Hannover: Diese Gastronomen wagen einen Neustart in der Corona-Krise

Andreas Oldenburger (37) ist die Erleichterung anzuhören. „Das Feedback der Gäste ist durchweg positiv“, sagt der Mann, der das Taco-Lokal „Locorito“ in der Nordstadt betreibt und sich mit drei Gastro-Kollegen zusammengetan hat, um an der Schmiedestraße das „Cuchillo“ (spanisch für „Messer“) zu eröffnen. Aber Oldenburger, Daniel Jäger (34) vom „Harp“ sowie Monty Emrich (30) und Frido Marquardt (32) vom „Schenker“ starteten nicht mit ausgelassenen Eröffnungsfeiern durch. Seit sie im „Cuchillos“ am 13. Juli das erste Mal Burger, Steaks und Tacos servierten, ist ihr Arbeitsalltag von Hygieneverordnungen und Abstandsregeln bestimmt. Das gilt natürlich für alle Gastronomen, doch eine Neueröffnung in diesen Zeiten ist einmal mehr eine Herausforderung. Zumal im Hintergrund weiter geplant und gebaut wird. „In der oberen Etage sind wir noch am Werkeln“, sagt Oldenburger. Dort, im ersten Stock der Location, soll ein Eventbereich für „Private Dinings“ entstehen, den Gruppen buchen können. Hingucker wird ein LED-beleuchtetes Kühlhaus für Bierfässer, aus denen sich Gäste am Tisch selbst Bier zapfen können. „Wir hoffen, dass wir das bis Ende August fertig haben.“ Mit Hochdruck wird auch am Außenbereich gearbeitet, 50 bis 60 zusätzliche Plätze sollen hier entstehen. „Wir ziehen das jetzt durch“: Bewegte Zeiten erfordern einen starken Willen. „Wir lassen uns nicht beirren, wir ziehen das jetzt durch“, sagt Andreas Oldenburger. Ihn und seine Mitstreiter motiviert, wie gut Speisen und Ambiente bei den Besuchern ankommen – und zwar nicht nur beim Jungvolk. „Neulich war ein älteres Paar hier. Die beiden hatten noch nie Tacos gegessen und haben das total abgefeiert.“ Feiern wollten auch Ferdi Simsek (39) und Benjamin Busmann (30). Die Eröffnung ihres 200 Quadratmeter großen Steakhauses „Lindenblatt 800 Grad“ an der Knochenhauer Straße nämlich – und zwar im März 2019. Doch die Kernsanierung des Gebäudes zog sich hin, dann reichte die Stromversorgung nicht aus, der Corona-Shutdown legte viele Arbeiten lahm. Erst am 6. Juli konnte es losgehen. Und es läuft: „An Besuchern mangelt es nicht“, sagt Ferdi Simsek, der wie seine Kollegen beobachtet, dass es die Menschen nach der Corona-Pause nach draußen zieht. „Aber nicht alle Plätze anbieten zu können, das tut schon weh.“ Finanziell macht er sich angesichts der Pandemie nichts vor. „Als Gastronom in diesem Jahr mit großen Gewinnen zu rechnen, wäre eine Illusion.“ Mit Busmann betreibt er das ursprüngliche „Lindenblatt“ an der Limmerstraße, außerdem die „Lindenblatt“-Burgerbar gegenüber des Astor-Kinos, das den Spielbetrieb noch nicht wieder aufgenommen hat. „Darunter leidet der Betrieb dort natürlich sehr“, sagt Simsek. Wirte glauben nicht an schnelle Entspannung: Trotzdem: „Die Erleichterung, geöffnet zu haben, überwiegt.“ Die verordneten Maßnahmen hält der Gastronom, der „ohne Ende froh“ ist, in Corona-Zeiten in Deutschland zu leben, für absolut erforderlich. Ein Ende von Abstandsregeln und Hygieneverordnungen ist für ihn nicht in Sicht. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich daran in diesem Jahr nichts mehr ändern wird.“ Der Frühstücksladen „Seven Sundays“ an der Osterstraße ist durch seine kreativen Pancake-Kreationen seit 2018 ein Publikumsmagnet. Die Eröffnung der zweiten Filiale an der Friesenstraße stand kurz bevor, als coronabedingt die Gastronomie runtergefahren wurde. „Ein paar Tage waren wir wie paralysiert“, erinnert sich Efthimios Eleftheriadis (37), der das erste reine Frühstücksrestaurant der Stadt mit Marco Fernandes (38) führt. Weniger Konkurrenzdenken durch die Krise: Das Lokal an der Osterstraße war dicht, die Bauarbeiten im zweiten Laden stockten, weil auch nicht mehr alle Gewerke geöffnet hatten. „Wir mussten umdenken“, sagt Eleftheriadis, der mit Partner Fernandes schnell auf Abholung und Bringdienst umstellte. Einen positiven Aspekt hat der 37-Jährige der Krise abgewonnen. „Der Austausch unter uns Gastronomen ist stärker geworden, es ist mehr Rücksicht entstanden. Das Konkurrenzdenken hat abgenommen“, sagt er. Am 26. Juni haben die Gastronomen ihr zweites „Seven Sundays“ geöffnet, bieten in der Lister Filiale sogar eine Abendkarte an. Das begeisterte Feedback der Gäste macht den beiden Mut. „Wenn man an sein Konzept glaubt“, sagt Efthimios Eleftheriadis, „kann einen selbst so eine Krise nicht umwerfen.“ Lesen Sie auch Das „Seven Sundays“ am Weißekreuzplatz in Hannover ist fertig Ferdi Simsek und Benjamin Busmann eröffnen "Lindenblatt 800 Grad" Restaurant "Cuchillos" in Hannover bietet Tacos, Steaks und Burger Von Julia Braun