Barsinghausen: Mit Nana-Torte zur Konditoren-Meisterschaft

„Wir sind glücklich und stolz, dass unsere Tochter unser wunderschönes Handwerk erlernt hat“, sagen die Eltern von Milena Mordfeld (24) aus Barsinghausen. Die Bäckerei Hünerberg gibt es bereits in siebter Generation, inzwischen mit elf Filialen am Deister unter der Geschäftsführung von Bäckermeister Hendrik Mordfeld (45) und seiner Frau Sabine Hünerberg-Mordfeld (44). Inzwischen hat die Tochter als achte Generation ihre Ausbildung mit der besten Gesellenprüfung in Hamburg in der renommierten Konditorei Lindtner absolviert, sie ist somit qualifiziert für die Meisterschaft des Deutschen Konditorenbundes. Inzwischen ist die junge Frau sogar Konditormeisterin. „In der zweitägigen Praxisprüfung waren 14 Teile herzustellen“, erzählt die 24-Jährige. Die hat sie wieder ihrem Herzensthema gewidmet: Niki de Saint Phalle (†71). Schon bei ihrer Gesellenprüfung hatte sie die Vorgabe „Sinfonie aus Form und Farbe“ mit einer zweistöckigen Torte mit dem Titel „Hommage an Niki de Saint Phalle“ umgesetzt. Zwei Nanas auf der Prüfungstorte: „Ich bin künstlerisch interessiert, mag die Nanas sehr“, sagt Milena Mordfeld über die drall-bunten Damen die am Hohen Ufer in Hannover stehen – eine Schokoladen-Nana tanzte auf ihrer Prüfungs-Torte, eine aus Marzipan ließ die Beine über den Kuchenrand baumeln. „Eine tolle Bestätigung ihrer Kreativität und Leistung. Wir freuen uns schon heute auf die Impulse, die sie unserem Traditionshaus bald geben wird“, sagen die Mordfelds stolz. Sie drücken natürlich die Daumen für den Konditoren-Bundesvergleich. Coronabedingt wurde das große Finale aber ins nächste Jahr verlegt. Milena Mordfeld bringt beste Voraussetzungen mit, muss die Konkurrenz nicht scheuen. Denn Bäckerei Lindtner an der Eppendorfer Landstraße hat in der Hansestadt einen traditionell guten Ruf, nicht zuletzt wegen ihres Ambientes. Die Qualität der Waren wusste zum Beispiel Ex-Kanzler Helmut Schmidt (†96) als Kunde zu schätzen. „Lindtner ist in Hamburg eine Institution“, erklärt Milena Mordfeld, die nach dem Abitur 2014 eine zweijährige Bäcker-Ausbildung bei Göing in Hannover und im elterlichen Betrieb gemacht hat. Es folgte ein BWL-Studium, vor der Handwerkskammer Hannover ließ sich die junge Frau als Betriebswirtin prüfen lassen. Seit gut 200 Jahren gibt in Barsinghausen die Familie Hünerberg Erfahrung und Rezepte weiter. Erst als Nebenerwerb, um die kargen Erträge aus der Landwirtschaft aufzubessern. Alsbald stand die Familie Nacht für Nacht in der Backstube, jede Generation hat das Unternehmen weiterentwickelt – ohne mit den Prinzipien zu brechen. Auch Milena Mordfeld will die Tradition fortsetzen: „Deshalb habe ich ja in den letzten sechs Jahren das Handwerk von der Pike auf gelernt.“ Pralinen und Torten mit Schoko produziert sie besonders gerne. Und das ohne dabei zu naschen. „Bei der Arbeit habe ich keinen Appetit, obwohl ich Schokolade eigentlich sehr gerne mag.“ Als Jugendliche wurde Mordfeld übrigens im Reit- und Fahrverein St. Georg 2009 Vereinsmeisterin der Juniorinnen mit dem Einspänner. Ein zeitaufwendiges Hobby mit der Kutsche. „Fahren und Reiten habe ich aufgegeben“, erzählt Milena Mordfeld. „In den letzten Jahren habe ich mich komplett auf die Ausbildung konzentriert. Ich überlege, ob ich nicht wieder mit dem Ballett anfange. Denn das ist guter Ausgleich, weil Körperspannung und Körperkraft gefördert werden.“ Die kann sie sicher brauchen in den nächsten Wochen: „Ich freue mich auf das Weihnachtsgeschäft.“ Lesen Sie auch: Kalter Kaffee: "Cold Brew" ist in Hannover ein Trendgetränk Koscherer Gin von "Simons of Hannover" Von Rainer Hennies