Hannover: "Tante Franz" ist neu in der Nordstadt und bietet Kaffee to go

Fünf Jahre hat Christian Oberschelp neben seinem letzten Job nachts an seinem Traum vom eigenen Café gearbeitet. Im Oktober eröffnete „Tante Franz“ in der Nordstadt, doch der zweite Lockdown ereilte das Lokal schneller als gedacht. Trotzdem sieht der gebürtige Berliner der Zukunft positiv entgegen. Seit der Weihnachtspause verkauft er wieder Muffins und Kaffee zum Mitnehmen aus dem Fenster. Herr Oberschelp, wie ist das „Tante Franz“ entstanden? Mit 17 habe ich angefangen, in einer Pizzeria zu arbeiten. Der Traum von einem kleinen Café war immer schon da. In irgendeiner Altstadt, in irgendeiner Ecke, mit einem Klavierspieler und drei Tischen. Den Laden in der Hahnenstraße habe ich im Januar 2020 über das Internet gefunden. Vorher war hier „Vegan & raw “, Größe und Lage waren perfekt. Eigentlich wollte ich im Frühjahr eröffnen, Corona hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da war ich sehr dankbar, dass die Vermieter auf mich gewartet haben. Am 22. Oktober um 16 Uhr habe ich die Türen aufgemacht. Zehn Tage später kam der zweite Lockdown. Wie kam es zu dem Namen „Tante Franz“? Da würde ich jetzt gerne eine Mega-Geschichte erzählen (lacht). Aber ich habe einfach einen Namen gesucht, der auffällt, sich für ein Logo gut eignet und über den man ein bisschen nachdenkt. Es gab schon Leute, die dachten, ich gehöre zum Kiosk „Onkel Olli“. Aber daran hatte ich gar nicht gedacht! Wie sind Sie Wirt geworden? Eigentlich bin ich staatlich examinierter Rettungsassistent, ich habe beim Deutschen Roten Kreuz in Nordfriesland gelernt. Es war aber schwierig, einen Job zu bekommen, also bin ich in der Gastronomie gelandet, und dann als Aushilfe zu H&M gekommen und dort aufgestiegen. Der Konzern war immer sehr offen. Nach der Devise: „Wer kann, der darf“. Wie sieht das Konzept von „Tante Franz“ aus? Im Moment gibt es nur leckere Kaffee-Spezialitäten, ich verwende die Omkafe-Bohnen vom Gardasee. Außerdem Muffins, die ich morgens selber backe – zum Beispiel Sorten mit Spekulatius, Käsekuchen oder Erdnuss. Wenn der Betrieb mal wieder normal läuft, habe drei verschiedene Bauernbrote zur Auswahl, dazu Avocado-Stampf, Kräuter-Tomaten oder Ziegenkäse, Oliven, Salami und Käse. Abends sind das die Begleiter zum Wein. Wenn man ausschweifend Essen gehen will, bin ich vielleicht nicht der richtige Laden. Geboren am 30. Januar 1979 in Berlin. In Leer macht Oberschelp eine Ausbildung zum Rettungsassistenten, arbeitet anschließend in der Gastronomie. Bei der Modekette „H&M“ steigt er auf zum Department Manager, im Bereich Visual Merchandising baut er zehn Jahre lang bundesweit „H&M“-Filialen aus und um. Mit „Tante Franz“ (Hahnenstraße 1) verwirklicht er seinen Traum. Geplant war eigentlich „mediterrane Küche in meiner Nähe“, derzeit gibt es Getränke und Kuchen to go – werktags von 10.30 bis 18 Uhr, am Wochenende ab 11.30 Uhr. Weitere Infos unter www.tantefranz.com Und tagsüber? In den Tagen, an denen ich offen hatte, haben hier viele Leute tagsüber gesessen und gearbeitet. Das WLan ist kostenfrei und viele genießen es, hier bei leiser Musikuntermalung zu sitzen und eben doch nicht ganz allein zu sein im Homeoffice. Das habe ich gelernt in meiner Zeit bei H&M: Als „Visual Merchandiser“ war ich ständig in anderen Städten und habe nach Cafés gesucht, in denen man arbeiten konnte – im Hotel war man sehr eingepfercht. Ich wollte so einen Ort schaffen. Was macht einen guten Wirt aus? Ich möchte, dass sich die Gäste auch wie Gäste fühlen. Es soll sich ein bisschen wie bei mir zu Hause anfühlen, ungezwungen. Als Gastgeber muss man in seiner Form bleiben, kann aber auch mal frech sein. Das ist auch meine Art. Es ist wichtig, dass man sein persönliches Ding beibehält. Ihre Lieblingslokale in Hannover? Da ich die vergangenen zehn Jahre fast nur bundesweit unterwegs war, bestand mein Alltag meist daraus, essen zu gehen. Am Wochenende in Hannover war ich oft froh, einfach zu Hause zu sein und mit meinem Freund eine Dose Ravioli aufzumachen (lacht). Aber ich mag „Soulkitchen“ und „11a“ in Linden. Und als Cocktailbar schätze ich das „Walk on the wild side“ von Christoph Elbert und Verena Schindler. Welche fünf Lebensmittel nehmen Sie auf eine einsame Insel mit? Kaffee, Wein und Bier. Und Hack! Ich esse super wenig Fleisch, aber Hack liebe ich. Und Nüsse. Gott, ist das langweilig (lacht). Haben Sie ein Lieblingsgericht aus der Kindheit? Meine Mutter kommt aus Portugal, sie hat oft Hackfleischpizza gemacht – vielleicht kommt daher meine Leidenschaft. Es war aber keine Pizza mit Teig, sondern ein Blech mit Hack, das mit weiteren Zutaten belegt wurde und in den Ofen kam. Omas Espresso war auch immer mega. Dazu gab es immer Grappa. Da durfte ich schon als Kind den Rest trinken. Was ist ihre Lieblingsrunde in der Nordstadt, wenn Sie mit einem Kaffee to go von hier starten? Ich laufe gern durch die Straßen der Nordstadt. Wenn man mal links oder rechts abbiegt, entdeckt man in diesem Viertel viel, was man vorher nicht gesehen hat. Was ist ihr Wunsch für 2021? Dass der Corona-Kram schnell vorbei ist. Nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen. Und ich wünsche mir Gäste, die sich hier wohlfühlen und Spaß an der Sache haben. Der Laden muss gar nicht proppenvoll sein! Lesen Sie auch Hindenburg Klassik: Gäste nutzen Take-Away-Verkauf von Maurice Weissenow Mirjam Claus vom "Loretta's" bietet Menüs zum Abholen an Von Luisa Verfürth