Hannover: Darum ist das "11A" am Küchengarten ein Kunstwerk

Seit zwölf Jahren betreiben Verena Schindler (55) und Christoph Elbert (58) das „11 A“ am Küchengarten. Warum hinter einer starken Frau auch ein fantastischer Koch steht, verrät uns die Wirtin in diesem Interview. Wie sind Sie Wirtin geworden? Von Haus aus bin ich Grafikerin, habe Kunst studiert. Privat hatte ich schon immer zuhause einen großen Topf auf dem Herd stehen – und die Leute kamen zu mir. Irgendwann hatte ich zu wenig Platz an meiner Tafel und dachte: „Da müsste man ein Restaurant drum herum bauen.“ Jetzt habe ich den Salat (lacht). An meinem Geburtstag, am 14. Februar, haben Christoph und ich 2008 das „11 A“ gegründet. Warum haben Sie das Lokal so genannt? Die Adresse lautet „Am Küchengarten 11 A“. Es ist eine kleine Küche mit großem Garten. Und wird dem gerecht, was es früher war: der Kräutergarten der Welfen, quasi die Fortsetzung von Herrenhausen bis hier her. Heute leben wir hier aber in demokratischen Zeiten, deshalb gilt „Gourmetküche für alle“. Ihmerauschen, Boca, Plümeke, „Walk on the wild side“ kamen dazu ...... aber „11A“ ist das Mutterschiff. Ein Restaurant kann auch ein Kunstwerk sein. Das ist Kreativität pur, man kann es auch als Dauerinstallation beschreiben. Und „11A“ ist ein Lokal, das nie langweilig wird. Drumherum haben wir immer viele Ideen umgesetzt wie die gastrosophischen Abende „Feed your head“ in der Cumberlandschen Galerie im Schauspielhaus. Wie haben Sie die Corona-Zeit gewuppt? Ich habe jeden Morgen mit Christoph Kaffee getrunken, philosophiert und hin und her überlegt, was wir alles machen könnten. Ideen hatten wir viele – es wäre die Quadratur des Kreises gewesen. Am Ende haben wir das Lokal so gelassen, wie es ist und unsere Gäste haben sich so gefreut, als wir wieder aufgemacht haben. Sie haben zum Teil mit Tränen in den Augen bestellt. Ein Restaurant ist für viele Menschen mehr als nur ein Ort zum Essen. Privat habe ich die Zeit in meinem Garten verbracht, der ist erst in diesem Jahr entstanden. Das ist das Gute an Corona, dass man die Pflanzen als die neuen Freunde des Menschen erkannt hat. Was bringt der Corona-Herbst? Wir werden die Terrasse in der Mitte regendicht herrichten. Wir wollen einen kleinen Ofen in die Mitte stellen, drum herum wird es Hecken geben. Den lauschigen Außenbereich wollen wir nicht mit Heizpilzen, sondern mit innovativeren Mitteln angenehm gestalten. In der Cocktailbar „Walk on the wild side“ haben wir einen großen Tisch für „Private dining“, da können auch kleine Weihnachtsfeiern stattfinden. geboren am 14.Februar 1965. Schindler studiert Kunst in Köln, danach Grafik- und Webdesign. Sie hat eine 31 Jahre alte Tochter, die in Berlin lebt. Mit Christoph Elbert hat sie einen zwölfjährigen Sohn. 2008 eröffnet das Paar das „11 A“ am Küchengartenplatz in Linden, sie bieten „unkomplizierte Feinschmeckerküche und moderne Hausmannskost“. Zwei Jahre später kommt die Weinbar „Ihmerauschen“ dazu, 2014 die Gastrobar „Boca“ (Kriegerstraße 43) in der List, 2016 übernehmen die Gastronomen die Traditionskneipe „Plümecke“ (Voßstraße 39). Letzter Streich ist die Bar „Walk on the wild side“, der Kreis schließt sich wieder am Küchengarten. Infos unter www.11a-restaurant.de Welche Eigenschaften sollte ein guter Wirt haben? Es ist wichtig, dass man drei Sachen zusammenbringt: Erstmal den Spaß, die Freude, die ein Restaurantbesuch mit sich bringt. Dann die Verantwortung für Qualität und Nachhaltigkeit. Und drittens die Wirtschaftlichkeit. Diese drei Säulen muss man in Einklang bringen. Und man sollte die Zukunft mit gestalten wollen. Bei unserem Start vor zwölf Jahren war „regional“ und „bio“ neu, heute ist es Standard. Welche Eigenschaft sollte ein Gast mitbringen? Blonde Locken, grüne Augen, muskulöser Körperbau, sowie ein bisschen Sinn für Humor (lacht). Welche fünf Lebensmittel würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Sämereien für meinen Gemüsegarten, damit ich nicht nur eine gute Mahlzeit habe. Den Rest darf mein liebster Koch, also Christoph, aussuchen. Er würde wohl qualitativ hochwertiges Fleisch wählen. Was ist ein Lieblingsgericht Ihrer Kindheit? Bei Papa war es „Gulasch mit Ugali“ – das ist ostafrikanische Polenta, traditionell wird das Gericht mit der Hand gegessen. Mein Vater hatte damals Freunde, die Diplomaten und Journalisten bei der Deutschen Welle in Köln waren. Da waren auch immer Tansanier dabei, daher kam das wunderbare Gericht. Bei Mama war es die hausgemachte Sauce bearnaise. Sie hat sie klassisch in Zwiebeln und Essig ausgekocht. Mit Filetsteak, Mais und Reis war das ein perfektes Kindergericht für mich. Welche Trends erkennen Sie in der Gastronomie? Wir waren gerade im „Essigbrätlein“ in Nürnberg essen – da gibt es 80 Prozent Gemüse und 20 Prozent Fleisch. Ähnlich dem, was wir im Boca machen, aber auf Zwei-Sterne-Niveau. Vegane und vegetarische Gerichte werden immer stärker. Wo gehen Sie in Hannover gerne essen? Zu Nico Mauer ins „Soul Kitchen", er kocht einfach grandios – er hat ja auch hier bei uns gelernt (lacht). Das „Fernost“ auf der Deisterstraße ist ein chinesischer Imbiss, da gibt es – pssst! – eine Geheimkarte, die ist auf chinesisch geschrieben. Diese Gerichte sind sehr authentisch. Und das beste Eis gibt es bei „Frioli“ in der Stephanusstraße, für das Spaghetti-Eis kommen die Leute aus der ganzen Stadt. Habt Ihr ein „Signature Dish“ als Aushängeschild im „11A“? Nein. Jedes Gericht hat seine Berechtigung, egal ob vegetarisch, mit Fleisch oder vegan. Allerdings hatten wir beim Lockdown-Start eine Team-Besprechung, um zu klären, was wir mit den Lebensmitteln machen. Christoph hielt eine Ansprache und sagte: „Und wenn Corona für eines gut ist, ich schwöre hiermit, es wird hier keinen Burger mehr geben.“ Aber er steht immer noch auf der Karte (lacht). Er ist einfach gefragt. Wie schaffen Sie den Ausgleich zur stressigen Gastronomie? Im Restaurant hat man Stress – aber wo Schatten ist, ist auch Licht. Ich führe zu Hause ja keinen Haushalt, sondern entspanne mich dort. Und hinter jeder starken Frau steckt immer ein guter Koch. Was Christoph am liebsten macht, wenn er frei hat? Er kocht. Im Urlaub auch. Manchmal boxen wir uns gegenseitig vom Herd weg. Lesen Sie auch "Bar Anejo" in Hannover-Linden: Venezuelas Küche und Rum-Tastings Gastro-Typen: Sebastian Wilkens ist Sommelier im Vince Gastro-Typen: Marcus Reinert ist Geschäftsführer in "Reimanns Eck" Von Luisa Verfürth