Prachtstück

Ambiente Einfach nur essen gehen am Samstagabend? Das neue Restaurant gehört zur Spielbank, die sich nach der Hausnummer am Raschplatz jetzt „RP5“ nennt. Im „Casino Royal“ wird um elegante Kleidung gebeten. Eine Kleiderordnung gibt es im Restaurant nicht, trotzdem tauschen wir Jeans gegen feineres Tuch. Und fühlen uns prächtig im „Prachtstück“, das in Hannovers Gastroszene eine besondere Rolle einnehmen will. Der Teppich schluckt jeden Schritt, graue Lederbänke mit hohen Lehnen, Spiegel, ein raffiniertes Beleuchtungssystem, von der Decke wächst eine Lampenlandschaft, die an eine Mohnblumenwiese erinnert. Die Tische sind fein gedeckt: wuchtige Weingläser, Stoffservietten - und jede Menge Besteck. Luftige Vorhänge lassen trotzdem den Blick nach draußen zu: Cineasten streben zu den Kinos, später kommt das Diskopublikum dazu. Voll das Leben am Raschplatz. Publikum Am Startwochenende ist noch nicht viel los, das neue Restaurant muss sich sein Stammpublikum erst erobern. Drei ältere Herrschaften tafeln an einem runden Tisch, eine Flasche Weißwein ruht im Kühler, man prostet sich aufgeräumt zu. Ein Pärchen Mitte 30 studiert die Speisekarte. Ob sie wohl nach dem Dessert noch eine Runde am Black-Jack-Tisch versuchen? Immer mal wieder wagen Neugierige einen Blick in den Gastraum und werden ausgesucht freundlich herumgeführt. Service Auch wer nicht für einen dreistelligen Betrag speist, wird behandelt wie ein König. Die Kellnerinnen und Kellner (wir sehen viele verschiedene an diesem Abend) sind fürsorglich und hervorragend ausgebildet. Teller werden im perfekten Timing von jeweils zwei Kollegen serviert, Geschirr schnell und lautlos abgeräumt, ein herzliches Lächeln gibt es stets gratis dazu. „Uns haben zehn Tage gefehlt“, entschuldigt Restaurantleiter Ralf Heimberger den „Kaltstart“ ohne Probezeit. Davon hat man am ersten Wochenende kaum etwas gemerkt. Essen & Trinken Die Weinkarte erschließt neue Preisdimensionen - für ein 0,2-Glas Château Kirwan mit der Spitzen-Bordeaux-Klassierung “3è Cru“ zahlt man 46 Euro. Da nehmen wir lieber die 0,1-Probier-Größe des 2006er Lemberger Barrique (5,80 Euro, sehr kraftvoll). Statt der Silvaner Spätlese, die aufgrund eines Kühlschrank-Ausfalls zu warm gewesen wäre, bietet der Restaurantleiter zwei super Alternativen zum selben Preis (5,30 Euro) - der kräftige Grauburgunder mit wenig Säure ist hervorragend. Einen „Grill Room“ hatte Hannover noch nicht - Fleisch ist einer der Schwerpunkte der Speisekarte. Zur Auswahl stehen argentinisches Rind, „freesisch Ochs“ und „Iowa Prime“, jeweils in den Variationen Rumpsteak, Filet und Rib-Eye. Das alles in fünf verschiedenen Garstufen, die punktgenau jeden Geschmack bedienen. Der Gruß aus der Küche ist aber erstmal vegetarisch: drei Sorten Mini-Baguettestangen, Sticks aus Paprika, Gurke, Karotte und Kohlrabi, ein würziger Tomaten-Kräuter-Dip. Süße oder salzige Butterstangen aus Frankreich reicht die Kellnerin mit der Zange von einem Tablett. Und bringt gerne eine zweite Runde des Küchengrußes, während wir immer noch die Speisekarte diskutieren. Die hat eine große Bandbreite: Austern (Stück 2,40 Euro) stehen darauf, Tartar von Rind, Lachs oder Tunfisch in drei Zubereitungsarten, aber auch ein klassischer Burger (12,50 Euro). Wir entscheiden uns für Steinpilzravioli (13,50 Euro). Das knackige mediterrane Gemüse mit Oliven, Zucchini und Paprika hat eine charaktervolle Gewürznote, die Basilikumsoße ist leicht geschäumt und ergänzt sich gut mit dem intensiven Geschmack der Pilzfüllung in den Ravioli. Das argentinische Rumpsteak (19,50) wird von Beilagen flankiert, die extra serviert werden, aber auch extra auf der Rechnung erscheinen. Zur Wahl stehen ein Dutzend Gemüsevariationen und Kartoffelspezialitäten (je 3,90 Euro), außerdem sechs Soßen (je 3 Euro). Das Steakmesser gleitet fast ohne Kraftaufwand durch das 180-Gramm-Steak. Innen zartrosa, außen würziger Grillgeschmack. Grüne Pfeffersoße und krosse Steak Fries harmonieren gut damit. Das Fleisch ist ein Gedicht und entlockt beim ersten Bissen einen wohligen Seufzer. Kein Zweifel: Dieses argentinische Rind war glücklich auf der Weide! Ist es das Geld wert? Günstig ist etwas anderes. Aber für den Preis gibt es erstklassige Qualität und ausgezeichneten Verwöhn-Service. Fazit Wer sich etwas Besonderes gönnen will, ist hier an der richtigen Adresse. Vorher beim Roulette auf die richtige Zahl gesetzt zu haben, kann aber auch nicht schaden. Besonderheiten Für Kinder geeignet Behindertengerecht Zahlung in bar, per EC und mit allen Kreditkarten möglich Das Steakhaus „Prachtstück“ in Hannover-Mitte im Branchenführer

Grillküche - Prachtstück