Heimat vermisst: „Den Kanal in Limmer – da konnte man einfach mal kurz schwimmen gehen, ohne hundert andere Menschen im Wasser.“ Engstfeld studierte und lebte in Hannover: Engstfeld lebte fünf Jahre in Linden und in der Nordstadt, unter anderem am Lindner Marktplatz, dann an der Limmerstraße. „Hannover war sehr gut zu mir“, resümiert der gebürtige Osnabrücker. „Ich verbinde mit der Stadt das Glücksgefühl, auf Gleichgesinnte zu treffen, die Lust auf Kunst haben – und eine richtig gute Zeit.“ Während seines Studiums an der Expo-Plaza lernte er die Künstlerin Ju Mu und den Künstler Isakov kennen und bildete mit ihnen das Kollektiv „Guapo Sapo“. Die Aufträge wurden immer größer: Sie bemalten Flächen im „2er Skatepark“ in Linden-Mitte, in der Diskothek „Club Bahnhof Ehrenfeld“ in Köln, sie malten auf dem Festival „Fusion“ und in der „Millerntor Gallery“ im Hamburger Stadion, bekamen Aufträge in Mexiko, Peru, Kenia, Uganda, Spanien oder Kroatien. Mittlerweile leben die Hannoveraner Ju Mu und Isakov zwar selber nicht mehr in der Stadt (sondern in Berlin), aber ihre erste Ausstellung im Jahr 2019 hat das Kollektiv bewusst in Hannover gemacht – in der Galerie Bohai am Schwarzen Bär. „Wir hatten Sorge, dass niemand kommt. Und dann wurden wir so überrannt, dass wir nicht mal Zeit hatten, ein Foto zu machen“, erzählt Engstfeld und lacht wieder etwas schüchtern. Krashkid hat das Talent von seinen Großeltern geerbt: Während er spricht, spielt er mit einem Werkzeug in seiner Hand, „ aus Nervosität“, gibt er zu. „Ich weiß selber nicht, was das ist, habe aber mittlerweile eine Verwendung dafür gefunden. Es ist aus der Werkzeug-Schublade meiner Großeltern.“ Ruth (†96) und Karl-Heinz Engstfeld (†88) waren beide Vollblut-Künstler, haben von ihrer Kunst leben können. Das Talent haben sie ihrem Enkel vererbt. „Haben zumindest damals die Lehrer gesagt“, korrigiert der 33-Jährige, der in der Oberstufe Kunst-Leistungskurs belegt hat. „Ich bin dankbar, dass ich das von ihnen erben durfte.“ „Sie haben mich immer wieder mit zu Ausstellungen genommen“, erinnert er sich. Und auch ihr Haus habe ihn geprägt: „Sie hatten eine riesige Bibliothek voller Kunstbücher, im ganzen Haus hingen ihre Bilder und Plakate von Ausstellungen, die sie besucht haben. Im Keller standen alle möglichen Werkzeuge rum: für Holzschnitze, Chemikalien für Lithografie ...“ Für den Jungen war bereits in der Grundschule klar: Wenn er groß ist, will er so was werden wie Oma und Opa. Dass er das geschafft hat – mit großem Erfolg – haben Ruth und Karl-Heinz Engstfeld leider nicht mehr miterleben dürfen, aber stolz wären sie zweifelsohne. Bereits als Schüler malte er viel, beschäftige sich irgendwann mit Graffiti – rein legal natürlich, er war eben kein „Crash-Kid“. „Ich fuhr teilweise weit weg, in andere Städte, um auf legalen Flächen malen zu dürfen.“ Diese Zeit hat Engstfelds Stil geprägt, er erinnert an Graffiti, Urban Street-Art. Er bekam noch zu Schulzeiten erste Aufträge, unter anderem bemalte er Wände in Hotels. Arbeiten für Spiegel, Fynn Kliemann und das „Lindenblatt“: Mittlerweile hat der 33-Jährige schon für die „Zeit“ und „Spiegel“ illustriert, für Audi gemalt, für Musiker und Youtuber Fynn Kliemann (32), für den Sänger Flo Mega (42) – oder Ferdi Simseks (40) „Lindenblatt“-Restaurants in Hannover. Sein Atelier hat Engstfeld in Hamburg-Altona, er kann schon lange von seiner Kunst leben. Es gab bereits während des Master-Studiums so viele Aufträge, dass er erst nach sieben Jahren seine Abschlussarbeit schreiben konnte. „Dank Corona – sonst hätte ich es wohl nie geschafft“, sagt er und schmunzelt. Warum schreibt sich Krashkid eigentlich mit K? Caspar David Engstfeld alias Krashkid lacht. „Weil mein Name auch ständig mit K geschrieben wird.“ Lesen Sie auch Gerrit Hodemacher aus Wunstorf: Vor einem Jahr malte er zum ersten Mal, heute stellt er weltweit aus Hannover: Zu Besuch im neuen Atelier von Künstler Niko Nikolaidis Von Josina Kelz