Calenberger Palme: Im Kino Lodderbast gibt es Grünkohl

Sie hatten es satt: „Sich immer nur diesen traurigen leeren Raum anzuschauen – das ging einfach nicht mehr“, sagt Johannes Thomsen. Im Januar 2018 hatten er und seine Frau Wiebke das Mini-Kino Lodderbast (39 Quadratmeter, 20 Sitzplätze) an der Berliner Allee 56 eröffnet, seit März flimmert kein Film mehr über die Leinwand. Also starten die beiden nun mit einem gänzlich neuen Produkt. Ab 31. Oktober bieten die Thomsens Grünkohl an. „Calenberger Palme“ heißt ihr Außer-Haus-Verkauf – „so hat mein Vater Grünkohl immer genannt“, sagt Johannes Thomsen. „Der weltweit erste und einzige Imbiss mit nur einem Gericht auf der Karte“: So bewerben die Kreativgeister ihr Projekt. „Wir machen das aus voller Überzeugung“, betont der 39-Jährige. Schmalzkartoffeln heißen „Südstädter Knurrhähnchen“: „An jeder Ecke gibt es inzwischen Poke-Bowls, Quinoa-Salat und andere Hipster-Gerichte.“ Das schreie nach einer deftigen Reaktion. Und einer lokal verwurzelten. „Wir als Hannoveraner sind ja schon als Babys mit Grünkohl gefüttert worden.“ Eine Portion selbstgemachten Calenberger Grünkohl mit Bregenwurst und Schmalzkartoffeln (die hier „Südstädter Knurrhähnchen“ heißen) sowie „einem guten Schlag Löwensenf“ wird es im Lodderbast für 7,90 Euro geben. Die vegetarische Variante soll 6,90 Euro kosten. Verliebte können auch „Romantik unter Calenberger Palmen“ ordern. Neben zwei kompletten Portionen gibt es dann zwei „Gedecke“ (Bier und Schnaps) – und ein Teelicht. Geöffnet ist die Calenberger Palme Dienstag bis Freitag und Sonntag von zwölf bis 15 Uhr (dann kostet die Portion Grünkohl 5,90 statt 7,90 Euro) und von 18 bis 22 Uhr. Sonnabends und montags gönnt sich das Ehepaar, das den Kohl eigenhändig nach altem Familienrezept kocht, eine Verschnaufpause vom Job am Herd. Produkte sind regional, teils auch bio: Alle Produkte stammen aus der Region, sind teilweise biozertifiziert. Den Grünkohl beziehen die Kinobetreiber aus Isernhagen, die Kartoffeln aus Mandelsloh, die Wurst von Fleischerei Fritsch. „Der Chef nennt sich ,Wurstdesigner’“, sagt Thomsen und lacht. Bier, Schnaps und Softdrinks gibt es ebenfalls an der Grünkohl-Theke, die Mashsee-Brauerei produziert eigens ein Bier. Name: Calenberger Palme. Bis März wollen Johannes und Wiebke Thomsen auf das neue Standbein setzen und den Corona-Winter überbrücken. Sie hoffen, dass im Frühjahr wieder ein Kinobetrieb möglich ist. Aber selbst dann könnte es sein, dass das Lodderbast im Herbst 2021 erneut zur Grünkohl-Bude wird. „Wenn es gut läuft, wiederholen wir das“, sagt Thomsen. Er hofft, dass Hannover „uns die Bude einrennt.“ Die richtige Einstellung ist jedenfalls vorhanden: „Wenn wir was machen, muss es geil sein.“ Lesen Sie auch Kinobetreiber haben wegen Corona Existenzängste Hans-Joachim Flebbe eröffnet sein Astor wieder Hannover: Kino Lodderbast ist Deutschlands beliebtestes Kino Von Julia Braun