Algarve

Ambiente Schick ist nicht unbedingt das erste Attribut, das einem beim Portugiesen „Algarve“ in den Sinn kommt. Wer Wert auf optisch klar erkenntliche Linien setzt, wird hier nicht glücklich. Die eine Wand holzvertäfelt, die andere mit Korkplatten besetzt, darüber Fliesenstücke, Porzellanfische, eine Gitarre, Portugal-Schals. Das ist urig, aber nicht hip. Dafür fühlt man sich nach fünf Minuten wie im Urlaub. Publikum Ein junges Pärchen, eine portugiesische Männerrunde, ein Ehepaar um die 50 - die Gäste sind gemischt. Nur im Anzug oder dem kleinen Schwarzen fiele man wohl auf. Service Kaum sitzen wir, wird die Karte gereicht und auf Wochenangebote hingewiesen. Die seien noch etwas mager, erklärt die fröhliche Chefin Edite Valente, es ist der erste Abend nach der Sommerpause. Bei Nachfragen zu Speisen muss sie manchmal erst ihren Mann Rodriguez - er kocht - sprechen, berät dann aber gern. Essen & Trinken Das Aioli, das uns unaufgefordert auf den Tisch gestellt wird, ist ein Super-Start in den Abend. Die orangefarbene Buttercreme ist mit Petersilie zubereitet, passt perfekt zu dem frischen Weißbrot und vertreibt die Zeit bis zu den Vorspeisen. Die Entscheidung fällt dabei auf „Chaminhons do Algarve“, also die Champignons nach Art des Hauses (sechs Euro) und die Garnelen ohne Schale in Portwein (ebenfalls sechs Euro) - wie viele Gerichte hier mit Knoblauch zubereitet. Die frischen Pilze liegen in einer heißen Sahne-Tomatensoße mit Lorbeer-Aroma, die ihren köstlichen Geschmack aber erst nach einer kurzen Abkühlzeit entfalten kann. Die Garnelen sind ebenfalls sehr frisch und vor allem nicht zu trocken. Die intensive Portwein-Soße bekommt durch den Knoblauch zusätzliches Aroma, ohne den Geschmack zu übertünchen. Der dazu bestellte weiße Capitulo (laut Karte 3,50 Euro, auf der Rechnung 2,50 Euro) ist leicht und süffig. Als Hauptgang bekommen wir den Meeresfrüchtereis (10,90 Euro) und ein Rumpsteak in Senfsoße (9,90 Euro). In dem paellaähnlichen Gericht liegen - liebevoll im Tontopf angerichtet - in einer Tomatensoße Gambas, Venusmuscheln, Tintenfisch, Seeteufel, sogar Hummerstückchen. An den Meeresbewohnern gibt es nichts zu mäkeln, der Reis ist leider etwas weich geraten. Das geschmacklich erstklassige Rumpsteak ist bedeckt von einer gelben Senfsoße mit Pfefferkörnern. Die ist würzig, aber nicht zu scharf. Auch hier ein kleines Beilagenproblem: Die Pommes könnten etwas knuspriger sein. Der mitgelieferte Salat ist rustikal, dafür gut mit Essig und Öl angemacht. Das herbe Superbock-Bier (1,60 Euro) aus Portugal passt perfekt, mein Gegenüber bleibt beim Hauswein. Eigentlich schon satt, beschließen wir, uns einen Karamellpudding (2,70 Euro) zu teilen. Der ist leicht süß und wenig aufregend, dafür ist die ebenfalls hausgemachte Karamellsoße ein Gedicht. Sehr kräftig, bildet sie mit dem Pudding eine gelungene Symbiose. Als Absacker wählen wir Likör, einmal einen Beirão (2,10 Euro), dessen Kräuter-Aroma delikat ist. Gewinner im Vergleich ist aber der Mandellikör Amendoa Amarga (2,10 Euro), ein süßer Gaumenschmeichler. Ist es das Geld wert? Definitiv. Die Portionen sind ausladend, wobei Quantität nicht mangelnde Qualität vertuschen soll. Fast alle Hauptgerichte liegen im Bereich von zehn Euro. Fazit Man merkt, dass es ein Familienbetrieb ist: Hier wird mit Liebe und aus Überzeugung gekocht. Das „Algarve“ könnte nicht portugiesischer sein. Ab Mitte Oktober gibt es auch einen Raucherbereich sowie ein Geschäft für portugiesische Spezialitäten nebenan. Besonderheiten Für Kinder geeignet Hunde willkommen Zahlung nur in bar möglich Das „Algarve“ in Linden-Süd im Branchenführer

Portugiesische Küche - Algarve