Hannover: Model Eleonora Nozon ist die Gründerin von "Paula Pflege"

Es ist ein schöner Sommertag im Jahr 1996. Die 18-jährige Eleonora steht am Kröpcke, sie ist zum Einkaufen aus ihrer Heimat Nienburg nach Hannover gefahren. Ein Mann spricht sie an. Er sei Fotograf und würde sie gerne mal ablichten. Eleonora gibt ihm seine Nummer. „Im Endeffekt ziemlich naiv von mir“, findet die erwachsene Eleonora Nozon (42) heute. Ein Fehler war das Vertrauen in den fremden Mann trotzdem nicht: An jenem Tag im Jahr 1996 hatte der erfolgreiche hannoversche Fotograf und Regisseur Nikolaj Georgiew (heute 54) Eleonora angesprochen – und als Model entdeckt. Seitdem sind die beiden befreundet. „Er hat mir mal erzählt, dass er in seinem Leben nur zwei Frauen auf der Straße angesprochen hat: Mich und Bettina Zimmermann – die hat es durch seine Entdeckung aber weiter geschafft als ich“, sagt Nozon und lacht. Zugegeben, in der Medienbranche ist die Schauspielerin Bettina Zimmermann (45, ebenfalls Hannoveranerin) erfolgreicher. Aber was Eleonora Nozon auf die Beine gestellt hat, ist auch nicht zu verachten: Sie hat ein Pflege-Unternehmen in Hannover gegründet und hilft Menschen, die eine 24-Stunden-Pflegekraft zu Hause brauchen. Nozons Geschäftsidee: Sie sucht geeignete Pflegekräfte in Polen Nozon stammt selber aus Polen, sie ist 1978 in Krakau geboren und in Nienburg aufgewachsen. „Wir waren Flüchtlinge und wollten eigentlich nach Frankreich, aus dem Land stammt ein Teil unserer Familie. Auf dem Weg dorthin sind wir in Niedersachsen hängen geblieben.“ Nozon holt polnische Pflegekräfte nach Deutschland: Nozon kennt beide Seiten: „In Deutschland gibt es nicht nur zu wenige Pflegekräfte, sondern auch keine Bereitschaft, mit einer alten Person zusammen zu leben und sie über mehrere Wochen zu pflegen.“ In Polen sei die Mentalität eine andere. Und: „Für die Pflegerinnen ist es sehr attraktiv, in Deutschland zu arbeiten, da die Mindestlöhne hier deutlich höher sind und die Kranken- und Pflegeversicherungen sehr gut.“ Daraus ist Nozons Geschäftsmodell entstanden, 2006 hat sie ihr Unternehmen „ Paula Pflege “ (Paula ist der Zweitname von Nozon) in Hannover gegründet. Die Unternehmerin vermittelt polnische Pflegerinnen an Menschen, die im heimischen Umfeld betreut werden möchten und auf eine 24-Stunden-Kraft angewiesen sind. Was übrigens nicht teurer als ein Platz im Pflegeheim sei. Nozon pflegte ihre Mutter und Schwieger-Oma: Ungefähr zur selben Zeit wurde die Großmutter ihres damaligen Mannes (und Uroma ihrer Tochter Eliana, 12) nach zwei Hüft-OPs pflegebedürftig, auch Nozon kümmerte sich um sie. Die ganze Familie war eingespannt, eine Herausforderung für alle. Da kam ihr die Idee mit den polnischen Pflegekräften. Später wurde auch Nozons Mutter pflegebedürftig, sie erkrankte vor sieben Jahren an Alzheimer. Im November verstarb sie, nur ein paar Tage nach dem NP-Gespräch, in dem die Unternehmerin viel über ihre Mutter sprach. Warum 24-Stunden-Pflege wichtig ist: „Wenn ich durch diese Erfahrungen eines gelernt habe, dann wie wichtig es ist, dass Menschen in Würde altern können. Und ein Pflegeheim ist nicht für alle die beste Lösung. Verpflanzt man einen alten Baum, kann er eingehen.“ Der Umzug von einem Haus, in dem ein Mensch vielleicht sein ganzes Leben gewohnt habe, in ein 15 Quadratmeter großes Zimmer im Pflegeheim, sei oft eine zu große Umstellung im Alter. „Für manche ist es aber auch genau die richtige Lösung. Alle Formen der Pflege haben ihre Berechtigung und sind wichtig.“ Aber: Die Pflegeheime sind überlastet, denn die Bevölkerung wird immer älter („Mit dem Bauen neuer Heime kommt man so schnell gar nicht hinterher“) und alte Menschen leben oft alleine, die Familie ist längst ausgezogen. „Es wird immer seltener, dass man mit mehreren Generationen unter einem Dach lebt und immer jemand da ist, der nach Oma gucken kann.“ Erkrankungen in der Familie veränderten Nozon: Die Erkrankung ihrer Ex-Schwiegeroma war für Nozon der Grund für eine berufliche Umorientierung, die Erkrankung ihrer Mutter für eine persönliche Veränderung. „Ich krempelte mein Leben komplett um und habe meinen alten Lebensstil überdacht. Es war wie eine Erleuchtung.“ Sie setzte sich mit Ärzten und Molekularbiologen auseinander. Sie wollte alles darüber erfahren, wie sich ein gesunder Lebensstil auf die Gesundheit auswirkt. Nozon stellte die Ernährung auf vegetarisch-vegan um (auch Söhnchen Henry, 6, den sie mit ihrem Mann Mike Nozon, hat, isst kein Fleisch) fing mit Yoga und Meditation an, lässt regelmäßig ihr Blut kontrollieren und sich Vitamin-Infusionen legen. „Das kann ich nur empfehlen. Ein richtiger Energie-Kick für den Körper!“ Optisch scheint es auch zu wirken. Nozon lacht. „Die Menschen nehmen mir tatsächlich meistens nicht ab, dass ich über 40 bin.“ Umso besser für ihr zweites Standbein als Model. Gerade stand sie für die neue Kampagne der Hamburger Modemarke „Sailors and Brides“ vor der Kamera. Der Fotograf: natürlich Nikolaj Georgiew. Lesen Sie auch Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland um mehr als 20 Prozent gestiegen ARD-Doku: Julia Pfetzing-Hintze, Danielo Hintze und Arvid aus Neustadt Von Josina Kelz