Außer-Haus-Gastronomie in Hannover: das bieten Peanuts und Paladino

Der Ton, mit dem Maike Psarreas den Neustart via Facebook und Instagram ankündigte, war flapsig: „So, Freunde des gepflegten Suffs und des unsteten Lebensstils. Ab morgen werden andere Saiten aufgezogen.“ Am 11. Januar öffnete die „Peanuts“-Wirtin das Fenster der Kneipe an der Ecke Voß- und Kriegerstraße. Das Motto ihres Außer-Haus-Verkaufs: „Echt jetzt? Natürlich.“ Und natürlich ist auch ihr Angebot: Rohkost, Salate, vegane Suppen, Eintöpfe mit Bio-Fleisch von einem Schlachter in Isernhagen. Dabei hatte Psarreas lange gezögert: „Ich habe mich schwer damit getan, in das To-go-Geschäft einzusteigen, weil dabei ja so viel Plastikmüll anfällt.“ Für das Problem hat sie allerdings eine einfache Lösung gefunden: „Ich mache das jetzt wie meine Oma – mit Weckgläsern.“ Drei Euro Pfand nimmt sie pro Glas, bisher seien auch alle wiedergekommen. Die 42-Jährige hat beim legendären Feinkosthändler „Käfer“ in München die Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau gemacht, ist mit Herz und Seele Wirtin. „Vor 13 Jahren habe ich als Bedienung hier angefangen“, erzählt sie von der engen Verbundenheit mit dem „Peanuts“ in der Oststadt. Vor zehn Jahren übernahm sie das Lokal: „Wir hätten im Januar Jubiläum gefeiert – das holen wir aber nach“, verspricht sie den Stammgästen. Die sind ihr ans Herz gewachsen. „Ich sehe ja, dass viele mit der aktuellen Situation zu kämpfen haben. Auch ich vermisse meinen Job sehr, ich bin gerne Gastgeberin.“ Deshalb hat sie sich auch dafür entschieden, aus dem Fenster der früheren Raucherkneipe („von diesem Konzept haben wir uns schon länger gelöst“) gesunde Kost anzubieten. „Ich weiß von vielen Leuten, dass sie sich im Homeoffice Tütensuppen aufreißen.“ Psarreas hält dagegen und inspiziert morgens das Angebot auf den Wochenmärkten und stellt daraufhin den Speisenplan zusammen. „Ich stöbere in geerbten Rezeptsammlungen und Kochbüchern, setze mich auch mit dem Thema vegane Küche auseinander.“ Salat im 850-Mililiter-Glas verkauft sie für 5,90 Euro, Suppen kosten 5,50 bis 7,50 Euro, Eintöpfe mit Fleisch sind etwas teurer. „Mir tut es gut, etwas zu tun zu haben. Und das Feedback der Kunden ist toll. Wenn der Lockdown vorbei ist, werden wir viel von diesen Erfahrungen für die Speisekarte übernehmen“, kündigt die Wirtin jetzt schon an. So rettete Colantuono seine Vorräte im „Paladino“: Als im März 2020 der erste Corona-Lockdown kam, hatte Antonio Colantuono Kühlschränke und Lagerräume voll. Seit exakt dem 1. September 1988 betreibt er sein italienisches Restaurant „Paladino“ an der Walsroder Straße 71 in Langenhagen, aber so eine Situation hatte er noch nie erlebt. „Da kam mir blitzartig die Idee: Ich brauche Vakuumierer!“, sagt der 63-Jährige. Also schweißt er seitdem seine Gerichte in luftdichten Tüten ein, „so halten die Speisen locker drei Tage im Kühlschrank“, freut sich der Wirt. Und seine Vorräte musste er auch nicht wegwerfen. Nach Bedarf werden die Gerichte zuhause rund fünf Minuten in der Verpackung in 80 bis 90 Grad heißem Wasser erwärmt. „Und dann schmeckt das wie frisch aus der Küche. Die Aromen gehen kein bisschen verloren“, sagt der Wirt. Viele Stammgäste nutzten das praktische Angebot, „vor allem vor Weihnachten lief es sehr gut. Da mussten sich die Gäste nicht auf den letzten Drücker um das Essen kümmern und konnten es schon ein paar Tage eher abholen.“ Wer Speisen wie Lachsfilet mit Blattspinat, Saltimbocca oder Rinderroulade am Abend eingeschweißt abholen will, sollte sich bereits vormittags telefonisch bei Colantuono melden. „Ich bin von Dienstag bis Sonntag immer zu erreichen, mindestens von neun Uhr morgens bis 22 Uhr“, verspricht der Wirt. „Wenn ich nicht im Lokal bin, stelle ich das Telefon um.“ Natürlich kann man alle Gerichte der To-go-Karte auch unvakuumiert bestellen und heiß abholen. Sein Angebot aktualisiert der 63-Jährige regelmäßig. „Neulich wünschte sich ein Gast am Telefon frischen Fisch. Also gibt es an diesem Wochenende Dorade im Ganzen und Seezunge, solange der Vorrat reicht.“ Für die nahe Zukunft wünscht er sich mehr Verlässlichkeit in der Planung. „Diese ständigen kleinen Verlängerungen sind schwierig. Lieber ein längerer Lockdown, nach dem es dann auch wieder richtig weiter gehen kann“, fordert Colantuono. Doch er sagt auch: „Das ist eine schlimme Phase. Aber wir stehen das durch. Ein paar Jahre will ich das hier schließlich noch machen.“ Lesen Sie auch Bredenbeck: "Dorfkrug"-Wirt Daniel Schnoege auf der Erfolgswelle GOP-Varieté bietet Online-Kochkurse mit Kochbox Gastro-App Hey Order: Der neue Herr Ober ist digital und kontaktlos Von Andrea Tratner und Julia Braun