Moderne Küche im alten Schloss

Das fast 100 Jahre alte Haus wurde komplett saniert, im Inneren setzen Inge Schild und Partnerin Margrith Possienke („Marg-i“ ist die Abkürzung aus beiden Vornamen) auf moderne Sachlichkeit und klare Formen: heller Dielenfußboden, weinrot-weiße Wände, Elektro-Kronleuchter, Retro-Hirschgeweihe. Auf jedem Tisch stehen kleine, individuelle Blumengebinde. Ruhige Popmusik sorgt zusätzlich für entspannte Atmosphäre. Weiterer Pluspunkt: Die Tische stehen so weit voneinander entfernt, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt und man nicht unfreiwillig Ohrenzeuge von vertraulichen Gesprächen der Nachbarn wird. Publikum An diesem Sonnabendabend ist beinahe jeder Tisch belegt. Nebenan lässt sich eine größere Geburtstagsgesellschaft verwöhnen, Paare jedes Alters genießen das Wochenende. Der Umgang mit den Gästen ist persönlich. Servic e Chefin Inge Schild steht in der Küche und hat zwei junge Servicekräfte für den Abend engagiert. Sie machen ihre Sache gut, sind aufmerksam, freundlich und zuvorkommend. Während wir die Speisekarte gereicht bekommen, macht uns eine der jungen Damen noch auf die verschiedenen Tagesempfehlungen aufmerksam. Essen und Trinken Nach dem Studium der viel zu umfänglichen Speisekarte (sie wird in Kürze reduziert) haben wir uns für zwei Suppen als Vorspeise entschieden: für die „HWK“ und die „Madame Butterfly“. „HWK“ (5,50 Euro) ist der Name für eine klare Gemüsesuppe mit reichlich Einlage, die mit Sherry passend ergänzt und zu der ein krosses Stück Weißbrot gereicht wird. Bei „Madame Butterfly“ handelt es sich um eine Chili-Preiselbeersuppe (5,50 Euro), die in einem Weckglas serviert wird. Inge Schild gelingt hier die Kombination von süßlich und pikant ganz hervorragend. Auch hierzu gibt es knuspriges Brot. Wir sind vom Auftakt angetan – er verheißt viel Gutes für die nächsten Gänge. Die gestiegene Erwartung an die Küche können die beiden nun folgenden Hauptspeisen voll und ganz erfüllen. Fantasievoll sind schon ihre Namen: „Lady Gaga“ ist eine Auswahl von mariniertem, gegrilltem Gemüse (Paprika, Zuckerschoten, Möhren, Pilze, rote Zwiebeln), zu der die Küche Bratkartoffeln, Kichererbsen, Kräuterschmand und krosses Brot reicht (12,50 Euro). Vermeintlich einfaches Gasthausessen wird hier durch seine gute Zubereitung auf eine höhere Stufe gehoben. Alles ist bestens verarbeitet, mit bissfestem Gemüse, wohlschmeckenden Bratkartoffeln und einer ausbalancierten Würze. Mit dem Perlhuhn (19,50 Euro) folgen wir einer Tagesempfehlung, die das „Marg-i“ ergänzend zur Speisekarte anbietet. Inge Schild verlässt hier den Pfad der klassisch orientierten Küche und liefert besonders Originelles ab. Im zarten Fleisch des Perlhuhnschenkels befinden sich süßliche Cranberrys, die Haut wurde mit Kurkuma, auch gelber Ingwer genannt, bestrichen. Die Speise gleicht einer großen Gourmetreise vom frankophilen Europa bis nach Asien. Das feine Arrangement ergänzen exakt zubereitete Gemüsesorten wie Zuckerschoten, Brokkoliköpfchen, Paprika und bissfeste Kartoffelspalten. In der Weinkarte entdecken wir Scavi & Ray, eine italienische Top-Weinmarke aus Venetien. Der weiße Wein dieser Marke, den wir bestellen (5,50 Euro), ist ein sommerfrischer, leichter. Und angesagt: Scavi & Ray ist der offizielle Prosecco der Fashion Week in Berlin. Im „Marg-i“ kommt der Bianco sehr gut gekühlt auf den Tisch und schmeckt exzellent (5,50 Euro). Ist es das Geld wert? Hier stimmt das Gesamtpaket: schöne Umgebung, netter Service, frische Zubereitung, faire und angemessene Preise. Fazit Längere Zeit stand das Parkschlösschen in Lehrte leer und sollte schon abgerissen werden. Eine Unterschriftenaktion von Lehrtern verhinderte dies vor einigen Jahren. Der Einsatz hat sich gelohnt – an historischer Stätte hat die Kleinstadt heute ein Eins-A-Restaurant. Besonderheiten: Für Kinder geeignet Hunde willkommen Behindertengerecht Zahlung; bar, EC

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